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Archer, Jeffrey

Archer, Jeffrey

Titel: Archer, Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abels Tochter
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sah auf die Uhr: es war neun Minuten nach sieben. »Wo ist der verdammte Kerl?« fragte sie laut. Das Telefon klingelte.
    »Der Außenminister ist am Telefon«, sagte Janet.
    »Was kann ich für Sie tun?«
    Ralph Brooks Stimme klang, als habe Florentyna ihn bei einer wichtigen Arbeit gestört.
    »Wo ist der Präsident?« fragte sie zum drittenmal.
    »Im Moment in seinem Flugzeug«, sagte Brooks rasch.
    »Hören Sie auf zu lügen, Ralph. Es ist zu durchsichtig, selbst am Telefon. Bitte teilen Sie mir mit, wo der Präsident ist.«
    »Auf halbem Weg nach Kalifornien.«
    »Warum hat man ihm nicht geraten, zurückzukommen, wenn die Sowjets mobilisieren und wir die Überwachungstätigkeit verstärkt haben?«

    »Das haben wir ihm geraten. Aber er muß landen, um aufzutanken.«
    »Wie wir alle wissen, muß Air Force I für diese Strecke nicht auftanken.«
    »Er fliegt nicht mit Air Force I.«
    »Warum nicht, zum Teufel?«
    Keine Antwort.
    »Ich schlage vor, Sie sagen die Wahrheit, Ralph, schon um Ihre eigene Haut zu retten.«
    Eine weitere Pause.
    »Als die Krise begann, war er auf dem Weg zu einem Freund nach Kalifornien.«
    »Das kann ich nicht glauben. Für wen halt er sich? Für den französischen Präsidenten?«
    »Ich habe alles Notwendige veranlaßt«, sagte Brooks, ihren Einwurf ignorierend. »In ein paar Minuten wird seine Maschine in Colorado landen. Der Präsident wird sich sofort an Bord von Air Force F15 begeben und in zwei Stunden in Washington sein.«
    »Mit welchem Flugzeugtyp ist er jetzt unterwegs?«
    »Mit einer privaten 737, die Martin Snyder von Blade Oil gehört.«
    »Kann er sich in das geheime Übermittlungssystem einschalten?« wollte Florentyna wissen. Keine Antwort.
    »Haben Sie mich gehört?« fragte sie scharf.
    »Ja«, sagte Ralph. »Das Flugzeug ist eigentlich nicht wirklich abhörsicher.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß jeder Funkamateur während der nächsten zwei Stunden ein Gespräch zwischen dem Präsidenten und dem Generalstabschef mitanhören kann?«

    »Ja«, gab Ralph zu.
    »Ich möchte Sie sofort im Konferenzraum sehen.«
    Wütend knallte Florentyna den Hörer hin.
    Florentyna rannte fast aus dem Büro. Zwei Secret-Service-Beamte folgten ihr die enge Treppe hinunter, vorbei an den Porträts ehemaliger Präsidenten. Sie sah George Washington ins Gesicht, bevor sie in den breiten Korridor einbog, der zum Konferenzraum führte. Die Sicherheitswache hatte bereits die Tür zum Sekretariat geöffnet. Florentyna ging durch ein Zimmer mit lärmenden Schreibmaschinen und summenden Fernschreibern, während ein weiterer Sicherheitsbeamter die schwere Eichentür zum Situation Room für sie öffnete. Die zwei Beamten vom Secret Service blieben draußen.
    Ralph Brooks saß auf dem Stuhl des Präsidenten und erteilte einer Gruppe von Militärs Befehle. Vier der neun Plätze waren bereits besetzt – neben Brooks saß der Verteidigungsminister Charles Selover, zu seiner Rechten der Leiter der CIA, Paul Rowe. Ihnen gegenüber hatten der Generalstabschef General Dixon und der Sicherheitsberater Michael Brewer Platz genommen. Die Tür zur Nachrichtenzentrale stand offen.
    Brooks drehte sich zu ihr um. Noch nie hatte ihn Florentyna ohne Rock und mit geöffnetem Hemdkragen gesehen.
    »Keine Panik, bitte. Ich bin über alles informiert und überzeugt, daß die Sowjets vor der Rückkehr des Präsidenten nichts unternehmen werden«, sagte er.
    »Das glaube ich absolut nicht. Wir müssen während der unerklärlichen Abwesenheit des Präsidenten darauf gefaßt sein, daß die Sowjets tun, was immer sie wollen.«
    »Das ist nicht Ihr Problem, Florentyna. Der Präsident hat mir die Verantwortung übertragen.«

    »Natürlich ist das mein Problem«, sagte Florentyna mit Nachdruck, ohne sich zu setzen. »In Abwesenheit des Präsidenten bin ich für alle militärischen Belange verantwortlich.«
    »Bitte nehmen Sie Vernunft an, Florentyna. Ich führe diesen Laden und möchte nicht, daß Sie sich einmischen.«
    Die leise geführte Konversation zwischen den Anwesenden hörte abrupt auf, als Brooks Florentyna ärgerlich anstarrte. Sie nahm das nächste Telefon zur Hand.
    »Bringen Sie den Justizminister auf den Bildschirm.«
    »Ja, Madam« , sagte der Operator.
    Ein paar Sekunden später erschien Pierre Levales Gesicht auf einem der sechs Bildschirme in der Holzverkleidung der Längswand.
    »Guten Abend, Pierre, hier spricht Florentyna Kane. Wir haben es mit erhöhter Überwachungstätigkeit zu tun, und aus Gründen,

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