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Archer, Jeffrey

Archer, Jeffrey

Titel: Archer, Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abels Tochter
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Satz beendet. Er konnte sich an keinen Abend erinnern, den er mehr genossen hatte. Beim Einschlafen dachte er nicht an Galbraith und Friedman, sondern an Jessie. Am nächsten Morgen begleitete er seinen Vater in die Wall Street und verbrachte den Tag in der Journal’s Bibliothek. Abends erzählte er seinem Vater, was er über Fusionsangebote gelernt hatte und fürchtete, ein wenig zu begeistert zu klingen.
    Nach dem Dinner ging er in sein Zimmer. Niemand sah ihn, als er sich kurz vor zehn aus dem Haus stahl. Im Blue Angel ließ er einen Tisch reservieren, dann wartete er im Vorraum auf Jessie.
    Er spürte, wie sein Herz klopfte, und fragte sich, warum das in Gesellschaft von Mary nie der Fall gewesen war.
    Als Jessie kam, küßte er sie auf die Wange. Bobby Shorts Stimme drang zu ihnen: »Are you telling me the truth or am I just another He?«
    Als Richard und Jessie eintraten, hob Short grüßend den Arm. Richard erwiderte den Gruß, obwohl er den Künstler nur einmal gesehen und nie kennengelernt hatte.
    Man führte sie zu einem Tisch in der Mitte des Lokals; zu Richards Verwunderung setzte sich Jessie mit dem Rücken zum Klavier. Richard bestellte eine Flasche Chablis und fragte Jessie, wie sie den Tag verbracht habe.
    »Richard, es gibt etwas, das ich Ihnen -«
    »Hi, Richard.«
    Richard drehte sich um.
    Am Tisch stand ein anderer junger Mann in Blazer und Flanellhose.
    »Hi, Steve. Darf ich euch bekanntmachen, Jessie Kovats
    – Steve Mellon. Wir waren zusammen in Harvard.«
    »Hast du die Yankees in letzter Zeit gesehen?« fragte Steve.
    »Nein«, erwiderte Richard, »ich halte mich nur an Sieger.«
    »Wie Eisenhower.«
    Sie unterhielten sich eine Weile, ohne von Jessie unterbrochen zu werden. »Ach, da ist sie endlich«, sagte Steve, zur Tür weisend. »Auf bald, Richard. Nett, Sie kennengelernt zu haben, Jessie.«
    Richard erzählte Jessie von seinem Plan, in der Lesterbank in New York zu arbeiten. Sie hörte so aufmerksam zu, daß er nur hoffen konnte, sie nicht gelangweilt zu haben. Er genoß den Abend noch mehr als den vorigen, und als sie gingen, winkte er Bobby Short zu, als wären sie zusammen aufgewachsen. Vor dem Tor von Jessies Haus küßte er sie zum erstenmal auf die Lippen. Einen Moment lang erwiderte sie den Kuß, dann sagte sie rasch

    »Gute Nacht« und verschwand in dem Apartmenthaus.
    Am nächsten Morgen fuhr er nach Boston zurück. Kaum war er im Red House, rief er Jessie an und fragte sie, ob sie Lust hätte, Freitag ins Konzert zu gehen. Sie sagte zu, und zum erstenmal in seinem Leben hakte Richard die Tage im Kalender ab. Mary rief an, und er brachte ihr so schonend wie möglich bei, warum er keine Zeit mehr für sie hatte.
    Das Wochenende war unvergeßlich: die New Yorker Philharmoniker, ein Kriminalfilm, ein Baseballspiel. Am Sonntagabend kehrte Richard widerwillig nach Harvard zurück. Die nächsten vier Monate bestanden aus langen Wochen und kurzen Wochenenden. Jeden Tag telefonierte er mit Jessie, und es gab kein Wochenende, das sie nicht gemeinsam verbrachten.
    Richard begann die Montage zu fürchten.

    Während einer Vorlesung über den Börsenkrach von 1929
    konnte sich Richard absolut nicht konzentrieren. Wie sollte er seinem Vater beibringen, daß er sich in ein Mädchen verliebt hatte, das bei Bloomingdale’s Handschuhe und Wollmützen verkaufte? Richard selbst konnte nicht begreifen, warum ein so intelligentes, hübsches Mädchen so wenig Ehrgeiz besaß. Hätte sie doch seine Möglichkeiten gehabt!… Er schrieb ihren Namen auf seinen Notizblock. Sein Vater würde sich damit abfinden müssen. Er starrte auf das, was er geschrieben hatte: Jessie Kane.
    Als Richard am Freitag in New York ankam, sagte er seiner Mutter, er müsse Rasierklingen kaufen. Seine Mutter schlug vor, die seines Vaters zu benutzen.
    »Nein, nein«, erwiderte Richard, »wir benützen nicht dieselbe Marke.«

    Kate Kane, die wußte, daß sie es taten, fand das sonderbar.
    Er lief die acht Blocks zu Bloomingdale’s, um noch vor Geschäftsschluß dort zu sein. Als er zu Jessies Tisch kam, war sie nirgends zu sehen. In einer Ecke stand Maisie und bemalte sich die Fingernägel.
    »Ist Jessie noch da?« fragte er atemlos.
    »Sie ist vor ein paar Minuten nach Hause gegangen.
    Weit kann sie noch nicht sein. Sind Sie nicht…?«
    Richard lief auf die Lexington Avenue hinaus; unter den vielen nach Hause eilenden Menschen suchte er nach ihrem Gesicht. Hätte er nicht den roten Schal wiedererkannt, den er ihr

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