Archer, Jeffrey
eintreten wollte; wenn alles programmgemäß verlief, würde er unter den Jahrgangsbesten sein. Und eines Tages würde er, wie sein Vater, Präsident der Bank sein; er lächelte bei dem Gedanken. Bei Bloomingdale’s fragte er nach der Handschuhabteilung; hinter dem Ladentisch standen zwei Mädchen. Er lächelte; die falsche lächelte zurück.
Rasch trat sie vor, eine Blondine mit ein bißchen zuviel Lippenstift und einer Bluse, die mehr sehen ließ, als es den Vorschriften des Warenhauses entsprach. Richard bewunderte ihre Selbstsicherheit. Auf dem Namensschild über der linken Brust stand »Maisie Bates«.
»Kann ich Ihnen helfen?« fragte sie.
»Ja«, sagte Richard und sah das dunkelhaarige Mädchen an, »ich suche dunkelblaue glatte Lederhandschuhe.«
Er wandte den Blick nicht von der zweiten Verkäuferin ab.
Maisie wählte ein Paar aus, zog es Richard über und hielt seine Hand hoch, damit er den Handschuh bewundern konnte.
»Wenn sie nicht passen, können Sie ein anderes Paar probieren.«
»Nein, nein, sie sind in Ordnung. Bezahle ich bei Ihnen oder bei Ihrer Kollegin?«
»Das mache ich schon.«
»Verdammt«, murmelte Richard, ging widerwillig fort und beschloß, am nächsten Tag wiederzukommen. Bis zu diesem Nachmittag hatte er Liebe auf den ersten Blick für dummes Gerede gehalten, für ein Klischee, das nur in schlechten Romanen vorkam.
Sein Vater war über das »vernünftige« Geschenk, wie er es nannte, hocherfreut, und noch erfreuter über Richards Erfolge in der Business School.
»Wenn du unter den zehn Besten bist, stelle ich dich in der Bank als Praktikant ein«, sagte er zum hundertsten Mal.
Virginia und Lucy grinsten. »Und wenn Richard der Beste von allen ist? Machst du ihn dann zum Präsidenten?« fragte Lucy.
»Sei nicht keck, Mädchen. Will Richard je Präsident werden, so wird er sich die Stellung durch jahrelange harte Arbeit verdienen müssen.«
Er wandte sich an seinen Sohn. »Wann fährst du nach Harvard zurück?«
Richard wollte eben »morgen« sagen, als er sich besann:
»Ich glaube, morgen.«
»In Ordnung«, bemerkte der Vater.
Am nächsten Tag kehrte Richard nicht nach Harvard zurück, sondern ging zu Bloomingdale’s, direkt in die Handschuhabteilung. Bevor er sich an das dunkelhaarige Mädchen wenden konnte, hatte ihn Maisie bereits in Beschlag genommen. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als ein weiteres Paar Handschuhe zu kaufen.
Am nächsten Tag kam Richard ein drittes Mal und betrachtete Krawatten, bis Maisie mit einem Kunden beschäftigt und ihre Kollegin frei war. Dann marschierte er zuversichtlich zum Ladentisch. Maisie ließ ihren Kunden mitten in einem Satz stehen und stürzte auf ihn zu, während das andere Mädchen ihren Platz einnahm.
»Wieder ein Paar Handschuhe?« kicherte die Blondine.
»Ja… ja«, sagte er unglücklich. Richard verließ Bloomingdale mit einem weiteren Paar Handschuhe –
dunkelblaues Leder, glatt.
Am folgenden Tag sagte er seinem Vater, er sei immer noch in New York, um in der Wall Street Informationen für eine Arbeit zu sammeln. Sobald sein Vater das Haus verlassen hatte, machte Richard sich auf den Weg zu Bloomingdale’s. Diesmal hatte er einen Plan, um mit dem anderen Mädchen zu sprechen. In der Erwartung, sofort von Maisie bedient zu werden, ging er zum Ladentisch.
Diesmal kam das dunkelhaarige Mädchen auf ihn zu.
»Guten Morgen, Sir.«
»Oh, guten Morgen.«
Plötzlich wußte Richard nicht mehr weiter. »Kann ich etwas für Sie tun?«
»Nein, das heißt, ja. Ich möchte Handschuhe«, stammelte er.
»Gern, Sir. Wollen Sie vielleicht dunkelblaue, in Leder?
Bestimmt haben wir Ihre Größe – außer wir sind ausverkauft.«
Richard sah auf ihr Namensschild: Jessie Kovats. Er probierte die Handschuhe. Sie paßten nicht. Er versuchte ein zweites Paar und sah Maisie. Sie lachte ihm aufmunternd zu. Nervös lächelte er zurück. Miss Kovats reichte ihm ein drittes Paar; es paßte.
»Ich glaube, es ist das, was Sie suchen«, sagte Jessie.
»Eigentlich nicht.«
Jessie flüsterte: »Ich werde Maisie holen. Warum bitten Sie sie nicht um ein Rendezvous? Sie nimmt bestimmt an.«
»Oh nein«, protestierte Richard. »Sie mißverstehen mich. Ich will nicht mit ihr ausgehen, sondern mit Ihnen.«
Jessie sah ihn sprachlos an.
»Wollen wir heute zusammen essen gehen?«
»Gern«, sagte sie schüchtern.
»Darf ich Sie abholen?«
»Nein, treffen wir uns lieber im Restaurant.«
»Wohin möchten Sie gern gehen?«
Jessie
Weitere Kostenlose Bücher