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Archer, Jeffrey

Archer, Jeffrey

Titel: Archer, Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abels Tochter
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geschenkt hatte, er hätte aufgegeben. Sie ging auf der anderen Straßenseite in Richtung Fifth Avenue. Als sie Scribner’s auf der 48.
    Straße erreichte, blieb er stehen und sah sie in den Buchladen gehen. Lesestoff konnte sie sich doch bei Bloomingdale’s besorgen? Richard war verwirrt. Er schaute durch das Fenster, während Jessie sich mit einem Verkäufer unterhielt, der verschwand und mit zwei Büchern wiederkehrte. Er konnte die Titel lesen: Gesellschaft im Überfluß von J. K. Galbraith und inside Russia Today von John Günther. Jessie unterschrieb etwas
    – auch das wunderte Richard – und verließ das Geschäft.
    Er verschwand um die Ecke.
    Wer ist sie? fragte sich Richard laut, als sie zu Bendel’s ging. Der Portier grüßte respektvoll, offenbar kannte er sie. Wieder schaute Richard durch das Fenster, während sich Verkäuferinnen mit mehr als der üblichen Beflissenheit um sie bemühten. Eine ältere Dame brachte ein Paket, das Jessie offensichtlich erwartet hatte. Sie öffnete es und entnahm ihm ein elegantes rotes Abendkleid. Jessie lächelte, und die Verkäuferin legte das Kleid in eine braunweiße Schachtel. Jessie dankte und verließ das Geschäft, ohne für ihren Einkauf auch nur zu unterschreiben. Richard stieß fast mit ihr zusammen, als sie auf ein Taxi zueilte.
    Er nahm ebenfalls ein Taxi und wies den Fahrer an, Jessies Wagen zu folgen. »Wie im Film, nicht?« bemerkte der Fahrer. Richard antwortete nicht. Als sie an dem kleinen Apartmenthaus vorbeikamen, vor dem sie sich für gewöhnlich trennten, fühlte er Übelkeit. Das Taxi vor ihnen fuhr hundert Meter weiter und hielt vor einem hochmodernen Apartmenthaus. Der uniformierte Portier öffnete Jessie die Tür. Halb verblüfft, halb wütend sprang Richard aus seinem Taxi und eilte zu der Tür, hinter der sie verschwunden war.
    »Das macht fünfundneunzig Cents«, rief eine Stimme überlaut hinter ihm.
    »Ach, entschuldigen Sie.«
    Richard warf ihm eine Fünf-Dollar-Note zu und vergaß das Wechselgeld.
    »Danke, mein Freund«, sagte der Fahrer zufrieden.
    »Heute ist jemand offenbar sehr glücklich.«
    Richard holte Jessie beim Fahrstuhl ein. Sie starrte ihn an und sagte kein Wort.
    »Wer bist du?« fragte Richard, als sich die Fahrstuhltür schloß. Die beiden Mitfahrer schauten mit gespielter Gleichgültigkeit ins Leere.
    »Richard«, stammelte sie. »Heute abend wollte ich dir alles erklären. Es war nie die richtige Gelegenheit dazu.«
    »Kein Wort hättest du mir gesagt!«
    Er folgte Jessie in ihr Apartment. »Mich drei Monate lang mit einem Sack voll Lügen hinzuhalten. Heraus mit der Wahrheit!«

    Er schob sie brüsk beiseite und musterte die Wohnung, während sie hilflos an der Tür stand. Vom Vorzimmer sah man in ein großes Wohnzimmer mit einem schönen Perserteppich und einem herrlichen intarsierten Schreibtisch. An der Wand hing eine Pendeluhr, und darunter stand auf einer Kommode ein Strauß Anemonen.
    »Ein hübsches Nest für eine Verkäuferin«, bemerkte er bissig. »Und welcher deiner Liebhaber bezahlt dafür?«
    Jessie schlug so fest zu, daß ihre Handfläche brannte.
    »Wie kannst du es wagen, so etwas zu sagen? Hinaus.«
    Im selben Moment begann sie zu weinen. Richard nahm sie in die Arme.
    »Mein Gott, bitte verzeih mir. Das war scheußlich von mir. Bitte verzeih. Ich liebe dich so sehr und dachte, daß ich dich genau kenne, und jetzt merke ich, daß ich überhaupt nichts von dir weiß.«
    »Ich liebe dich auch, Richard, und es tut mir leid, daß ich dich geohrfeigt habe. Ich wollte dich nicht täuschen.
    Es gibt niemanden anderen- das verspreche ich dir.«
    Zärtlich streichelte sie seine Wange.
    »Das habe ich verdient«, sagte er und küßte sie.
    Eng umschlungen ließen sie sich auf die Couch fallen und bleiben eine Weile liegen, ohne sich zu rühren. Sanft strich er ihr über das Haar, bis ihre Tränen versiegten.
    Jessie schob ihre Finger zwischen seine Hemdknöpfe.
    »Willst du mit mir schlafen?« flüsterte sie.
    »Nein, ich will die ganze Nacht mit dir wach bleiben.«
    Ohne zu sprechen entkleideten sie sich. Sie liebten einander, zuerst scheu und zärtlich, aus Angst, dem anderen weh zu tun. Krampfhaft wollten sie das Richtige tun. Endlich legte sie den Kopf an seine Schulter.
    »Ich liebe dich«, sagte Richard. »Ich liebe dich, seit ich dich zum erstenmal gesehen habe. Willst du mich heiraten? Denn mir ist es ganz egal, wer du bist, Jessie, oder was du tust. Ich weiß nur, daß ich den Rest meines Lebens mit

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