Archer, Jeffrey
seiner Rückkehr etwas Konkretes mitteilen können.
Bei einer Quelle hatte er mehr Erfolg als Abel. Zaphia erzählte ihm, daß sie regelmäßig an die Westküste fahre, um das glückliche Paar zu besuchen. Ein Anruf bei einem Reisebüro in Chicago genügte, um festzustellen, daß Zaphias Reiseziel immer San Francisco war. Binnen vierundzwanzig Stunden hatte er Florentynas Adresse und Telefonnummer. Es gelang ihm sogar, kurz mit seinem Patenkind zu sprechen, doch war Florentyna nicht sehr mitteilsam.
Henry Osborne gab vor, helfen zu wollen, es zeigte sich jedoch bald, daß er nur wissen wollte, was in Abels Familie vorging. Wieder versuchte er, bei George Geld auszuleihen.
»Sie müssen auf Abels Rückkehr warten«, sagte George scharf.
»Ich weiß nicht, ob ich so lange warten kann.«
»Es tut mir leid, Henry, aber ich bin nicht befugt, Kredite zu geben.«
»Nicht einmal einem Aufsichtsratsmitglied? Das werden Sie noch bereuen, George. Schließlich weiß ich besser als Sie, wie diese Gruppe angefangen hat, und bestimmt gibt es Leute, die gern für diese Informationen zahlen.«
Wann immer Abel aus Europa zurückkam, war George eine halbe Stunde vor Ankunft des Flugzeuges in der Wartelounge. Er wußte, daß Abel ungeduldig darauf wartete, von allen neuen Entwicklungen in der Gruppe zu hören. Diesmal aber würde Abels Frage einem anderen Thema gelten. Wie immer kam Abel als erster durch die Schranken, und als er neben George im Fond des Wagens saß, verschwendete er keine Zeit.
»Was gibt es Neues?« fragte er und wußte, daß George wußte, was er meinte.
»Gutes und Schlechtes«, sagte George und drückte auf einen Knopf neben dem Seitenfenster. Eine Glasscheibe schob sich zwischen Vorder- und Hintersitze. Ungeduldig trommelte Abel gegen das Seitenfenster. »Florentyna steht mit ihrer Mutter in Verbindung. Sie wohnt bei Freunden aus ihrer Studienzeit in einer kleinen Wohnung in San Francisco.«
»Verheiratet?«
»Ja.«
Abel schwieg, als müsse er die Endgültigkeit der Nachricht erst einwirken lassen.
»Und der junge Kane?«
»Ist in einer Bank angestellt. Er hatte es schwer, einen Posten zu finden, weil es sich herumsprach, daß er die Harvard Business School nicht abgeschlossen hat und sein Vater sich weigert, eine Auskunft zu geben. Aus Angst, seinem Vater in die Quere zu kommen, lehnten viele es ab, ihn anzustellen. Schließlich bekam er bei der Bank of America einen Job als Kassierer – mit einem Gehalt, das natürlich nicht seinen Qualifikationen entspricht.«
»Und Florentyna?«
»Arbeitet als stellvertretende Geschäftsführerin in einer Boutique namens Wayout Columbus. Sie versuchte bei verschiedenen Banken, einen Kredit aufzunehmen.«
»Warum?«
Abel klang besorgt. »Hat sie irgendwelche Schwierigkeiten?«
»Nein, sie sucht Kapital, um ein eigenes Geschäft aufzumachen.«
»Wieviel braucht sie?«
»Vierunddreißigtausend Dollar für die Pacht eines kleinen Hauses auf Nob Hill.«
Abel überlegte kurz. »Sieh zu, daß sie das Geld bekommt, George. Laß es so aussehen, als wäre es ein normaler Bankkredit, und vergewissere dich, daß mein Name nicht genannt wird.«
Wieder trommelte er gegen das Fenster. »Du mußt immer zwischen uns bleiben, George.«
»Ganz wie du willst, Abel.«
»Und berichte mir alles, was sie tut, auch wenn es noch so unwichtig ist.«
»Und Richard Kane?«
»Er interessiert mich nicht«, sagte Abel. »Was sind die schlechten Nachrichten?«
»Wieder Ärger mit Osborne. Es scheint, daß er überall Schulden hat; ich bin ziemlich sicher, daß du seine einzige Einkommensquelle bist. Überdies droht er immer noch, auffliegen zu lassen, daß du seinerzeit, am Beginn deiner Karriere, Bestechungen geduldet hättest. Er behauptet, alle Unterlagen seit dem Beginn eurer Bekanntschaft aufbewahrt zu haben; damals habe er nach dem Brand des alten Richmond Hotels in Chicago bei der Versicherung eine Zusatzzahlung für dich herausgeschlagen. Er erzählt jedem, der es hören will, sein Dossier über dich sei zwanzig Zentimeter dick.«
»Ich werde mir Henry morgen vornehmen«, sagte Abel.
Abel war bereits über die Aktivitäten der Hotelgruppe informiert, als Henry zu einer privaten Besprechung erschien. Abel sah ihn an; der Alkohol und die Schulden machten sich bemerkbar. Zum erstenmal sah er älter aus, als er war.
»Ich brauche ein bißchen Geld, um eine schwierige Situation zu überbrücken«, sagte Henry, noch bevor sie einander die Hand reichten. »Ich habe Pech
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