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Archer, Jeffrey

Archer, Jeffrey

Titel: Archer, Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abels Tochter
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Abel wollte das Gebäude unbedingt Mitte September fertig sehen, damit John Kennedy es während seines Wahlfeldzuges eröffnen könne. Befriedigt, daß Abels Zeitplan offenbar eingehalten wurde, flog George weiter nach San Francisco.
    Für gewöhnlich brauchte George lang, sich mit Menschen zu befreunden und noch länger, ihnen zu vertrauen. Mit Richard Kane war es anders; George mochte ihn vom ersten Moment an, und als er sah, was Florentyna in der kurzen Zeit erreicht hatte, wußte er, daß es ohne die Klugheit und das Urteilsvermögen ihres Mannes nie möglich gewesen wäre. George nahm sich vor, Abel bei seiner Rückkehr ehrlich zu sagen, wie gut ihm Richard gefiel.
    Nach einem gemütlichen Abendessen spielten die zwei Männer um einen Dollar den Punkt Backgammon und plauderten über die Taufe. »Sie war wesentlich anders als die von Florentyna«, sagte George zu Richard, und dieser lachte bei der Vorstellung, daß sein Schwiegervater eine Nacht im Gefängnis zugebracht hatte.
    »Du scheinst fortwährend doubles zu würfeln«, beklagte sich George und trank seinen Rémy-Martin.
    »Mein Vater…«, sagte Richard und zögerte einen Moment, »beschuldigte mich immer, ein schlechter Verlierer zu sein, wenn ich doubles erwähnte.«
    »Und wie geht es deinem Vater?«
    »Keine Ahnung. Seit Jessie und ich geheiratet haben, hat jeder Kontakt aufgehört.«
    George hatte sich immer noch nicht daran gewöhnt, daß sein Patenkind Jessie genannt wurde. Als man ihm den Grund sagte, wußte er, daß die Geschichte Abel amüsieren würde.
    »Es tut mir leid, daß dein Vater offenbar genauso reagiert wie Abel«, sagte George.
    »Mit meiner Mutter bin ich ständig in Verbindung.«

    Richard nippte an seinem Cognac. »Aber die Einstellung meines Vaters dürfte sich nicht so bald ändern, vor allem, solange Abel immer noch versucht, mehr Lesteraktien zu erwerben.«
    »Bist du dessen sicher?«
    George klang überrascht.
    »Vor zwei Jahren wußte jeder Bankier in der Wall Street, was er im Sinn hat.«
    »Abel ist jetzt so unbeugsam geworden, daß er keinen vernünftigen Rat mehr annimmt«, sagte George. »Aber ich glaube, im Moment wird er keinen Ärger machen«, fügte er hinzu. Richard fragte nicht, warum; wenn George es ihm erklären wollte, würde er es unaufgefordert tun.
    »Wenn Kennedy die Wahl gewinnt«, sagte George, »hat Abel gewisse Aussichten auf eine Stellung.«
    »Als Botschafter in Polen, nicht wahr?«
    Florentyna kam mit dem Kaffee ins Zimmer. »Er wäre der erste polnische Einwanderer, dem diese Ehre zuteil wird. Seit unserer Europareise weiß ich, wie sehr er sich das wünscht.«
    George antwortete nicht.
    »Steckt Henry Osborne dahinter?« fragte Florentyna.
    »Nein, er weiß nicht einmal davon.«
    George lehnte sich zurück. »Dein Vater vertraut ihm nicht mehr. Seit Henry seinen Sitz im Kongreß verloren hat, ist er, um es milde auszudrücken, ganz unverläßlich geworden. Dein Vater überlegt sogar, ihn aus dem Aufsichtsrat zu entfernen.«
    »Endlich hat Papa erkannt, was das für ein übler Kerl ist.«
    »Ich glaube, er wußte es schon immer, aber in Washington erwies er sich ohne Zweifel als nützlich für deinen Vater. Ich persönlich halte ihn für gefährlich, auch wenn er jetzt nicht mehr im Kongreß sitzt.«
    »Warum?« fragte Florentyna.
    »Ich vermute, er weiß zuviel von der Feindschaft zwischen deinem und Richards Vater. Wenn er noch tiefer in Schulden gerät, könnte er diese Informationen Mr. Kane anbieten.«
    »Nie«, warf Richard ein.
    »Wie kannst du so sicher sein?«
    »Willst du damit sagen, daß du es nach all den Jahren nicht weißt?«
    George sah von einem zum anderen. »Was soll ich wissen?«
    »Offenbar weißt du es nicht«, sagte Florentyna.
    »Jetzt brauchst du einen Doppelten«, Richard schenkte George einen großen Cognac ein, bevor er fortfuhr.
    »Henry Osborne haßt meinen Vater, wenn möglich, noch mehr als dein Vater.«
    »Wieso? Warum?«
    George lehnte sich vor.
    »Henry heiratete nach dem Tod meines Großvaters meine Großmutter.«
    Richard schenkte sich einen zweiten Kaffee ein. »Er versuchte, meine Großmutter um ein kleines Familien-vermögen zu prellen. Es gelang ihm nicht, weil mein Vater, damals siebzehn Jahre alt, entdeckte, daß alles, was Henry über seine Vergangenheit erzählt hatte, erstunken und erlogen war; er warf ihn aus seinem eigenen Haus.«
    »Oméj Jezu!« rief George aus und vergaß zu würfeln.
    »Ob Abel das weiß?«
    »Bestimmt«, sagte Florentyna.

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