Archer, Jeffrey
abholen fuhr. Fast wäre sie mit dem vor ihr fahrenden Buick zusammengestoßen, dann hielt sie an, um in Ruhe die Nachrichten zu hören.
»Der FBI hat alle wesentlichen Anklagen wegen Bestechung fallengelassen. Der Angeklagte erklärte sich in zwei Punkten schuldig – nämlich zwei Versuche unternommen zu haben, Regierungsbeamte ungebührlich zu beeinflussen. Die Geschworenen wurden entlassen.
Abschließend sagte Richter Prescott: ›Das Recht, Geschäfte zu machen, beinhaltet nicht das Recht, Regierungsbeamte zu bestechen. Bestechung ist ein Verbrechen, und wenn es von einem intelligenten, tüchtigen Mann begangen wird, der solche Methoden nicht nötig hätte, ist es ein noch größeres Verbrechen. In anderen Ländern‹, fügte er hinzu, ›mag Bestechung an der Tagesordnung sein, in den Vereinigten Staaten von Amerika ist das nicht der Fall.‹ Der Richter verhängte eine bedingte Gefängnisstrafe von sechs Monaten und eine Geldstrafe von fünfundzwanzigtausend Dollar.«
»Weitere Nachrichten: Präsident Kennedy willigte ein, den Vizepräsidenten im Herbst nach Dallas zu begleiten…«
Florentyna schaltete das Radio ab, als jemand an das Seitenfenster klopfte.
»Wissen Sie, daß hier Parkverbot ist, Ma’am?«
»Ja«, gab Florentyna zu. »Das kostet Sie zehn Dollar.«
»Fünfundzwanzigtausend Dollar und sechs Monate bedingt. Es hätte schlimmer ausgehen können«, sagte George im Wagen auf der Fahrt zum Baron-Hotel.
»Vergiß nicht, ich habe Polen verloren«, sagte Abel,
»aber das alles gehört der Vergangenheit an. Kauf die zwei Prozent Lesteraktien von Parfitt, auch wenn sie eine Million kosten. Dann habe ich die notwendigen acht Prozent, um Paragraph 7 der Statuten anzuwenden, und kann William Kane in seinem eigenen Sitzungssaal abschlachten.«
George nickte traurig.
Ein paar Tage später gab das State Department bekannt, daß der nächste amerikanische Botschafter in Warschau John Moors Cabot sein würde.
18
Am Morgen nach der Urteilsverkündung ereignete sich der zweite Vorfall. Das Telefon war bereits umgeschaltet und klingelte im Laden. Weil Nancy eben die Sommer-kleider gegen die Herbstkollektion austauschte, hob Florentyna ab.
»Ist Mr. Kane vielleicht zu Hause?« fragte eine weibliche Stimme. Sie klang sehr fern.
»Nein, er ist schon in die Bank gegangen. Kann ich etwas ausrichten? Hier spricht Florentyna Kane.«
Die Antwort kam nicht sofort, dann sagte die Stimme:
»Hier ist Katherine Kane – bitte legen Sie nicht auf.«
»Warum sollte ich, Mrs. Kane?«
Florentynas Knie waren auf einmal so schwach, daß sie sich in einen Stuhl fallen ließ.
»Weil Sie mich bestimmt hassen, und ich nehme es Ihnen auch nicht übel«, sagte Richards Mutter rasch.
»Ich hasse Sie überhaupt nicht. Soll Richard zurückru-fen, wenn er nach Hause kommt?«
»Oh nein. Mein Mann weiß nicht, daß ich mit ihm in Kontakt stehe und wäre sehr böse, wenn er es erführe.
Was ich so gern möchte, hängt letztlich von Ihnen ab.«
»Von mir?«
»Ja, ich möchte Sie und Richard so schrecklich gern besuchen und meinen Enkel sehen wenn Sie es mir erlauben.«
»Es würde mich sehr freuen, Mrs. Kane.«
Florentyna wußte nicht genau, wie sie es herzlicher formulieren sollte:
»Wie lieb von Ihnen. Mein Mann fliegt in drei Wochen zu einer Besprechung nach Mexiko. Ich könnte Freitag kommen und müßte Montag früh am Morgen zurücksein.«
Als Richard die Neuigkeit hörte, ging er sofort zum Kühlschrank. Florentyna folgte ihm verwundert. Richard nahm Claudes Champagnerflasche heraus und schenkte zwei Gläser ein.
Drei Wochen später begleitete Florentyna ihren Mann zum Flughafen, um seine Mutter willkommen zu heißen.
»Du bist schön«, waren Florentynas erste Worte, als sie die schlanke elegante Dame begrüßte, der man den sechsstündigen Flug in keiner Weise anmerkte. »Und ich fühle mich schrecklich schwanger neben dir.«
»Was hast du erwartet, meine Liebe? Ein Ungeheuer mit Hörnern und einem langen Schwanz?«
Florentyna lachte, Katherine Kane hakte sich bei ihr unter, und Richard vorübergehend vergessend, gingen sie zum Parkplatz.
Richard war beglückt, daß die beiden sich so rasch anfreundeten. In der Wohnung reagierte Katherine, wie alle Großmütter reagieren, wenn sie zum erstenmal ihren Enkel sehen.
»Ich wollte, dein Vater könnte seinen Enkel kennenlernen. Aber leider hat er jetzt ein Stadium erreicht, in dem man das Thema nicht einmal erwähnen darf.«
»Weißt du von etwas, das
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