Archer, Jeffrey
zwischen den beiden Männern geschehen ist, von dem wir nichts wissen?« fragte Richard.
»Ich glaube nicht. Als David Leroys Hotelgruppe zahlungsunfähig wurde, riet Vater der Bank, ihn nicht weiter zu unterstützen. Deshalb gibt Florentynas Vater ihm die Schuld an David Leroys Selbstmord. Diese unglückselige Episode wäre ohne Osborne längst aus der Welt geschafft.«
Sie seufzte tief. »Ich bete zu Gott, daß ich noch den Tag erlebe, an dem diese Sache endlich bereinigt wird.«
»Ich fürchte, einer von ihnen muß sterben, damit der andere zur Vernunft kommt«, sagte Richard. »Beide sind so verdammt starrköpfig.«
Die vier verlebten ein wunderbares Wochenende, obwohl Kates Enkel die meiste Zeit damit verbrachte, sein Spielzeug auf den Boden zu schmeißen. Als sie am Sonntag zum Flugplatz zurückfuhren, versprach Kate wiederzukommen, sobald ihr Mann wieder eine Geschäftsreise vorhatte. Ihre letzten Worte zu Florentyna waren: »Wenn dich mein Mann nur kennenlernen könnte, er verstünde sofort, warum Richard sich in dich verliebt hat.«
Als sie Lebewohl winkte, gab der Enkel das einzige Wort von sich, das er sprechen konnte: »Dada«. Katherine lachte. »Männer sind eben Chauvinisten. Es war auch Richards erstes Wort. Weißt du deines, Florentyna?«
Ein paar Wochen später kam Annabel schreiend auf diese Welt, und zu Jahresende hatten die Eltern einen zweifachen Anlaß zu feiern; Florentynas Läden wiesen einen Gewinn von neunzehntausendeinhundertvierundsiebzig Dollar aus. Richard beschloß, etwas davon für eine Mitgliedschaft im Olympic Golfclub zu verwenden.
Er hatte jetzt in der Überseeabteilung eine leitende Stellung und arbeitete täglich eine Stunde länger.
Florentyna hielt die Zeit für gekommen, sich nach einer Nurse umzusehen, um sich mehr auf ihre Geschäfte konzentrieren zu können. Daß sie nie mehr eine Miss Tredgold finden würde, wußte sie, aber Bella empfahl ein schwarzes Mädchen namens Carol, das eben die High-School beendet hatte und keinen Job fand. Als ihr Sohn sie sah, umarmte er sie sofort. Vorurteile lernen die Kinder von den Erwachsenen, stellte Florentyna wieder einmal fest.
19
»Ich kann es noch nicht glauben«, sagte Florentyna.
»Welch wunderbare Nachricht. Wieso hat er seine Meinung geändert?«
»Er wird nicht jünger«, sagte Katherine Kane, »und er hat Angst, daß sein Sohn nicht im Aufsichtsrat sitzen wird, wenn er sich zurückzieht, sollten er und Richard sich nicht bald versöhnen. Sein wahrscheinlicher Nachfolger, ein gewisser Jake Thomas, ist nur zwei Jahre älter als Richard und wird bestimmt keinen jüngeren Kane im Aufsichtsrat haben wollen.«
»Ich wollte, Richard wäre zu Hause, damit ich ihm die gute Nachricht mitteilen kann. Aber seit er das Überseedepartment leitet, kommt er nie vor sieben Uhr abends. Er wird sich schrecklich freuen, und ich will versuchen, nicht zu zeigen, wie nervös ich bin, deinen Mann kennenzulernen«, sagte Florentyna.
»Du bist sicher nicht halb so nervös wie er. Aber mach dir keine Sorgen, er wird das fetteste Kalb schlachten, um den verlorenen Sohn zu empfangen. Hast du etwas von deinem Vater gehört?«
»Nein, nichts. Ich fürchte, er wird nie ein fettes Kalb für die heimkehrende Tochter schlachten.«
»Verlier nicht die Hoffnung. Vielleicht geschieht irgend etwas, das ihn umstimmt. Wir werden uns das gemeinsam überlegen, wenn ihr nach New York kommt.«
»Ich möchte so gern glauben, daß man Papa versöhnen kann, aber ich hab die Hoffnung aufgegeben.«
»Seien wir dankbar, daß wenigstens ein Vater Vernunft angenommen hat«, sagte Katherine. »Ich werde zu euch kommen und alle Details fixieren.«
»Wann kannst du kommen?«
»Dieses Wochenende.«
Richard war beglückt über die Neuigkeit, und nachdem er seinem Sohn ein Kapitel aus seinem Bären-Buch vorgelesen hatte, mußte ihm Florentyna alle Einzelheiten des Gesprächs mit seiner Mutter erzählen.
»Wir könnten im November nach New York fliegen«, sagte er.
»Ich glaube nicht, daß ich so lange warten kann.«
»Du hast länger als drei Jahre gewartet.«
»Ja, aber das ist etwas anderes.«
»Du möchtest immer, daß alles gestern geschieht, Jessie.
Übrigens, ich habe deinen Vorschlag für den neuen Laden in San Diego studiert.«
»Und?«
»Grundsätzlich hast du völlig recht, und ich bin dafür.«
»Du lieber Himmel, welch ein Wunder. Solche Worte von Ihnen zu hören, hätte ich nie erwartet, Mr. Kane.«
»Nein, warte, Jessie, ich unterstütze
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