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Archer, Jeffrey

Archer, Jeffrey

Titel: Archer, Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abels Tochter
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und legte sie auf das Fensterbrett.
    »Vielleicht hat er von mir gehört.«
    »Das können Sie selbst feststellen«, sagte der Beamte und steckte scheinbar gleichgültig die Note ein. »Durch die Tür, den Korridor rechts, zweite Tür links«, fügte er hinzu und schlug das Fenster zu.

    »Die meisten Geschäftsleute haben im Lauf ihrer Karriere irgendwann mit Bestechung zu tun«, zog Florentyna ihren Mann auf.
    »Sei nicht beleidigt, weil deine Lüge nicht gezogen hat.«
    Florentyna klopfte an die Tür und steckte den Kopf hinein.
    In der Ecke saß ein dunkelhaariger Italiener und aß mit einer Gabel Spaghetti. Florentynas erste Reaktion war Bewunderung. Er trug maßgeschneiderte Jeans und einen blauen Blazer über einem offenen Hemd. Am besten gefielen ihr die schlanken langen Finger des Mannes. Als er Florentyna sah, stand er sofort auf.
    »Gianni«, begann sie enthusiastisch, »welch eine Ehre…«
    »Nein«, sagte der Mann mit weichem italienischen Akzent, »er ist im Badezimmer.«
    Richard grinste und erhielt einen unsanften Tritt gegen das Schienbein. Florentyna wollte eben etwas erwidern, als ein kleiner Mann mit Halbglatze eintrat; aus dem Programmheft wußte Florentyna, daß er noch nicht dreißig war. Auch er war ausgezeichnet angezogen, aber die Spaghetti hatten seinen Umfang offenbar stärker beeinflußt als den seines Freundes.
    »Wer sind diese Leute, Valerio?«
    »Mrs. Florentyna Kane«, kam Florentyna dem jungen Mann zuvor, »und das ist mein Mann, Richard Kane.«
    »Was wollen Sie?« fragte Ferranti, ohne sie anzusehen und setzte sich zu seinem Freund.
    »Ich biete Ihnen eine Stellung als Designer.«
    »Nicht schon wieder«, Ferranti hob die Hände zum Himmel.
    Florentyna atmete tief ein. »Wer hat noch mit Ihnen gesprochen?«
    »In New York Yves Saint-Laurent, in Los Angeles Pierre Cardin, in Chicago Baimain. Soll ich fortfahren?«
    »Wurde Ihnen eine Gewinnbeteiligung geboten?«
    »Was für Gewinne?« wollte Richard fragen, erinnerte sich jedoch an den Tritt gegen das Schienbein.
    »Wir haben sechs Geschäfte, und die Pläne für weitere sechs sind bereits fertig«, fuhr Florentyna impulsiv fort.
    Hoffentlich hatte Ferranti nicht bemerkt, wie spöttisch Richard die Brauen hochzog.
    »In ein paar Jahren kann der Umsatz Millionen betragen«, fuhr sie fort.
    »Saint-Laurent hat das schon erreicht«, sagte Ferranti; er sah sie immer noch nicht an. »Ja, aber was hat er Ihnen geboten?«
    »Fünfundzwanzigtausend Dollar im Jahr und fünf Prozent..«
    »Fünfundzwanzigtausend und zehn Prozent?«
    Der Italiener lachte, stand auf und öffnete die Tür für Florentyna und Richard. Florentyna blieb stehen.
    »Sie gehören zu jenen Leuten, die erwarten, daß Zeffirelli ihr nächstes Geschäft entwerfen und dabei von Luigi Ferpozzi beraten wird. Wenn Sie wahrscheinlich auch nicht wissen, von wem ich spreche«, fügte er hinzu.
    »Luigi«, sagte Florentyna hochmütig, »ist ein guter Freund von mir.«
    Der Italiener stemmte die Hände in die Hüften und lachte schallend. »Ihr Amerikaner seid alle gleich. Gleich werden Sie behaupten, Sie hätten die Gewänder des Papstes entworfen.«
    Richard fand, Ferranti habe nicht unrecht.

    »Ihr Bluff ist durchschaut, Signora. Ferpozzi besuchte letzte Woche eine Vorstellung in Los Angeles und unterhielt sich ausführlich mit mir über meine Arbeit. Jetzt weiß ich endlich, wie ich Sie loswerde.«
    Er ließ die Tür offen, ging zu dem Telefon, das auf seinem Toilettentisch stand und wählte eine Nummer.
    Niemand sprach. Endlich hörte Florentyna eine Stimme, die sie zu kennen glaubte.
    »Luigi?« sagte Ferranti. »Hier Gianni. Bei mir ist eine Amerikanerin namens Mrs. Kane, die behauptet, eine Freundin von dir zu sein.«
    Er hörte eine Weile zu, und sein Lächeln wurde breiter.
    »Er sagt, er kennt keine Mrs. Kane, und vielleicht würden Sie sich auf Alcatraz mehr zu Hause fühlen.«
    »Ich lege keinen Wert auf Alcatraz, aber sagen Sie ihm, er glaubt bestimmt, mein Vater hätte es erbaut.«
    Gianni wiederholte Florentynas Worte in den Hörer. Als er die Antwort hörte, drückte sein Gesicht Verwunderung aus.
    »Luigi sagt, ich soll Ihnen eine Tasse Tee anbieten, aber nur, wenn Sie Ihre eigene Teekanne mitgebracht haben.«
    Es bedurfte zweier Mittagessen, eines Dinners mit Richard, eines mit Florentynas Bankier und eines fetten Vorschusses, um Gianni und seinen Freund Valerio zur Übersiedlung von Mailand nach San Francisco und zum Eintritt in das Unternehmen zu bewegen.

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