Archer, Jeffrey
mußt, ich hingegen habe bestimmt ungeduldige Kunden, die mich in der Bank erwarten. Vergiß diesen Vorfall, ich bin sicher, das Schlimmste ist jetzt vorüber.«
Florentyna klammerte sich an ihren Mann, dankbar für seine Worte, auch wenn sie nicht daran glaubte.
Abel las die Mitteilung von William Kanes Rücktritt am selben Tag im Wall Street Journal, Er wählte die Telefonnummer der Lesterbank und ließ sich mit dem neuen Präsidenten verbinden. Ein paar Sekunden später meldete sich Jake Thomas. »Guten Morgen, Mr. Rosnovski.«
»Guten Morgen Mr. Thomas. Ich rufe nur an, um zu bestätigen, daß ich Ihnen heute morgen meinen achtprozentigen Anteil an den Lesteraktien für zwei Millionen Dollar überlasse.«
»Danke, Mr. Rosnovski, das ist sehr großzügig von Ihnen.«
»Kein Grund, mir zu danken, Mr. Thomas. Es ist nicht mehr, als wir vereinbarten, als Sie mir zwei Prozent der Stammaktien verkauften.«
Florentyna wußte, daß sie lange brauchen würde, sich von diesem Schlag zu erholen. Wie war es möglich, daß sie ihren Vater liebte und gleichzeitig haßte? Sie konzentrierte sich auf ihr rasch wachsendes Unternehmen und wollte nicht daran denken, daß sie ihren Vater nie mehr wiedersehen würde.
Ein anderer Schlag, kein persönlicher, aber ebenso tragisch, traf sie am 22. November 1963. Richard rief sie aus der Bank an – etwas, was er noch nie getan hatte -, um ihr mitzuteilen, daß auf Präsident Kennedy in Dallas ein Attentat verübt worden sei und man das Schlimmste befürchte.
20
Florentynas Designer Gianni di Ferranti hatte die Idee, auf die Kragen oder den Saum sämtlicher Kleidungsstücke zwei kleine verschlungene »Fs« zu setzen; das mache Eindruck und hebe das Firmenprestige. Gianni gab bereitwillig zu, daß er die Idee von Yves Saint-Laurent übernommen habe. Jedenfalls verfehlte sie nicht ihre Wirkung.
Florentyna flog nach Los Angeles und besichtigte ein zum Verkauf angebotenes Gebäude am Rodeo Drive in Beverly Hills; damit war der Plan für ein siebentes Geschäft geboren. Richard versprach, das Angebot sorgfältig zu studieren, bevor sie es akzeptierte, aber er sei gegenwärtig unter so großem Arbeitsdruck, daß sie sich ein paar Tage gedulden müsse.
Nicht zum erstenmal fand Florentyna, daß sie einen Partner oder einen finanziellen Berater brauchte, da Richard so überarbeitet war. Gern hätte sie ihn gebeten, ihr Partner zu werden, war jedoch zu schüchtern, es vorzuschlagen.
»Du wirst im Chronicle annoncieren müssen«, sagte Richard, »ich helfe dir gern, die Antworten zu sichten, und wir können die Kandidaten dann gemeinsam interviewen.«
Florentyna folgte seinem Rat, und nach ein paar Tagen trafen Briefe von Bankleuten, Anwälten und Buchhaltern ein, die alle interessiert zu sein schienen. Richard half Florentyna die Antworten durchzusehen; plötzlich stockte er bei einem Brief und sagte: »Ich bin verrückt.«
»Ich weiß, Liebling. Deshalb hab ich dich geheiratet.«
»Wir haben tatsächlich vierhundert Dollar zum Fenster hinausgeworfen.«
»Wieso? Die Annonce war doch eine gute Investition?«
Richard reichte ihr den Brief, den er eben gelesen hatte.
»Es scheint ein Mann mit guten Qualifikationen zu sein«, sagte Florentyna. »Da er in der Bank of America arbeitet, mußt du am besten wissen, ob er als mein finanzieller Direktor geeignet ist.«
»Er ist überaus geeignet. Aber wer, glaubst du, wird seinen Posten bekommen, wenn er kündigt und bei dir arbeitet?«
»Keine Ahnung.«
»Da es sich um meinen Vorgesetzten handelt, vermutlich ich«, sagte Richard.
Florentyna lachte laut. »Und ich habe nicht den Mut aufgebracht, dich zu fragen. Trotzdem, mir scheinen die vierhundert Dollar gut angelegt – Partner.«
Vier Wochen später verließ Richard die Bank of America und trat als Partner in die Firma seiner Frau ein und übernahm die Finanzgebarung.
Wieder war ein Wahlkampf vorüber. Diesmal beteiligte Florentyna sich nicht, sie hatte mit ihrer Firma genügend zu tun. Außerdem, sagte sie zu Richard, habe sie kein Vertrauen zu Johnson und verachte Goldwater. Sie erwähnten das Thema nicht mehr, obwohl sich Florentyna über den Erdrutsch zugunsten der Demokraten freute.
Die beiden Kinder wuchsen noch rascher als Florentynas Unternehmen, und am fünften Geburtstag ihres Sohnes im folgenden Jahr eröffnete sie zwei weitere Geschäfte in Chicago und Boston. Richard mahnte zwar, nicht zu rasch zu expandieren, aber Florentyna ging zielsicher ihren Weg.
So viele
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