Arctic Fire: Thriller (Ein Scarecrow-Thriller) (German Edition)
Zähnen steckte ein kleines Holzstück.
Der zweite, von einem Gabelstapler hängende Gefangene war Jeff Hartigan, der arrogante Rüstungsindustrie-Manager, der gegen Schofields Rat allein im Lager des Testteams geblieben war.
Er hatte den Kopf gesenkt und bewegte sich nicht – soweit Schofield das beurteilen konnte, hätte er auch tot sein können. Es war schwer zu sagen. So wie er an seinen aneinandergefesselten Handgelenken aufgehängt war, waren seine Schultergelenke sicher schon eine Weile ausgekugelt.
Als Calderon sah, wie Schofield Hartigan aufmerksam studierte, sagte er: »Diese jahrhundertealte Foltermethode nennt sich strappado , was sich am besten mit ›umgekehrt aufgehängt‹ übersetzen ließe. Sie wurde schon von den Medici im Florenz der Renaissance angewendet und war später auch in den Konzentrationslagern der Nazis und während des Vietnamkriegs bei den Nordvietnamesen sehr beliebt. In der Türkei ist sie heute noch gebräuchlich – und ich sage das aus berufenem Munde, weil ich persönlich ihren Folterern beigebracht habe, wie man sie richtig anwendet. Strappado ist ungeheuer schmerzhaft, und wird man zu lang in dieser Haltung hängen gelassen, führt dies zunächst zu einer dauerhaften Schädigung der Bänder; dann werden einem die Schultern ausgekugelt, und schließlich verliert man die Arme ganz.«
Calderon lächelte. »Mir persönlich gefällt einfach der Anblick, den das Opfer dabei bietet. Es ist mir wehrlos ausgeliefert, die Hände sind auf seinen Rücken gefesselt, und seine Brust ist mir entgegengereckt, so dass ich sein Herz – die Essenz seiner Persönlichkeit – vollkommen schutzlos vor mir habe.«
Schofield wandte sich den anderen beiden Gefangenen zu. Als er sie erkannte, verschlug es ihm die Sprache.
Sie hingen beide, nach Strappado-Manier gefesselt, von den Zinken eines zweiten Gabelstaplers. Da sie im Gegensatz zu Hartigan die Köpfe nicht gesenkt hatten, erkannte Schofield sie sofort.
Mother und Baba.
Wie Schofield hatte man auch ihnen die Kaltwetterkleidung ausgezogen. Babas mächtiger nackter Oberkörper war der Kälte schutzlos ausgeliefert. Mother neben ihm hatte nur noch ihre Hose und einen grauen Sport- BH an.
Ihren blutigen Lippen und Nasen nach zu schließen, waren sie mit brutalen Schlägen traktiert worden. Nicht weit von ihnen stand Big Jesus. Der hünenhafte Thief hatte seine neueste Errungenschaft auf seinem breiten Rücken hängen: Babas riesiges Kord-Maschinengewehr.
Auf das laute Johlen der Menge hin drehte Mother den Kopf und sah Schofield am Bettgestell hängen.
»Scarecrow!«, rief sie.
Wegen des Klebebands über seinem Mund konnte ihr Schofield nicht antworten, aber er sah sie eindringlich an.
»Lass dich nicht unterkriegen, Boss!«, schrie Mother. »Wir haben sie genau da, wo wir sie haben wollen!«
Als Schofields Bettgestell neben das von Ironbark gestellt wurde, schaute der SEAL zu ihm auf – mit dem weggetretenen Blick eines Menschen, der bis an die Grenzen seiner körperlichen Belastbarkeit gefoltert worden ist. Allein den Kopf zu heben, schien ihn ungeheure Anstrengung zu kosten. Der Geruch seiner verbrannten Haut war kaum zu ertragen.
Calderon pflanzte sich vor Schofield auf und deutete mit dem Kinn auf Ironbark. »Specialist Barker ist auf seiner Schmerzensreise schon ein deutliches Stück weiter vorangekommen als Sie, Captain. Aber keine Angst, Sie werden ihn bald eingeholt haben.«
Dann wandte sich Calderon dem Sudanesen zu, der die Autobatterie bediente, die an Ironbarks Bettgestell angeschlossen war. Der Mann hatte zahlreiche Ziernarben im Gesicht und blutunterlaufene gelbe Augen, und er hatte Schofields Maghook auf den Rücken geschnallt.
»Corporal Mobutu«, sagte Calderon, »ich brauche die Batterie jetzt für Captain Schofield. Übergießen Sie Mr. Barker bitte mit Wasser, und töten Sie ihn.«
Der sudanesische Folterknecht griff nach einem in der Nähe stehenden Eimer und kippte seinen Inhalt über Ironbarks kraftlosen Körper.
»Wenn man einen Menschen mit Stromstößen töten will«, erklärte Calderon dazu, »muss man berücksichtigen, dass die menschliche Haut in trockenem Zustand elektrischen Strom nur sehr schlecht leitet. Das hat jedoch schwere Verbrennungen zur Folge. Sie können die Voltzahl beliebig erhöhen, aber es führt lediglich zu immer stärkeren Hautverbrennungen. Und der Geruch, das kann ich Ihnen sagen, wird wirklich ganz schön penetrant. Befeuchtet man dagegen die Haut der betreffenden Person,
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