Arctic Fire: Thriller (Ein Scarecrow-Thriller) (German Edition)

sich zu stellen.«
    Calderon beugte sich vor und flüsterte Schofield ins Ohr: »Ich werde Sie bis auf einen Zentimeter an den Rand des Todes bringen, so nah, dass Sie mich anflehen werden, Sie zu töten. Aber das hat noch Zeit. Wie gesagt, ich möchte Sie erst brechen, bevor ich Sie töte. Mobutu, steck ihm das Holzstück zwischen die Zähne.«
    Der Sudanese trat vor und riss Schofield mit einem zahnlückigen Grinsen das Klebeband vom Mund, um ihm das Holzstück zwischen die Zähne zu schieben.
    Diese Gelegenheit nutzte Schofield, um zu rufen: »Mother! Du kämpfst weiter, wenn ich tot bin, hast du gehört!« Doch dann rammte ihm Mobutu den Keil zwischen die Zähne, und er verstummte.
    Mother und Schofield tauschten hilflose Blicke.
    »Aber klar, Scarecrow!«, rief Mother durch die Halle. »Darauf kannst du dich verlassen!«
    »Das Gerät, an dem Sie festgekettet sind, Captain«, fuhr Calderon ungerührt fort, »ist eine sogenannte parrilla . Diese Foltervorrichtung wurde in Chile unter dem Pinochet-Regime häufig eingesetzt. Man könnte Parrilla mit ›Grill‹ übersetzen. Es ist eine Form der Folter, bei der Strom durch ein Metallgestell geleitet wird, an das der Gefangene gefesselt ist. Ich habe festgestellt, dass alte Militärbettgestelle mit ihren Stahlfedern und schmalen Querstreben den elektrischen Strom optimal leiten und verteilen und zugleich ein unverwechselbares Brandmuster auf dem Rücken des Opfers hinterlassen, das ihnen für immer bleibt. Mobutu, ein kleiner Vorgeschmack für den Captain: zweitausend Volt, bitte.«
    Mobutu drehte an einem Knopf der Batterie.
    Schofield wurde von Krämpfen geschüttelt.
    Sein Gesichtsfeld wurde von grellem weißem Licht ausgefüllt, und durch seinen Körper schossen unerträgliche – buchstäblich unerträgliche – Schmerzen. Er wollte seinen Rücken krümmen, seine Wirbel dehnen, seinen Körper verbiegen, aber es ging nicht, er war zu fest an das Bettgestell angekettet. Er biss auf das Holzstück zwischen seinen Zähnen und versuchte ächzend zu schreien.
    Damit sein Stöhnen und seine unterdrückten Schreie auf der ganzen Insel zu hören waren, hielt Calderon währenddessen das Mikrophon ganz nah an Schofields Mund.
    »Zack und Emma«, erklärte er dazu, »was Sie gerade hören, ist unser tapferer Captain Schofield, der im Moment etwas unter Strom steht.«
    Und dann, inmitten der rasenden Schmerzen, roch es Schofield.
    Den Geruch verbrennender Haut. Seiner eigenen verkohlenden Haut.
    Er versuchte wieder zu schreien.
    Mother zerrte an ihren Fesseln. »Ich bringe dich um, du Drecksau!«, brüllte sie Calderon an.
    Calderon nickte Mobutu zu, worauf der Sudanese den Strom zurückdrehte. Schwer atmend und total entkräftet, sackte Schofield schweißüberströmt gegen das Bettgestell. Sein Kopf sank kraftlos nach vorn.
    Calderon lächelte. »Das waren lächerliche zweitausend Volt auf trockener Haut, Captain. Wie Sie bei Ihrem SEAL -Freund Specialist Barker gesehen haben, ist die Leitfähigkeit der Haut hundertmal höher, wenn sie nass ist. Gleich werde ich Mobutu bitten, Sie mit Wasser zu bespritzen und die Voltzahl deutlich zu erhöhen. Dann wird der Strom Ihre Haut nicht mehr verbrennen, sondern ungehindert durch Ihr Herz fließen und Sie töten.«
    Calderon nickte Mobutu zu, und der Sudanese griff nach dem Wassereimer und schüttete den Rest seines Inhalts über Schofield. Jetzt hing Schofield klatschnass am Bettgestell.
    Calderon warf dem Sudanesen einen kurzen Blick zu.
    Schofield spürte, wie sein Herz trotz aller Entkräftung einen gewaltigen Satz machte – das war das Ende –, aber Calderon lachte.
    »Oh nein, Captain, so weit ist es noch lange nicht«, sagte er mit der Häme eines Folterers. »Ich habe Ihnen doch gesagt , dass ich Sie erst brechen werde, bevor ich Sie töte. Bei Elizabeth Gants Tod waren Sie nicht dabei, aber ich versichere Ihnen, dafür werden Sie jetzt Ihre treue Gefährtin Mother Newman vor Ihren Augen sterben sehen.«
    Trotz seiner Schmerzen schaute Schofield zu Mother.
    »Ich muss Ihnen leider sagen, Scarecrow. Einen geliebten Menschen zu verlieren, ist tragisch. Aber auch noch einen zweiten zu verlieren, ist schlicht und einfach fahrlässig. Wenn jetzt noch einmal das Gleiche passiert, wenn Ihre beste Freundin direkt vor Ihren Augen auf brutalste Weise exekutiert wird und unter entsetzlichen Schmerzen stirbt, stecken nicht einmal Sie das weg.«
    Schofield wurde totenbleich. Aus seinem Gesicht wich alles Blut.
    Calderon