Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)
er nicht die leiseste Chance, von Naganor zu entkommen.
In aller Früh wurde Lord Boron zum Prinzen gerufen. Der Kommandant der Garde nahm den Weg zum Turm. Diesen Morgen war es kühl und die Muskeln und Gelenke brauchten eine Weile, um in Schwung zu kommen. Der Prinz war ungeduldig und wartete nicht gerne, darum beeilte sich Lord Boron. Er dachte nicht viel nach auf seinem Weg zur Zitadelle. Es war zu kalt und zu früh am Morgen und er war unsanft aus dem Schlaf gerissen worden.
Der Prinz wartete auf ihn in der großen Halle, dort stand er vor dem Kamin und sah in die Flammen.
Wenigstens ist es hier drinnen angenehm warm. „ Mein Prinz.“
Der Herr von Naganor drehte sich um. Das Gesicht war bleich, mit schwarzen Ringen unter den Augen. Er wirkte äußerst müde, erschöpft und melancholisch.
„Mein Prinz, geht es Euch gut?“ Lord Boron war bei dem Anblick regelrecht erschrocken. Prinz Raiden lächelte dünn.
„Es zehrt, wenn man mit der Magie spielt. Hütet Euch besser vor der Zauberei, Lord Boron.“
„Das tue ich stets, mein Prinz. Was ist Euer Anliegen?“
Es war selten, dass der Prinz um Worte verlegen war, doch nun schien er nach dem rechten Ansatz zu suchen.
„Mein Tag gestern war recht unerfreulich. Ich hatte eine Unterredung mit Meister Elderon. Kurzum, ich habe den Seelenbann auf den Jungen gewirkt.“
Lord Boron pfiff durch die Zähne.
„War das nötig?“, platzte er ungläubig heraus und der Prinz entgegnete ärgerlich: „Der Alte wollte es so. Also hab ich es getan. Nun ist es, wie es ist und die Situation erfordert eine neue Vorgehensweise.“
Über das Thema zu sprechen ist wie in ein Wespennest zu stoßen. Erwartet er jetzt von mir, dass ich etwas dazu sage?
Schweigen. Prinz Raiden blickte gedankenverloren in die Ferne.
Er verliert sich in seinen Erinnerungen.
Dann sprach Prinz Raiden endlich weiter: „Der Junge sollte mir eine Zeit lang aus den Augen gehen. Mit dem Seelenbann umzugehen ist nicht so einfach.“
Ich habe es erlebt in den ersten Jahren, als der Bann Euch traf. Kurz vor dem Wahnsinn wart Ihr damals. Und am schlimmsten in der Gegenwart Meister Elderons.
„Andererseits soll der Junge Fortschritte in der Magie machen und in unserer Obhut bleiben. Also dachte ich daran, ihn in die Garde zu stecken.“
Das bedeutet nichts als Ärger. „ Wie Ihr meint, mein Prinz. Ich werde Sir Heime Bescheid geben.“
„Ich denke nicht, dass Sir Heime dafür der Richtige ist. Dieser Bursche braucht Disziplin und Schliff. Sir Draken scheint mir dafür weit mehr geeignet.“
Die Bastardkompanie? „Mein Prinz, soll der Bursche nicht ein Magier werden? Wie soll er da beiden Ausbildungen gerecht werden?“
„Lord Boron, macht Euch nicht so viele Gedanken. Der Bursche kann sowieso nicht an allen Ausbildungen teilnehmen. Ihm fehlt die rechte Hand.“
„Ein Krüppel? Mein Prinz, das ist die Garde. Dann schickt ihn wenigstens vorher zu den Heilern.“ Was soll das werden? Ist er jetzt ganz von Sinnen? Einen Verstümmelten bei der Garde? Bitte denkt noch einmal darüber nach.
„Lord Boron, in Anbetracht dessen, wie aufsässig dieser Eryn sich gegeben hat, soll er ruhig als erste Lektion Demut und Bescheidenheit lernen. Die Verkrüppelung kann ihm dabei sehr hilfreich sein. Darum soll er sich selbst heilen, wenn seine Kenntnisse dafür groß genug sind. Er wird sicherlich in ein paar Jahren dazu in der Lage sein. Seine Kräfte bezüglich der Heilmagie sind groß. Aber vorerst möchte ich, dass er ohne Hand auskommt und keiner der Magier soll ihn heilen. Sagt das Meister Lionas. Der wird sich zunächst auch um die magische Ausbildung kümmern. Er scheint einen guten Draht zu diesem Nichtsnutz zu haben. Und um den Rest soll sich Sir Draken kümmern.“ Dann fügte er noch hinzu: „Wisst Ihr, Lord Boron, ich möchte später auch ein einziges Mal einen Magier bei der Garde haben, der anständig salutieren kann.“
Ja, wenn es nur darum geht... „Wie Ihr befehlt, mein Prinz.“ In bester Manier knallte der Kommandant die Hacken zusammen. Wenn ein knackiger Salut Eure Laune hebt, kann auch ich helfen.
„Ihr seid entlassen, Lord Boron.“
„Mein Prinz.“ Euer Leid ist jetzt mein Leid. Der Bursche kann es nicht ertragen, in Eurer Gegenwart zu sein, aber Ihr könnt es auch nicht ertragen, ihn zu sehen, denn er erinnert Euch zu sehr an Euer eigenes Schicksal. Was wäre die Welt ohne ständig neue Herausforderungen?
Das Motto ‚Lass-uns-den-Tag-vermiesen‘
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