Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)
Wolltest du dich vielleicht umbringen?“
Eryn kam torkelnd auf die Beine.
„Mein Prinz, was war das?“
„Dämliche Frage, was glaubst du denn? Unhaeres Land! Schließlich wollten wir ja wissen, ob du darin leben kannst, so wie früher. Diese Frage hat sich nun beantwortet, oder willst du es nochmal versuchen?“
Prinz Raiden war gereizt und Eryn fühlte sich immer noch übel.
„Mit Sicherheit nicht, mein Prinz.“
Eryn benutzte seine Kenntnisse in der Heilmagie, um wieder klar im Kopf zu werden. Als sich die Magie ungeahnt verstärkte, wurde ihm bewusst, dass der Prinz nachhalf.
„Danke, mein Prinz.“
Unwirsch entgegnete der Magier: „Nur damit du weiter lernen kannst, sonst bist du in einer Woche noch nicht wieder auf den Beinen! Präge dir das magische Muster des Unhaer ein, damit du nicht nochmal so unbedarft in so was hineinläufst. Und dann geht es weiter wie gehabt.“
Sie kamen auf dem Rückweg erneut an der Lichtung mit den Leichen der Räuber vorbei und schlugen erst später einen neuen Weg ein. Ein großer Baum war umgestürzt und hatte eine natürliche Lichtung in den Wald geschlagen. Dort errichteten sie ihr Lager. Aufgabenteilung wie üblich. Die Vorräte waren bereits stark reduziert und der Rest sah auch nicht mehr sehr frisch aus. Eryn schlug vor, auf die Jagd zu gehen, denn es gab reichlich Tiere im Wald. Alleine die Zweckmäßigkeit, frische Nahrung zu erbeuten, wurde durch den Hintergedanken ergänzt, dem Prinzen zu entkommen und ein paar Stunden Ruhe genießen zu können. Als der Prinz dem Vorhaben zustimmte, hüpfte Eryns Herz vor Freude und er ging, um seinen Bogen zu holen. Aber als er danach greifen wollte, schlug ihm ein Zauber hart auf die Finger.
Was machst du da? Du wirst mit Magie jagen. Einen Baum hast du heute schon getötet, da wirst du ja vielleicht auch einen Hasen erwischen können.
Eryn wunderte sich: Warum haben wir dann all die Waffen mitgenommen, wenn wir sie eh nicht gebrauchen?
Die darauffolgende Erklärung war gewöhnungsbedürftig. Prestige, mein Junge. Blanker Stahl beeindruckt die einfachen Leute.
Eryn trollte sich in den Wald und experimentierte mit dem Feuerstrahl, den er Stunden zuvor so unkontrolliert abgeschossen hatte. Wieder ging es um das Maß.
Ein Zuviel und das Tier verbrennt. Dann bleibt nichts mehr zum Essen übrig.
Hier, mein Prinz, ein Haufen Asche. Käme sicherlich nicht besonders gut an.
Bald hatte Eryn eine Beute erspäht und schlich sich an. Als er nahe genug war, baute er den Zauber auf und schoss auf den jungen Rehbock. Der Schuss traf sogar ziemlich gut, war aber zu schwach dimensioniert und erschreckte das Tier nur, sodass es auf und davon rannte. Sein zweites Beutetier war ein fettes Huhn. Nur dummerweise schoss er diesmal ziemlich vorbei und das Huhn flatterte unter lautem Gackern auf, um sich dann schnell im Wald in Sicherheit zu bringen.
Mit dem Bogen hätte ich die Beute längst erlegt.
Aber diese Erkenntnis änderte auch nichts daran, dass er bisher keinen Erfolg gehabt hatte. Wenn ich ohne Beute zurückkehre, kann ich mir gleich wieder die boshaften Kommentare des gehässigen Prinzen anhören. Von denen hatte ich heute schon reichlich. Er mag ja recht haben, dass meine Fähigkeiten noch nicht besonders sind und er dagegen ein absolut genialer Magier ist. Aber kann er nicht ein Mal sagen: ‚Eryn, das hast du gut gemacht‘?
Ein paar Hasen spielten auf einer kleinen Lichtung und erregten Eryns Aufmerksamkeit.
Diesmal schieße ich nicht, sondern lasse den Strahl einfach stehen und folge dem Hasen damit so lange, bis ich einen erwische.
Vorsichtig pirschte sich Eryn näher heran, dann bereitete er den Zauber vor. Der Strahl schoss knapp an einem der Hasen vorbei. Die Nager stoben erschrocken auseinander, knapp gefolgt von Eryns Zauberfeuer. Im Eifer des Gefechts verstärkte er den Strahl noch und malte wilde Schlieren in die Luft, oder besser gesagt, durch den Wald. Zerschnitt hierbei wahllos Gestrüpp, Äste und ganze Bäume. Das merkte Eryn erst, als einer der grünen Riesen umstürzte und krachend auf die Lichtung fiel. Sofort stoppte er seine wilde Zauberei und schluckte erschrocken. Der Baum hätte genauso gut in meine Richtung fallen und mich dabei erschlagen können.
Das Ausmaß seiner Verwüstung kam ihm jetzt erst so richtig zu Bewusstsein. Kreuz und quer lagen abgeschnittene, vor sich hinqualmende Äste herum. Zum Glück war der Wald feucht, sonst hätte es leicht zu einem großen Waldbrand kommen
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