Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)
diese Männer dich respektieren, dann musst du ihnen in allem ein Vorbild sein und nicht von ihnen verlangen, dass sie sich vor dir in den Dreck werfen. Hast du das verstanden, junger Mann?!“
Tyren fühlte sich ertappt und gab kleinlaut seine Zustimmung.
Fast konnte man denken, Prinz Raidens Gemüt hätte sich wieder abgekühlt, so ruhig wie er gerade gesprochen hatte, doch das täuschte. Nun wandte er sich Ravenor zu und schlug ihm hart mit dem Handrücken ins Gesicht. Die Naht des Handschuhs riss einen tiefen Kratzer in Ravenors Wange und als der nach dem Schlag den Kopf wieder zurückdrehte, sah man, wie sich der Kratzer rot färbte und Blut die Wange hinunterzulaufen begann.
„Du wagst es hier im Palast blank zu ziehen...!“
Da kreischte Elfi erschrocken los: „Onkel, du hast dem Mann wehgetan.“ Und sie begann zu weinen.
Das war Ravenors Rettung, so viel stand fest.
Mit weicher Stimme beruhigte Prinz Raiden zunächst das Kind: „Elfi, nicht weinen. Weißt du, der Mann hat nicht befolgt, was ich ihm gesagt habe und dafür musste ich ihn bestrafen. Aber es hat ihm nicht wirklich wehgetan. Stimmt’s, Ravenor?“
„Jawohl, mein Prinz!“, bestätigte der mit eiserner Miene, obwohl ihm das frische Blut die Wange hinunterlief.
So ganz war Elfi nicht überzeugt und dann kamen ihr noch andere Bedenken: „Aber meiner war ganz nett. Ihn musst du nicht schlagen.“
„So, war er das?“, sagte der Prinz, um Elfi abzulenken und zu beruhigen, die aber begann munter draufloszuerzählen.
„Ja, Onkel. Wir haben ganz schön zusammen gespielt. Eryn hat Blumen für mich gepflückt und einen Kranz daraus geflochten. Und dann hat er kleine leuchtende Sterne darauf gezaubert und gesagt, ich sei die schönste Prinzessin auf der ganzen Welt und das wäre meine Krone. Und er hat meiner Puppe neue Haare gezaubert. Gaaanz lange. Seine Lanze hat er im Garten in den Boden gesteckt und dann Rosen darum ranken lassen. Das sah toll aus.“
Prinz Raidens unerbitterlicher Blick traf Eryn, der versuchte Haltung anzunehmen, während Elfi sich mit ihrer kleinen Hand an seinen Finger klammerte und begeistert weitererzählte: „...Und eine Burg aus Steinen haben wir gebaut und soooo viele tolle Sachen gemacht.“
Da unterbrach sie der Prinz: „Wenn es dir so viel Freude gemacht hat, Elfi, dann bin ich auch froh. Aber nun musst du mir Eryn wieder zurückgeben. Ich brauche ihn in der Garde.“
Elfi hatte ihre Tränen inzwischen vergessen.
„Kann ich ihn später wieder einmal haben, Onkel? Nur, wenn du ihn nicht brauchst.“
Prinz Raiden fuhr ihr durchs Haar.
„Aber sicherlich, kleine Prinzessin, und nun geh mit deinem Bruder in den Palast. Morgen ist die Krönung und es gibt noch viel zu erledigen.“
Gehorsam machten sich die Kinder auf den Weg. Kain und Torren folgten ihnen. Sie waren noch nicht einmal im Hauseingang verschwunden, da knallte Eryn ein Zauber an den Kopf.
Nurin, war der kurze, vernichtende Gedankenkommentar dazu.
Dann wandte sich der Prinz um: „Sir Haerkin, Ihr lasst diesen Idioten Ravenor nicht mehr aus den Augen. Ich bin gerade nicht in der Stimmung, mich weiter mit solcher Hirnlosigkeit zu beschäftigen. Morgen ist das Zeremoniell und tausend Sachen sind zu erledigen.“
Dann zog sich auch der Prinz in den Palast zurück.
Unter Anleitung von Sir Haerkin wurde die Garde für die Krönungszeremonie des nächsten Tages vorbereitet. Sie waren auserkoren, den König zu eskortieren. Es war nicht wirklich viel, was sie zu tun hatten, und die meiste Zeit über würden sie in vorbildlicher Haltung herumstehen, doch Sir Haerkin war äußerst penibel und ging alle Einzelheiten immer und immer wieder durch.
Den Abend verbrachten sie dann in ihrer Unterkunft und hier begann Ravenor, seinem Ärger Luft zu machen: „Eryn, kannst du mir den Kratzer heilen? Der Prinz schlägt ganz schön hart zu. Ich fand das alles sehr ungerecht. Diese kleine Kröte provoziert mich pausenlos und ich bekomme eine gescheuert!“
Eryn konzentrierte sich auf den Zauber und so konnte er nicht gleichzeitig auf Ravenors Gerede achten.
Dafür fand Hartwig ein paar passende Worte: „Du benimmst dich wie ein Kind – Bruder. Sei froh, dass du nur mit einer Ohrfeige davongekommen bist. Überlege einmal. Du ziehst vor dem zukünftigen Kronprinzen blank und hältst seinem Leibwächter die Klinge an die Kehle. Für so eine Tat werden Leute normalerweise hingerichtet.“
Eryn hatte sein Werk vollendet. Mit sich selbst zufrieden
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