Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)
„Hätte diese endlose Zeremonie noch länger gedauert, dann wäre ich liebend gerne auf die Knie gefallen, nur, um nicht mehr stehen zu müssen. Und selbst meine Zaubereien brachten kaum mehr Linderung. Ich bin froh, wenn ich wieder in Naganor bin und zur Abwechslung wieder mal normale Kleidung tragen kann.“
„Wann reist du ab?“
„Morgen früh.“
Das Tablett mit den Getränken schwebte in Raidens Reichweite und er goss sich und Danian Wein ein. Natürlich ohne einen Finger zu rühren.
Der König griff sich den Becher aus der Luft: „So bald schon, aber Chrystell ist doch erst gestern angekommen.“
Die einzige Frau, mit der Raiden nicht zusammen sein wollte, war wohl Chrystell, seine rechtmäßige Ehefrau.
„Ein Grund mehr, schnell zu verschwinden.“
Sie tranken beide einen tiefen Schluck und Danian stellte den Becher wieder beiseite.
„Sie stört dich wohl bei deinen Unternehmungen?“
„Sie stört mich überhaupt, aber solange sie weit weg ist, ist mir das egal.“
Danian runzelte die Stirn: „Du bist hart zu ihr. Das hat sie nicht verdient.“
Raidens Tonfall wurde leicht gereizt. „Sie hat gewusst, auf wen sie sich da einlässt. Mein Ruf war damals schon kein anderer als heute. Und die Verbindung zwischen Gelderon und Ardeen sichert den Frieden. Das ist eine politische Entscheidung gewesen. Mehr nicht!“
Eine kurze Weile schwiegen sie, dann wechselte Danian das Thema.
„Tyren hat mir von dem Gardisten erzählt, der dir so ähnlich sieht.“
Der Schwarze Prinz gab nur ein unwilliges Brummen von sich und Danian fuhr fort: „Und Ysil sagt, dass die jungen Hofdamen von dem Sohn des Schwarzen Prinzen schwärmen und wie gut er aussieht.“
Das schreckte Raiden auf: „Was? Behauptet er das von sich?“
„Ist er das etwa nicht?“, konterte Danian und Raiden verzog die Mundwinkel.
„Ich habe zwei legitime Töchter von meiner reizenden Frau Chrystell und sonst keine weiteren Kinder – zum Wohle Ardeens. Dieser Mann ist der Sohn eines Schmieds. Mehr nicht. Es ist nicht das erste Mal, dass er unangenehm auffällt. Er ist unbeherrscht, frech, stur und arrogant. Ich werde mich morgen seiner mal persönlich annehmen, da meine Offiziere offensichtlich nicht in der Lage sind, ihm seine Flausen auszutreiben und ihm klarzumachen, wie er sich zu verhalten hat und wo sein Platz ist.“ Das ist wirklich unglaublich, was sich Ravenor da leistet! Soll ich ihn auspeitschen lassen? Aber das ist bisher wirkungslos geblieben. Er steckt die Schläge weg und dann ist wieder alles beim Alten. Ich könnte ihn aus der Garde schmeißen und das Thema wäre erledigt. Oder macht dieses nur noch schlimmer. Wenn er draußen überall erzählt, er wäre mein Sohn – undenkbar. Außerdem habe ich es den Bastarden versprochen, dass sie in der Garde dienen dürfen.
„War sie hübsch?“, fragte Danian und riss Raiden aus seinen Gedanken.
„Wer?“
„Na, die Frau vom Schmied natürlich.“
„Ach, hör schon auf!“
Der Schwarze Prinz war es leid, seinem Bruder Lügenmärchen zu erzählen, zumal der das Offensichtliche bereits erkannt hatte. Raiden hoffte aber, dass das Thema nun erledigt wäre, doch Danian konnte es nicht lassen.
„Er ist gut mit dem Schwert. Den Leibwächter von Tyren hat er schnell besiegt und ich hielt Kain immer für gut. Und was mir Tyren sonst so erzählt hat, würde ich sagen, der Mann ist stolz, und mein Sohn hat ihn provoziert.“ Dann ergänzte er: „Ich muss mich mehr um die Erziehung des Jungen kümmern. Da kommen Züge zum Vorschein, die mir nicht sonderlich gefallen.“
Raidens Gedanken kreisten mehr um seinen eigenen missratenen Sohn.
„Nimmst du den Mann jetzt etwa in Schutz? Was, rät mir der König, soll ich mit ihm machen? Und darf ich dich daran erinnern, dass er hier im Palast die Waffe blankgezogen hat? Und du kannst von Glück reden, dass alle noch am Leben sind.“
Kleine Fältchen zeigten sich um Danians Mundwinkel.
„Wir waren alle einmal jung. Sei nicht zu streng mit ihm. Wahrscheinlich hatte der Schmied keine Zeit, den Jungen richtig zu erziehen. Ich glaube nicht, dass er ein schlechter Mann ist. Nur scheint er in vielen Dingen mit dir große Ähnlichkeiten zu haben.“
Die Worte Danians schürten Raidens Wut nur noch mehr, auch wenn der König das Gegenteil beabsichtigt hatte.
„Und ich soll nun die Verfehlungen eines Schmieds korrigieren? Der Junge wird seine Lektion bekommen, dessen kannst du sicher sein!“
Grimmig dachte er: Na warte. Wenn Stolz
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