Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)
dein Problem ist, Ravenor, dann werde ich den mal brechen und dich Demut lehren. Bis du weißt, wo dein Platz hier auf dieser Welt ist.
Das Thema war damit erledigt und sie mussten sich ohnehin für das abendliche Bankett herrichten.
Die Garde wartete abmarschbereit im Hof auf ihren Prinzen. Sir Haerkins Übereifer in Kombination mit Prinz Raidens Hang zum Zuspätkommen führte dazu, dass die Männer schon eine ganze Weile gewartet hatten, bis dann der Prinz endlich kam. Eryn hielt Braevens Brut am Zügel. Das Dämonenross glotzte Eryn bereits wieder boshaft an. Der seinerseits ließ den schwarzen Teufel ebenfalls nicht aus den Augen. Vorsichtshalber hatte er auch einen Feuerschild aufgebaut. Das Warten kam ihm in unmittelbarer Nähe des ungeliebten Tieres besonders lange vor.
Der Schwarze Prinz schritt über den Hof, direkt auf das Ross zu, und als er stehen blieb, hielt ihm Eryn die Zügel hin. Doch der Prinz beachtete das gar nicht, sondern drehte sich zur Truppe um.
„Soldat Ravenor, kommen Sie her.“
Das heißt nichts Gutes, dachte Eryn, während Ravenor seinem Nachbarn die Zügel seines Pferdes reichte und der Aufforderung nachkam.
„Mein Prinz?“
Auch Ravenor war nicht wohl und die Ahnung bestätigte sich.
„Meinem kleinen Neffen stand es nicht zu, was er von Ihnen verlangt hat. Aber mir steht es zu. Runter mit Ihnen in den Dreck!“
Da Eryn direkt danebenstand, konnte er jede einzelne Regung in den Gesichtern der beiden Männer erkennen. Und weil er beide inzwischen recht gut kannte, konnte er die Mimik auch deuten. Der Prinz ist ungemein wütend und Ravenor schaltet auf stur. Lass das, du Trottel, du machst es nur noch schlimmer!
Dann beging Ravenor auch noch den Fehler, den Mund aufzumachen: „Mein Prinz, ich...“
Weiter kam er nicht, als ihn der Herr von Naganor unterbrach: „Das war keine Frage, Soldat! Schwört ihr Soldaten mir da nicht einen Eid? Wovon handelt der doch gleich? Treue und… ich hab es gleich...“ Die Worte tropften vor Ironie. „...Gehorsam. Das war es. Ja, genau, Gehorsam. Befehle befolgen, meint das, glaube ich... und zwar ohne , dass ich mich wiederholen muss!“
Er tötet ihn gleich! Ravenor, komm zur Vernunft. Schluck deinen verdammten Stolz hinunter. Du weißt nicht, wozu der Herr des Schwarzen Turmes fähig ist.
In Ravenors Gesicht arbeitete es. Er presste die Zähne aufeinander, sodass die Kiefermuskeln hervortraten. Trotzig starrte er den Prinzen an und dem schossen gerade förmlich Blitze aus den Augen. Eine gefährliche Spannung lag in der Luft und alles drum herum erstarrte in unbehaglicher Stille. Eryn befürchtete schon, dass er gleich miterleben müsste, wie sein Freund zu Asche verbrannt würde. Doch dann senkte Ravenor den Blick und ging langsam auf die Knie, bis er neben dem Pferd auf allen vieren eine Treppe für den Schwarzen Prinzen bildete.
Als Nächstes flog Ravenor eine Ladung magisch aufgewirbelten Drecks ins Gesicht, was ihn zum Husten brachte.
„Etwas staubig heute“, bemerkte der Prinz gedehnt.
Dann trat er Ravenor überraschend mit voller Kraft in die Seite. Das laute Scheppern erschreckte Brut, der zur Seite sprang und seinen Feueratem auf Eryn richtete. Der war zum Glück in weiser Voraussicht durch seinen Feuerschild geschützt.
„Kannst du nicht mal das Pferd richtig festhalten, Nurin!“, herrschte ihn der Prinz an, und Eryn brachte Brut schnell wieder neben Ravenor zum Stehen.
Der krümmte sich immer noch am Boden. An und für sich hätte die Rüstung den Schlag abfangen müssen, schließlich hatte Eryn mit Harkon alle Brustpanzerungen bezaubert, aber da war wohl ein magischer Schlag durchgegangen. Endlich stieg der Prinz auf Ravenors Rücken und sprang dann behände in den Sattel.
„Genug Zeit vertrödelt. Alle aufgesessen! Wir brechen auf!“
Mühsam kam Ravenor auf die Beine und noch mühsamer zog er sich in den Sattel. Eryn wollte ihm schon helfen, als ihn der Prinz zurückhielt.
Untersteh dich, und wehe, du heilst ihn!
Laut antwortete Eryn: „Jawohl, mein Prinz!“
Die anderen Soldaten schauten verdutzt, denn der Prinz wandte ihnen den Rücken zu und saß in einigem Abstand vor ihnen schweigend im Sattel.
Der gesamte Trupp ritt ein forsches Tempo mit wenigen Pausen für die Pferde und schlug erst gegen Abend das Lager auf. Nach seinem Dienst als Koch des Prinzen ging Eryn zu dem Zelt, das er mit Ravenor, Hartwig und Lysander teilte. Ravenor stand mit nacktem Oberkörper im Zelt und begutachtete
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