Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)
dem kranken Kinderhirn entsprungen sind.“
Eryn konnte es nicht lassen zu sticheln. Die Gelegenheit war einfach zu günstig.
„Und was war dann anders, als das übliche Programm in der Garnison? Hört sich für mich irgendwie ähnlich an.“ Jetzt explodiert er gleich.
Und tatsächlich kniff Ravenor wütend die Augen zusammen und fletschte die Zähne.
„Es ist schon schlimm genug, wenn du von einem erwachsenen Arschloch herumgescheucht wirst. Aber von einem Kind brauche ich das gar nicht! Und jetzt gehe ich und suche mir etwas Zerstreuung und Entspannung, denn du bist so gar keine Hilfe. Hatte ich übrigens auch nicht erwartet!“
Eryn rief ihm noch hinterher: „Gern geschehen – unter Freunden!“
Da sie aufgrund ihrer besonderen Aufgabe die Nacht im Palast verbrachten und nicht bei den anderen Soldaten der Garde, nutzte jeder der beiden die freie und unbeobachtete Zeit, um seinen Interessen nachzugehen. Was für Ravenor die Bekanntschaft mit der Damenwelt bedeutete, war für Eryn ein Besuch in der Schlossbibliothek, bewaffnet mit einem Haufen Papier und dem Kopierzauber.
Am nächsten Tag klebten ihnen die Kinder wieder an der Backe.
Ravenor erduldete Tyrens Wünsche gerade so, hielt sich aber noch zurück. Es dauerte noch bis kurz vor Mittag, als ihm dann der Kragen platzte. Der kleine Teufel wollte ausreiten und die Pferde standen gesattelt im Hof. Torren hielt das Pferd des Prinzen und Kain stand wie immer unbeteiligt herum.
Da forderte der Junge: „Ravenor, hilf mir aufs Pferd!“
Missgelaunt und nicht besonders schnell kam Ravenor herbei und verschränkte die Hände zum Steigbügel.
Prinz Tyren zog diese Altklugmiene und lehrmeisterte: „So geht das nicht. Ich bin klein. Du musst dich hier hinknien, damit ich hinaufsteigen kann.“
Man konnte förmlich sehen, wie die Adern an Ravenors Hals anschwollen.
„Ich werfe mich nicht vor einem verzogenen Kind in den Dreck. Das kannst du vergessen.“ Und voller Verachtung fügte er ein vor Hohn triefendes „Hoheit“ an.
Einen Moment stand Tyren erschrocken mit offenem Mund da. Dann fand er die Sprache wieder und kreischte los: „Wie kannst du es wagen, so unverschämt zu sein! Ich bin dein Prinz und du musst mir gehorchen!“
Ravenor lachte ihn aus.
„Das bist du nicht. Ich habe einem Mann die Treue geschworen – Prinz Raiden von Ardeen – und keinem Kind. Einem Kind, das nicht einmal alleine ein Pferd besteigen kann.“
Das war einer der Momente, in denen Ravenor an gar nichts mehr dachte. Oder besser gesagt, in keinster Weise an die Folgen. Prinz Tyren wich einen Schritt zurück und dafür trat Kain näher heran.
„Das wird dir noch leidtun, Ravenor“, zischte der Junge und fügte dann an: „Kain soll dich für deine Frechheiten bestrafen. Auf der Stelle!“
Kain kam näher, die Hand am Schwertgriff, und Ravenor fuhr herum und zog blank.
Elfi und Eryn waren auf einem der Türme gewesen und von dort sah Elfi, wie Prinz Raiden mit seiner Garde die Straße zum Palast heraufgeritten kam.
Aufgeregt rief sie: „Sieh mal, da kommt Onkel Raiden. Komm mit, wir laufen ihm entgegen!“
Und schon rannte sie die Wendeltreppe hinunter.
Wie schnell Kinder laufen können, wunderte sich Eryn und folgte ihr.
Sie kamen in dem Moment unten im Hof an, als Ravenor Kain das Schwert aus der Hand schlug und ihm die Klinge an den Hals setzte. Von der anderen Seite ritt gerade der Schwarze Prinz auf den Hof und sah dieselbe Szene. Ein Zauber riss Ravenor das Schwert aus der Hand und warf ihn beiseite. Mit ein paar Sätzen preschte Prinz Raiden heran und sprang aus dem Sattel, noch bevor das Dämonenpferd ganz zum Stehen gekommen war.
Elfi, die das Ganze noch nicht wirklich erfasst hatte, rannte immer noch auf ihren Onkel zu und Eryn, der am liebsten umgedreht hätte, hinterher.
Jetzt wird es bitter. Keine gute Zeit, um in Prinz Raidens Nähe zu kommen.
„Aufstehen!“, herrschte der Schwarze Prinz Ravenor gerade an, der sich schnell auf die Beine mühte und Haltung annahm.
„Was ist hier los?“
Tyren traute sich jetzt wieder näher heran: „Onkel. Ravenor war frech zu mir und als Kain ihn dafür bestrafen sollte, da hat er ihm das Schwert aus der Hand geschlagen. Ravenor ist aufsässig und gehorcht mir nicht.“
Prinz Raiden schwieg kurz, aber Eryn kannte den Blick und wusste, dass der gerade Ravenors Gedanken las.
Dann sprach der Prinz zu seinem Neffen: „Die Männer der Garde sind stolze und starke Kämpfer. Wenn du willst, dass
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