Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)
Schritt schmerzte, doch den Prinzen interessierte das nicht.
Eryn musste Wasser und einen Lumpen herbeizaubern. Dann wurde Ravenor dazu verdonnert, dem Prinzen die Stiefel zu putzen, während dieser Vorträge über Disziplin, Gehorsam, unangebrachtes Verhalten und andere Verfehlungen hielt. Zuletzt ernannte er Ravenor zu seinem neuen Stall- und Stiefelknecht und übertrug ihm auch die Betreuung des Dämonenpferdes.
Seit er Ravenor in der Mangel hat, habe ich hier ein schönes Leben und den blöden Gaul bin ich auch los, dachte Eryn nicht ganz uneigennützig.
Ravenors Leben hingegen war ziemlich unerträglich geworden und er hatte jeden Tag einen Spießrutenlauf vor sich. Erstaunlicherweise schien Braevens Brut Ravenor zu mögen. Kein Rollen mit den Augen oder Flammenspucken wie bei Eryn. Nun musste Ravenor den Hengst versorgen und ihn gesattelt zu seinem Herrn bringen, wenn sie weiterreiten wollten. Dabei sah Ravenor jedes Mal den dreckigen Boden aus nächster Nähe und kassierte einen Tritt.
Nachdem die eine Seite alle Farben von Rot über Blau, Grün und Gelb zeigte und so schmerzempfindlich war, dass er es nicht mehr ertrug, wechselte er auf die andere Seite, die bald kaum besser auszusehen begann. Sein Blick verlor den trotzigen Ausdruck und spiegelte bald stumpfe Resignation wieder.
Irgendwann fragte Ravenor seinen Freund um Rat: „Wann hört er endlich auf damit, Eryn? Ich habe verdammte Schmerzen.“
Darauf konnte auch Eryn keine Antwort geben.
„Ich weiß es nicht. Vermutlich, wenn er der Meinung ist, dass er sein Ziel erreicht hat.“
Ravenor war verzweifelt.
„Und was sollte das noch sein? Ich tue alles, was er von mir verlangt. Soll er mich doch gleich töten, wenn ihm danach ist. Aber wofür die ganze Quälerei?“
„Du hast ihn extrem provoziert und das vergisst der Prinz nicht so leicht. Nun musst du da durch. Aber ein Gutes hat es. Seit er sich mit dir beschäftigt, hat er mir keinen einzigen Zauber mehr an den Kopf geknallt und wenn ich mich recht entsinne, dann habe ich in den letzten Tagen auch keinen einzigen Tadel eingefangen. Und dieses lästige Gedankenbelauschen und In-meinem-Kopf-sprechen. Tut er das bei dir auch?“
Hier verneinte Ravenor. „Aber mir langt alles andere schon.“
Plötzlich lachte Eryn. „Weißt du, was mir gerade durch den Kopf geht? Wolltest du nicht schon immer, dass der Schwarze Prinz dir mehr Beachtung schenkt, so wie mir? Nun, wie findest du es jetzt?“
Ein wenig von Ravenors heiterem Gemüt kam zurück: „Genau, weide dich mit Hohn und Spott an meinen Qualen. Ganz ehrlich, ich finde es ziemlich beschissen und wäre es nicht an der Zeit, dass wir wieder die Rollen tauschen? Mich belehrt er andauernd und ich darf außer ‚Jawohl, mein Prinz‘ nichts dazu sagen. Du kannst mit ihm wenigstens über Magie reden.“
„Das, Ravenor, war ein schlechter Witz. Oder unterhältst du dich mit einem Kind, das ein Holzschwert in der Hand hält, über die Kunst des Fechtens? Und so ähnlich ist mein Verhältnis zum Prinzen. Ich weiß nichts und er alles.“
Wieder fing Ravenor an, sich zu beklagen: „Ich ertrage diese Demütigungen nicht mehr. Mein Stolz ist zu einem kleinen Häufchen zusammengeschrumpft.“
Eryn riet ihm: „Dann wirf den letzten Rest auch noch über Bord. Erspart dir einiges Leid. War zumindest bei mir so.“
„Hmm, ich denk darüber nach, wenn ich vor Schmerzen wach liege.“
Der nächste Morgen kam und diesmal kniete Ravenor bereits neben dem Hengst, noch bevor Prinz Raiden herangekommen war und es ihm befehlen musste. Alleine die Vorstellung des nächsten Tritts in die Rippen ließ Ravenor erschauern. Er hörte die Schritte näherkommen und dann verstummte das Geräusch, als der Prinz neben ihm stehen blieb.
Komm, mach es schnell, damit es vorbei ist, flehte Ravenor inbrünstig.
Aber es passierte nichts.
„Steh auf, Soldat!“
Ungläubig und skeptisch kam Ravenor auf die Beine.
Eine neue Teufelei, wahrscheinlich zerstört er gleich meine Hoffnung und befiehlt mir wieder, mich hinzuknien.
Und tatsächlich spielte ein leichtes Lächeln um die Mundwinkel des Prinzen.
„Es scheint mir, Sie haben Ihre Lektion in Demut endlich gelernt. Aber nur um sicher zu sein. Sagen Sie mir, wer Sie sind und wo Ihr Platz auf dieser Welt ist?“
Ravenor überlegte. Was ich jetzt sage, kann das Prozedere beenden. Nur was will der Prinz hören? Er dachte an Eryns Worte und schluckte den Rest seines Stolzes hinunter.
„Mein Prinz, ich bin der
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