Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)
die große rote Beule auf seiner Seite.
Das sieht nicht gut aus.
„Ist was gebrochen?“, fragte Eryn und Ravenor schüttelte den Kopf.
„Glaub ich nicht, aber es tut ziemlich weh. Kannst du da was machen, Eryn?“
Der schüttelte den Kopf.
„Verbot vom Prinzen höchstpersönlich. Keine Heilzauber.“
Ravenor blickte auf und versuchte es mit seiner schmeichlerischen Überredungsstimme.
„Komm schon. Nur ein bisschen den Schmerz weggezaubert. Das merkt doch keiner.“
Eryn nahm sich die kalte Ration Essen, die ihm die anderen aufgehoben hatten.
„Hast du eine Ahnung. Der Prinz ist nicht umsonst der Herr von Naganor, dem Schwarzen Turm. Der merkt jede noch so kleine Zauberei, und dann liest er meine Gedanken und schaut in die Vergangenheit. Ganz zu schweigen von dem Seelenbann, der uns so innig verbindet. Glaubst du allen Ernstes, dass ich da was verheimlichen könnte? Tut mir leid, die bittere Suppe, die du dir da eingebrockt hast, musst du selbst auslöffeln.“
Aber anstatt Einsicht, Reue oder auch nur Gleichmut zu zeigen, brauste Ravenor erneut auf: „Er behandelt mich wie Dreck! Sein eigen Fleisch und Blut, ist das überhaupt nichts wert? Das heute war erniedrigend und... unverdient. Warum behandelt er uns so?“
„Lass uns da raus. Ich beklage mich nicht über den Prinzen und habe es auch nicht vor“, sagte Hartwig scharf, während er weiter seine Stiefel polierte.
„Findest du das etwa in Ordnung, dass jeder kleine schäbige Adelige mehr wert ist als wir?“
Nun sah Hartwig doch von seiner Arbeit auf.
„Kleiner Bruder, ich erzähle dir mal etwas über Adelige, damit du überhaupt einmal verstehst, worum es hier wirklich geht. Die Geschichte habe ich von meiner Mutter, und sie hat sie mir oft erzählt. Sie hatte einen Bruder und einen Halbbruder. Ihr Vater war Herr über eine kleine Burg und zwei schäbige Dörfer. Kleiner Landadel eben – nichts Besonderes. Und als ihr Vater starb, da trat ihr Bruder das Erbe an, aber sein Halbbruder neidete es ihm und tötete ihn in einem Duell. Die kleinen Kinder des Bruders und seine Frau vergiftete der Halbbruder dann anschließend, nur, um sich diese schäbige Burg anzueignen. Meine Mutter floh und lernte zufällig den Prinzen kennen. Sie verführte ihn, was nicht allzu schwer war, denn sie war eine hübsche Frau. Und, nun ja, der Prinz ist nicht bekannt für seine Enthaltsamkeit. Als sie dann von ihm schwanger wurde, da dachte sie, sie könnte ihn dazu bringen, den Mord an ihrem Bruder zu rächen. Und weißt du, was der Prinz gesagt hat? ‚Wenn ich all die Streitereien der Adeligen und ihre Intrigen rächen würde, dann müsste ich ganz Ardeen zu Asche verbrennen. Ich werde dafür Sorge tragen, dass es dir und dem Kind nicht mangelt, aber glaube bloß nicht, dass du das Kind im Spiel der Macht benutzen kannst. Ich werde keines meiner Bastardkinder je anerkennen. Denn wenn ich das täte, dann könnte ich Ardeen auch gleich selbst anzünden.‘ Das hat er gesagt und er hat recht. Du bist bei einfachen Leuten aufgewachsen und kennst die Machtkämpfe unter den Adeligen nicht. Und ich bin froh, dass ich davon auch verschont geblieben bin. Denk mal ein bisschen darüber nach, Ravenor, und sei froh darüber, dass du kein Prinz bist. Und du solltest auch aufhören, dich wie einer aufzuführen.“
Ravenor presste die Lippen aufeinander und schwieg. Wenn es schon darum ging, Ravenor wieder auf den Boden der Tatsachen herunterzuholen, dann wollte Eryn auch seinen gut gemeinten Rat beisteuern.
„Und schluck deinen Stolz herunter, denn ich befürchte, dass der Prinz mit dir noch nicht fertig ist. Ich kenne seine Ausdauer in derlei Dingen. Du kannst dir viel Leid ersparen, wenn du dich seinem Willen unterwirfst.“
Das war so gar nicht das, was Ravenor hören wollte, aber es war das, worüber er nachdenken sollte.
Am nächsten Tag wiederholte sich das Ganze. Wieder befahl der Prinz Ravenor, sich niederzuknien, und als der auch nur einen Moment zögerte, da traf ihn ein magischer Schlag in den Bauch, der ihn zusammenklappen ließ. Ein weiterer Zauber fegte ihn von den Füßen und schließlich traf ihn der obligatorische Tritt in die Seite. Ein Schmerzensschrei entrang sich Ravenors Kehle, als er zusammengekrümmt am Boden lag. Den Prinzen störte das in keinster Weise, als er dann in den Sattel stieg.
Wieder ritten sie bis zum Abend, bevor sie lagerten. Während Eryn kochte, zitierte Prinz Raiden Ravenor zu sich. Man konnte sehen, dass diesen jeder
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