Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)
Vergangenheit ist durchsetzt mit einem Geflecht aus Lügen. Oder besser: dummer Unwissenheit.
Ich will die Magie beherrschen lernen. Ich könnte zum Weißen Turm gehen. Aber Meister Elderon hat Prinz Raiden dazu veranlasst, den Seelenbann zu wirken. Er will mich unter Kontrolle halten. Kann ich ihm vertrauen, oder benutzt er mich für seine Pläne? Aber selbst wenn der Prinz stirbt, wird man die Garde wohl kaum auflösen. Also bleibt dann alles beim Alten. Von den Magiern in der Garde kann ich noch sehr viel lernen. Und alle meine Freunde sind jetzt dort. Vielleicht ist es naiv, einen vertrauten Ort Heimat zu nennen und sich an andere zu klammern. Ein Mann sollte all dies hinter sich lassen können. Doch es bedeutet mir etwas. Mehr als ich sagen kann.
Dann schweifte er gedanklich ab. Woher der Prinz das Seil wohl gezaubert hat? Sicherlich hat er die Materie gewandelt. Wandlungsmagie muss toll sein, wenn man die beherrscht. Aber er braucht trotzdem ein geeignetes Material und Stein wird dafür kaum nützlich sein. Vielleicht hat er es aus den Flechten gemacht. Da ist er ein so überragender Magier und dann kann er nicht einmal einen Knoten richtig binden. Ob ich ihm das unter die Nase reiben sollte? Denken kann ich es ja mal. Die Idee mit dem Seil war eh nicht besonders gut. Selbst ohne dass es sich gelöst hätte, hätte ich es wahrscheinlich nicht geschafft, ihn rechtzeitig rauszubekommen. Ob es all die Mühe wert war, wird sich zeigen, denn noch hängt sein Leben an einem Faden. Und wenn er wieder genest, wird er mir dankbar sein? Ich denke das ist sehr fraglich.
Plötzlich wurden seine Gedanken unterbrochen: Halt endlich die Klappe, Nurin!
Die Stimme in Eryns Kopf war schwach, doch unverkennbar gehörte sie Meister Raiden.
Kann er es nicht einmal halb tot unterlassen, meine Gedanken zu lesen!
Mit einem Schlag war Eryn wieder zurück in der Wirklichkeit und blickte auf Meister Eriwen und den Prinzen. Irgendwann hatte Eriwen ein magisches Licht gezaubert, das nun die Dunkelheit der Nacht erhellte. Das Gesicht des Magiers war schweißgebadet, aber die große Anspannung war von ihm gewichen. Prinz Raiden, der immer noch sehr fahl aussah, hatte die Augen geöffnet und versuchte sich mittels Magie aufzurichten.
„Mein Prinz. Ihr seid schwer verwundet. Bleibt besser liegen.“
Doch der Herr von Naganor entgegnete mit leiser Stimme: „Es geht schon wieder. Das sah lediglich schlimmer aus, als es ist.“
Meister Eriwen runzelte die Stirn, sagte aber nichts weiter.
Dann fuhr Raiden fort: „Und nun wollen wir die Heilung mal beschleunigen. Nurin, mach dich nützlich, nachdem dein unsinniges Gedankengeplapper mir meinen süßen Schlaf vergällt hat! Den Kreis Orange bitte. Meister Eriwen.“
Der alte Magier nickte. Offensichtlich war ihm klar, was der Prinz vorhatte. Eryn war gar nichts klar, er öffnete einfach nur seinen Kreis und ließ wieder einmal die anderen aus dem Vollen schöpfen.
Nach kurzer Zeit ging es dem Schwarzen Prinzen deutlich besser.
„So, der Rest muss natürlich passieren. In ein paar Tagen ist wieder alles vergessen.“ Theatralisch blickte sich der Prinz nun um. „Ich habe Hunger. Wo ist das Festmahl, um unseren Sieg zu feiern?“
Eryn machte sich sogleich am Rucksack zu schaffen.
„Mein Prinz, in Kürze.“
„Das will ich hoffen. Diese kleine Zauberei hat mich etwas ausgelaugt.“
Mittlerweile legte auch Meister Eriwen Hand an und gestaltete ihr ‚Haus‘ ein wenig komfortabler. Er erschuf einen Tisch und Stühle. Dann zog er die Mauern etwas höher und errichtete eine Feuerstelle, in der ein magisches Feuer brannte.
„Meister Eriwen, Ihr seid ja ein Grauer“, bemerkte Prinz Raiden spöttisch.
Als Graue bezeichnete man Steinmagier, die unter anderem die Baumeisterkunst beherrschten.
„Mein Prinz, ich muss vorsorgen, wenn meine Zeiten als Kampfmagier vorüber sind“, entgegnete Meister Eriwen in gespieltem Ernst.
Dann begannen sie über die Ereignisse zu reden und Eryn brauchte nichts anderes zu tun, als zuzuhören, um Antworten auf seine vielen Fragen zu bekommen.
Gerade fragte der Prinz: „Wie viele sind entkommen?“
Und Eriwen berichtete: „Nicht sehr viele. Als der Zauber losbrach, da waren nur diejenigen sicher, die im Unhaer standen und das waren hauptsächlich unsere Leute. Vom Feind verschonte es nur jene, die am weitesten entfernt standen. Alle ihre Zauberer fielen bei dem Vernichtungsschlag und wenn ich nicht gewusst hätte, was da auf uns zukommt, so
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