Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)
Versuch, den Bereich des Unhaer zu scannen. Sein Zauberauge hüpfte mal schnell, mal langsam hin und her. Kam er dem Unmagischen zu nahe, wurde das Auge aufgelöst und er musste von neuem beginnen.
Der Prinz hatte inzwischen einen Zauberspiegel geschaffen und rief Eryn nun zu sich.
„Lass den Unsinn und sieh in den Spiegel! Ich habe ein Auge um das Unhaer geschickt. Es ist größer als erwartet und wir brauchen Stunden, um es zu umgehen. Das Unhaer ist lang, aber nicht mehr als hundert Meter breit.“
In dem Spiegel sah man die Umgebung von Aspenweg aus der Vogelperspektive. Ein riesiges Heer lagerte davor und bedachte die Feste mit einem Hagel aus Pfeilen und Steinen. Da schoss gerade aus der Felswand ein Feuerstrahl auf die Angreifer.
„Das ist Meister Eriwen, aber ein paar Magier des Feindes setzen ihm stark zu. Die Garde ist vor einer Stunde durchgebrochen und hat Aspenweg gerade noch vor dem Fall bewahrt. Aber die Mauern sind bereits an etlichen Stellen zerstört und vielen Anstürmen werden sie nicht mehr standhalten. Ich muss handeln! Es muss einen Weg geben.“ Der Prinz kratzte sich gedankenverloren an der Stirn, dann sah er plötzlich auf:
„Eryn, wie lange kannst du die Ader Gold offen halten?“
„Zum Bezaubern? Eine knappe halbe Stunde.“
Der Prinz nahm nun wortlos den Beutel von seinem Gürtel und schüttete den Inhalt aus. Einige Schmuckstücke fielen auf die Erde. Den Haufen durchsuchte Prinz Raiden nun hektisch und zog schließlich einen Ring hervor. Das restliche Geschmeide, welches ein kleines Vermögen darstellte, ließ er achtlos liegen.
„Der Ring hat nicht mehr viel Kraft. Fast gar keine mehr, um genau zu sein. Er ermöglicht es mir aber, durch das Unhaer zu gehen, ohne Schaden zu nehmen. Ich muss seine Kraft aber noch verstärken, um dann den entscheidenden Zauber wirken zu können. Also hör jetzt gut zu. Du hältst die Ader offen – um jeden Preis. Ich werde mich aus deiner Quelle bedienen. Erschrick nicht, wenn das geschieht, und lass es einfach zu. Es wird dir nichts passieren.“
Dann zauberte der Prinz ein Seil herbei und schlang es sich um die Hüften.
„Wenn es anders kommt, als geplant... nun, dann musst du mich notfalls herausziehen.“
Das Lächeln des Prinzen war gezwungen und ließ seine sonst übergroße Selbstsicherheit vermissen. Das machte Eryn stutzig.
„Mein Prinz, was kann passieren? Ich meine, Ihr seid doch ein so großer Magier...“
Mit einem Anflug von Galgenhumor entgegnete Prinz Raiden: „Ich habe auch Großes vor und… ich bin keiner deiner Götter. Der Ring hat jämmerlich wenig Kraft und wenn ich nur einen Moment die Kontrolle verliere, dann bricht das Unhaer über mich herein. Diese hundert Meter schaffe ich womöglich nicht alleine zurück. Darum, Eryn, und genau darum, habe ich dich mitgenommen. In weiser Voraussicht, denn du wirst alles tun, um mich zu retten. Der Seelenbann hat auch seine guten Seiten, zumindest für den, der ihn gewirkt hat.
Und jetzt wird keine weitere mehr Zeit verschwendet! Sie starten gerade einen neuen Angriff auf die zertrümmerte Feste.
Mach dich bereit! Ich gebe Meister Eriwen noch ein Zeichen, und dann geht es los.“
Eryn öffnete die Ader Gold. Durch das Bezaubern war er inzwischen so geübt darin, dass er nebenbei seine Konzentration auch noch auf etwas anderes richten konnte. So merkte er es sofort, als Prinz Raiden den Ring aktivierte. Das Artefakt erzeugte eine Blase um den Prinzen herum und die Magie war ebenfalls vom Kreis Gold. Dann griff der Herr von Naganor auf Eryns Ader zu und zog daran. Es war unangenehm, doch Eryn zwang sich, den Strang offen zu halten. Schließlich hatte ihn der Prinz ja vorgewarnt, dass er dies tun würde. Die Blase um den Ring wurde stärker und größer. Der Prinz griff sich das aufgerollte Seil und machte sich mit schnellen Schritten auf den Weg, wobei er das Seil stetig abrollte, bis er ganz vorne an den Klippen stand. Um das Seil schlang sich ein dünner Faden Gold, der von dem Ringzauber zu Eryn führte und so eine Verbindung schuf.
Von dem Rand der Klippen aus müsste der Prinz das ganze Tal einsehen können .
Als dunkle Silhouette vor dem blauen Himmel zeichnete sich Prinz Raidens Gestalt ab.
Es war schon an Eryns Standort windig, aber dort vorne riss der Wind regelrecht an Kleidung und Haaren und machte das Bild noch eindrucksvoller, als der Herr von Naganor nun die Hände erhob und anfing, seinen Zauber aufzubauen. Immer wieder zwischendurch holte er sich von
Weitere Kostenlose Bücher