Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)
nicht schon so oft erklärt, aber du scheinst es einfach nicht zu verstehen.“ Widerlich laute Schreie, begleitet von Kettengerassel. Eine Musik des Grauens und Meister Elderon zwingt mich dazu, der Dirigent dabei zu sein. Ich bin ein Schöngeist und dieser unmusikalische Depp singt einfach nicht mein Lied. Ich sollte ihn stumm zaubern – aber dann kann er nicht mit mir reden und seine wirren Gedanken kenne ich inzwischen zur Genüge. Doch etwas leiser und gedämpfter wäre gut und das Metallgerassel kann ich auch abstellen. Die Magie nahm Eryns Schreien die Lautstärke und die Ketten lösten sich in Luft auf. So, viel besser. Meister Raiden war mit seinem Ergebnis zufrieden. Ach, jetzt habe ich über diese Schönheitskorrekturen glatt vergessen, den Strafzauber zu beenden. Für den Anfang hat der mehr als genug abbekommen. Er sieht inzwischen jämmerlich aus.
Die schweren Eisen hatten aufgescheuerte, rote Stellen auf Eryns Haut hinterlassen und ein Teil dieser Hautabschürfungen eiterte bereits. Dazu hatte den jungen Fenn die gemeine Keuche und Rotze befallen und wie zur Bestätigung nieste Eryn heftig. Die plötzliche Kontraktion der Muskeln schickte eine weitere Schmerzwelle durch seinen Körper und er krümmte sich zusammen.
„Bist du zufrieden mit deinem Leben, Tölpel? Stehst du vielleicht auf Schmerzen?“ Zum Schluss ist er einer dieser Perversen, die Lust dabei empfinden. Dann wird er natürlich nie klein beigeben. Und vorsichtshalber prüfte Meister Raiden mit dem violetten Kreis, was Eryns Gefühle sagten. Nein, der scheint normal veranlagt zu sein.
„Ich finde Trost im Gebet.“ Das beantwortete zwar nicht die zuvor gestellten Fragen, sondern nur den Weg, wie Eryn es schaffte, die innere Kraft für seinen Widerstand zu finden.
Ein Göttergläubiger! Prinz Raiden schlug die Hände über dem Kopf zusammen. „Oh, verschone mich mit diesem hirnrissigen Frömmigkeitsgeschwätz! Welches kranke Hirn verbreitet überhaupt solche Lehren? Die Magie ist schlecht. Die Kräfte der Natur und die Götter beherrschen die Menschen. Und bevor man sich überhaupt mit Wissen abgibt, würde man lieber dumm sterben. Zum Wohle der Götter, die einem noch nie etwas Gutes getan haben.“
Die Götter haben durchaus Gutes getan: „Sie haben Baelan geholfen, den bösen Magier Harok zu besiegen. Und sie haben den Fenn das Land in den Bergen gegeben. Jenes Land, in dem man vor dunkler Magie sicher ist. Mein Schicksal ist wie das Baelans und seine Taten geben mir Stärke.“
„Was?!!!“ Prinz Raiden konnte nicht glauben, was er da gerade hörte. „Wie kann man die Geschichte nur so verdrehen?“ Also das war ganz anders, du... Obertölpel: „Baelan war ein adeliger Nichtsnutz, der sich in seiner Verblendung für die Rechte der Unmagischen stark gemacht hat und gleichzeitig gegen die großen Magier schürte. Es kam zum Aufstand. Ein lächerliches Unterfangen und Meister Harok, in seiner Großzügigkeit, gewährte den Überlebenden Gnade und ließ sie ziehen. Doch Baelan betrog ihn und unter Gebrauch starker magischer Artefakte stellte der Rebell Meister Harok eine Falle und tötete ihn. Als Dank für dessen Milde – sozusagen. Baelan selbst zog sich beim Gebrauch der Artefakte tödliche Verwundungen zu und starb kurz darauf ebenfalls. Also dafür könnte man den Göttern wirklich danken.“
Das ist nur lästerlich. Ich hör da gar nicht hin!
„Solltest du aber! Also, nachdem ihr Anführer tot war, flohen die Unmagischen in die Berge und keiner der edlen Herren in Ardeen kümmerte sich mehr um das Schicksal dieser handvoll Leute – weil sie den Aufwand nicht wert waren! Mit dem Tode Baelans kehrte schnell wieder Ruhe und Frieden ein. Dieser Umstand ist durch mindestens drei unabhängige Geschichtsschreiber belegt, wobei deine Version der Geschichte mit der Wahrheit nicht viel zu tun hat und allenfalls ein Beitrag für die Kindermärchenstunde zu sein scheint.“
Einen Moment lang herrschte Schweigen. Prinz Raiden hatte seiner Wut Luft gemacht und Eryns Weltbild hatte einen weiteren herben Schlag hinnehmen müssen.
„So, die Geschichtsstunde ist zu Ende. Hast du mir noch was zu sagen und damit meine ich nicht belangloses Geschwätz wie gerade eben.“
Eryn schwieg und er begann in Gedanken zu beten. Ihr Götter, gebt mir innere Stärke und Kraft im Glauben. Beschützt mich und geleitet mich auf dem Weg. Ich bin ein Fenn, ein Clankrieger.. . Dann brachen die Schläge wieder über ihn herein.
Diesmal war es
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