Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)
mich, den Kommandanten wiederzusehen.“ Dann nahm er seine Gefangene mit zur Tür heraus.
Lord Boron wird sich auch freuen, Euch zu sehen, da bin ich mir sicher. Vielleicht bekommen wir doch noch etwas Leben in diesen tristen Turm.
Es ist gut, nach dem schlechten Wetter der letzten Tage wieder die Sonne auf der Haut zu spüren . Eryn hatte die Decke zusammengerollt und sich damit ein Polster gemacht. Das Kissen zwischen Wand und Kopf geschoben, genoss er die Wärme. Die Kette erlaubte es ihm nicht, aufrecht zu stehen und wenn er sich hinlegte, so musste er sehr nahe mit dem Kopf an der Mauer liegen. So stellte Sitzen die angenehmste Position dar.
Wiederholt gingen ihm Zweifel durch den Kopf. Alles, was der Prinz über die Fenn und die Magie gesagt hat. Das sind nichts als Lügen. Er versuchte sich das einzureden, doch sein Gefühl sagte ihm, dass der Prinz die Wahrheit sprach. Das aber würde bedeuten, alles, wofür ich bisher gekämpft habe, ist falsch gewesen. Und wie kann ich an Falschem festhalten und dafür noch die schlimmsten Qualen erdulden? In den letzten Tagen war er manchmal sehr nahe daran gewesen, aufzugeben. Wie lange halte ich das noch durch? Ich weiß es selbst nicht . Wie unvergleichlich leicht ist es mir damals in der Schlacht gefallen, den Tod zu suchen und ich wäre ohne zu zögern Arun zu den Göttern gefolgt. Aber jetzt hat mich der Mut verlassen. Und meine Aussicht ist nicht der schnelle Tod, sondern endlose Qual. Und er begann mit sich selbst ein Zwiegespräch zu führen: Eryn, es ist ganz einfach – gib auf, denn dein Tun ist dumm und trotzig. Aber ich bin ein Krieger und das Letzte, was mir bleibt, ist meine Ehre. Ich könnte ein neues Leben beginnen. Das ist es, was mir der Prinz verspricht und hat nicht auch die Prophezeiung einen Neubeginn verkündet? Es ist vorbestimmt. Ich kann es nicht ändern oder abwenden. Wozu also all die Qualen? Doch ich kann meine Brüder nicht verraten und das wofür sie gestorben sind. Ich bin kein Eidbrecher.
Man hörte Schritte am Eingang und Eryn drehte interessiert den Kopf zur Seite. Der Besucher mit seiner Begleitung kommt wieder aus der Zitadelle . Die Frau hatte nun die Kapuze über dem Rücken hängen und Eryn stockte das Herz. Aber das ist ja Aileen!
„Nachtschatten!“, rief er sie an und Aileen sah auf, aber auch ihr Begleiter war aufmerksam geworden. Ich Dummkopf. Ob das gerade klug war?, schalt sich Eryn selbst. Geistesgegenwärtig begann er sinnlos Worte zu rufen: „Sonnenstrahl. Windgeflüster. Bergregen. Nachtschatten...“
Eine der Wachen kam herüber und stieß ihn die stumpfe Seite des Speers in die Rippen.
„Halt die Klappe, oder möchtest du, dass wir dem Prinzen Meldung machen?“
Der Mann, der sich zuvor als Branden am Tor angekündigt hatte, kam nun näher und fragte: „Was hat der Mann da verbrochen?“
„Das müsst Ihr den Prinzen selbst fragen. Wir schaffen ihn nur zum Verhör und dann wieder zurück“, brummte der Soldat unwirsch. Scheinbar wollte er sich nicht mit Branden unterhalten, doch der hatte gute Ratschläge parat:
„Wäre es nicht besser, diese dreckige und zerlumpte Kreatur in einem Verlies verschwinden zu lassen? Hier am Eingang zu Naganor ist er wirklich kein besonders erbaulicher Anblick.“
Wie zur Bestätigung gab der Wachmann Eryn noch einen Tritt und beschimpfte ihn:
„Nutzloser Hund.“
Weder der Soldat noch Branden achteten im Augenblick auf Aileen und so bemerkte nur Eryn, wie ihre Augen vor Erkenntnis groß wurden. Sie nickte ihm leicht zu und machte das Waldläuferzeichen für ‚Schweigen‘.
Dann verschwand der Mann mit Aileen im hinteren Aufbau des Wagens. Und obwohl die Stimmen gedämpft waren, konnte Eryn jedes Wort verstehen. Der Mann redete davon, dass Aileen dem Prinzen nicht gefallen hätte und er ihr bessere Manieren beibringen müsse. Dann folgte Gepolter und schweres Atmen des Mannes. Vor Wut zitterte Eryn am ganzen Körper. Im Augenblick kann ich nichts tun, nur abwarten und hoffen, dass sich eine günstige Gelegenheit bietet .
Es dauerte nicht sehr lange und der Mann kam wieder aus dem Wagen heraus. Ein Riegel wurde vor die Tür geschoben und ein Schloss daran gehangen. Dann ging er erneut in die Zitadelle.
Eryn warf einen vorsichtigen Blick zu den Wachen und vergewisserte sich, dass diese ihn nicht beachteten, dann rief er leise in Richtung Wagen: „Aileen, kannst du mich hören?“
Wieder sah Eryn nervös zu den beiden Soldaten am Eingang hinüber, aber die
Weitere Kostenlose Bücher