Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)
vergessen, bei all dem Ärger mit diesem aufsässigen Jungen.“
Zum Glück habe ich Euch daran erinnert. „Und warum ist der Junge jetzt hier? Sollte er nicht gehängt werden? In Falgars Tal waren sie ganz scharf darauf, soweit ich mich entsinne.“
Der Prinz seufzte. „Besser wäre es für alle gewesen. Ich hätte meine Ruhe, er seinen Tod und keiner müsste sich über seine Zukunft den Kopf zerbrechen. Spaß beiseite, Lord Boron. Ein Sucher hat ihn entdeckt und der Junge ist über alle Maßen begabt. Leider. Ich habe es selbst sogleich nachgeprüft. Er soll zum Wohle der Bruderschaft die Magie erlernen, doch er weigert sich vehement. Meister Elderon persönlich hat mich mit der Aufgabe betraut, ihm den rechten Weg zu weisen... Mit allen Mitteln, die mir zur Verfügung stehen. Ja, das waren seine Worte. Und ihr könnt Euch vorstellen, wie dankbar ich bin, mit dieser Aufgabe meine Zeit verschwenden zu dürfen.“
Der Graue Wolf grinste. „Mit Sicherheit unendlich dankbar. Aber meist fruchtet doch gutes Zureden oder eine harte Hand, um jemanden zu überzeugen.“
„Das eine hat der gütige Meister Talasin schon versucht – natürlich vergebens. Das andere probiere ich gerade aus. Und ich muss sagen, noch hält er durch und er erlebt wirklich keine schönen Dinge. Seine Gedanken verraten mir ständig, dass er aufgeben möchte. Doch er tut es einfach nicht. Vielleicht in ein paar Tagen“, hoffte Prinz Raiden.
„Und wenn er verrückt wird?“ So was soll vorkommen, wenn Leute gefoltert werden.
Das war nicht gerade das, was Prinz Raiden hören wollte. „Das wäre äußerst schlecht und Meister Elderon wäre sicherlich erzürnt. Der Meister hat mir noch eine Option genannt, wenn nichts fruchten sollte: den Seelenbann. Ich könnte ihn wirken. Dann wäre der Junge problemlos lenkbar.“ Meister Raidens Stimme war bitter geworden und er dachte grimmig: So wie ich.
Lord Boron presste die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen. Ich habe die Zeit erlebt, da Meister Elderon den Seelenbann auf Prinz Raiden gewirkt hat und auch, was der Bann aus dem Prinzen gemacht hat. Es ist sein persönlicher Fluch und all sein Streben trachtet danach, diesen Bann zu brechen, um wieder frei zu sein.
Prinz Raiden fuhr fort und scherzte: „Eigentlich will ich meine Möglichkeit, den Seelenbann zu wirken, aufheben um einen Drachen zu bannen, doch die Viecher haben sich zu gut versteckt... in den letzten fünfzig Jahren.“
Selbst du möchtest das keinem antun, was dir widerfahren ist. Der Kommandant der Garde konnte sich noch gut an die ersten Jahre erinnern, nachdem der Bann gesprochen worden war. Sobald Prinz Raiden auch nur in die Nähe Meister Elderons gekommen ist, zerfiel er zu einem Häufchen Elend. Er, der stolze Prinz von Ardeen, mutiger Kämpfer und begnadeter Magier ist komplett gebrochen durch diesen schändlichen Bann. Das hat er nicht verdient. Das hat niemand verdient. So meinte Lord Boron aufmunternd:
„Ein paar Tage länger und der Junge wird aufgeben, mein Prinz. Im Grunde genommen ist es eine große Auszeichnung, dass die Bruderschaft ihn die Magie lehren möchte. Ich meine, viele Anwärter werden abgewiesen.“
Prinz Raiden stimmte dem nur zu. „Wohl wahr, ich hoffe, dass der Bengel das auch bald erkennt.“ Dann sah er auf einen Uhrstein, der dekorativ auf dem Tisch stand:
„Ich glaube, es ist wieder Zeit für eine weitere Tracht Prügel. Lord Boron, Ihr kümmert Euch um die Garde und ich gehorche dem Wunsch des edlen Meisters Elderon und degradiere mich zum Folterknecht.“ Mit diesen Worten stand der Prinz auf und ging. Lord Boron aber aß noch genüsslich zu Ende. Die Arbeit wird schon auf mich warten. Arbeit läuft in den seltensten Fällen einfach davon.
Eryns nächstes Treffen mit dem Prinzen begann gleich mit ein paar heftigen Schlägen.
„Heute gar keine weisen Ratschläge für mich?“, keuchte Eryn, als er sich mühsam auf den Beinen hielt. Sich zu widersetzen und sei es nur mit Worten, gab dem jungen Fenn das Gefühl, gegen seine bittere Lage anzukämpfen und daraus schöpfte er innere Kraft. Auch wenn seine Waffen nur Worte waren, traf er manchmal empfindliche Punkte bei seinem Peiniger, was ihm eine kleine Genugtuung bescherte, bevor dann der erwartete Gegenschlag kam. So auch diesmal, denn der nächste Schlag schickte Eryn zu Boden.
Dieser dumme Junge meint auch noch frech sein zu müssen. „Als ob es einen Sinn macht, sich mit dir zu unterhalten, Nurin. Habe ich es dir
Weitere Kostenlose Bücher