Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)
Tür zu und betrachtete Eryn, der langsam wieder zu Atem kam.
„Bist du böse?“, fragte sie unbedarft.
„Warum sollte ich böse sein? Und wer bist du?“, fragte Eryn zurück.
Das Mädchen mochte an die zehn Jahre alt sein und hatte lange, glatte schwarze Haare.
„Ich hab zuerst gefragt. Manche sagen, du seist böse.“
„Wer sagt das?“
„Telfa und Urim der Koch und andere in der Zitadelle. Werge und Harkon sagen das nicht und Meister Lionas auch nicht.“
„Und du?“
Das Mädchen setzte eine strenge Miene auf: „Jetzt ist Schluss mit den Fragen. Ich will wissen, ob du böse bist?“
Ein bisschen erinnert mich die Kleine an Aileen . Eryn seufzte.
„Na gut. Ich bin nicht böse.“
„Und warum bist du dann hier eingesperrt?“
So schnell wie die kleine Hexe neue Fragen findet, kann man sie nicht beantworten. „Jetzt bin ich mal dran mit fragen. Das ist nur fair, oder? Also warum bist du hier?“
Sie grinste. „Das ist einfach. Darum sage ich es dir auch. Ich bin neugierig. Also warum bist du eingesperrt, wenn du nicht böse bist?“
Das Gör ist hartnäckig. Andererseits ist sie zur Tür hereingekommen und weiß vielleicht auch einen Weg nach draußen. „Man hält mich für begabt und ich soll die Magie erlernen.“
„Das verstehe ich nicht. Dafür muss man doch niemanden einsperren. Vielleicht bist du doch böse. Wie viele Kreise hast du?“
Eryn zuckte mit den Achseln. „Ich weiß es nicht.“
Das Mädchen giggelte los: „Du sollst begabt sein und weißt nicht einmal, wie viele Kreise du hast? Das ist ein Witz, oder eher dumm. Was schreibst du da eigentlich?“
Sie hüpfte näher an den Tisch heran, um einen Blick auf das Papier zu werfen. Eryn zog die Zettel weg. „Das geht dich nichts an. Wie bist du überhaupt zur Tür hereingekommen? Kann jeder von draußen einfach so hereinkommen?“
„Natürlich nicht. Gib mir die Zettel. Ich befehle es dir.“
Die Kleine ist ganz schön frech . „Und wenn ich doch böse bin und dir gleich den Hintern versohle?“
Entrüstet stemmte sie die Hände in die Hüften. „Das wagst du nicht. Ich bin eine Prinzessin. Der Schwarze Prinz ist mein Vater!“
Eine gewisse Ähnlichkeit ist nicht zu leugnen . Eryn machte einen Schritt auf sie zu und sie riss vor Angst die Augen weit auf, dann traf es Eryn wie ein Blitz und er wusste nicht, wie ihm geschah. Vor ihm stand plötzlich das liebreizendste Geschöpf, dass er je gesehen hatte. Er sank auf die Knie.
„Meine Dame, Ihr seid wunderschön. Ich möchte Euch jeden Wunsch erfüllen, wenn ich nur in Eurer Gegenwart sein darf. Wie ist Euer Name, holde Maid?“
„Man nennt mich Rhyenna.“ Gewichtig fügte sie hinzu: „ Prinzessin Rhyenna. Und nun gebt mir die Zettel.“
Beflissen hielt Eryn ihr die Papiere hin: „Wie Ihr wünscht, doch es sind klägliche Versuche meiner Schreibkunst. Ich lerne gerade erst.“
Rhyenna zog die Stirn in Falten, als sie auf das Blatt sah.
„Du kannst nicht schreiben?“
„...und lesen, vergebt mir, meine Herzensdame.“
„Das da ist wirklich schlecht. Du musst das üben.“ Sie tadelte Eryn, so wie ein Kind mit einer Stoffpuppe spricht.
„Es wird geschehen, wie Ihr es wünscht, Rhyenna. Welch herrlichen Klang Euer Name hat.“
Rhyenna errötete ein wenig. „Und wie heißt du?“
„Eryn Bluthand, Krieger der Fenn. Ein unwürdiger Diener in Eurem Schatten.“
Rhyenna kicherte. „Steht auf, mein edler Streiter Eryn. Bluthand gefällt mir nicht. So werde ich dich nicht nennen. Aber ich möchte einen klugen Ritter haben. Tapfer, stolz und klug. Bemühe dich beim Lesenlernen, sonst denken alle, dass du dumm bist und eine Prinzessin wie ich braucht einen würdigen Ritter.“
Eryn war tief geknickt: „Das denken so schon alle, meine Liebe.“
„Das packst du schon“, munterte Rhyenna Eryn auf. „Schließlich bist du kein Nurin, sondern mein Ritter Eryn.“
„Natürlich, meine Dame.“
Rhyenna raffte den Mantel um sich: „Ich muss jetzt gehen, bevor Telfa etwas merkt. Aber ich komme wieder.“
„Sehnsüchtig werde ich auf Eure Rückkehr warten“, rief Eryn ihr schmachtend hinterher.
Voller Eifer begann er nun, die Seiten aus dem Buch zu kopieren, dabei fiel es ihm bereits auf, wenn sich die Worte wiederholten und ein paar Buchstaben fügten sich zu einem Sinn zusammen. Den ganzen Tag über schrieb er ohne Unterlass. Diese schönste aller Frauen, das zauberhafteste Wesen auf der ganzen weiten Welt wünscht es. Also werde ich es tun. Alles
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