Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)
bedeutete auch, Eryn zurückzulassen, der gezwungenermaßen in der Festung des Prinzen bleiben würde. Es ist besser so – für uns beide, entschied sie und trieb ihr Pferd vorwärts, einem neuen Schicksal entgegen.
7. Gänzlich Gebrochen
Gerne hätte Eryn mit Aileen noch ein paar Worte gewechselt, denn wie die Dinge nun lagen, würde er sie nie wiedersehen. Flüchtig kam ihm der Gedanke, dass der Prinz ihn doch betrogen hätte und Aileen in einem dunklen Kerker gefangen saß, um zur gegebenen Zeit als Druckmittel zu dienen. Andererseits war Eryn seit Verlassen der Halle ausgesprochen gut behandelt worden. Man lernt das, was man als gegeben hinnimmt, besser schätzen, wenn es einem einmal so richtig dreckig gegangen ist . Ein Bett, frische Kleidung, eine reichhaltige Mahlzeit und, nicht zu vergessen, das Bad .
Man hatte ihm sogar die Bartstoppeln aus dem Gesicht rasiert. Wahrscheinlich wollte ihm keiner ein Messer in die Hand geben. Was Eryn auch niemandem wirklich verübeln konnte. In der Nacht quälten ihn Albträume, eine wirre Mischung aus den Foltern der letzten Tage, Aileens Flucht, dem Schwarzen Prinzen und der Magie. Gegen Morgen jedoch fiel er in einen tiefen Schlaf und fühlte sich nach dem Erwachen kräftiger und ausgeruhter als die Tage zuvor.
Vom Fenster aus konnte man den Hof sehen und dort stand immer noch der Wagen von Branden Hold. Eryn blickte gedankenverloren nach draußen, als eine dickliche, ältere Frau hereinkam und ein Tablett mit Essen auf den Tisch stellte. Dann kramte sie drei Bücher aus einer Umhängetasche und legte sie daneben.
„Der Herr lässt Euch das hier bringen. Er erwartet, dass Ihr mit dem Studium beginnt.“
Eryn bedankte sich und die Magd war weg, bevor er ein Gespräch mit ihr beginnen konnte. Nach dem Frühstück nahm Eryn die Bücher zur Hand und betrachtete sie. Er wusste, dass die Gelehrten ihr Wissen in Büchern aufzeichneten mit den vielen Zeichen, die sie Buchstaben nannten. Er selbst kannte nur wenige Zeichen. ‚Schmied‘ und ‚Händler‘ hatte er in Falgars Tal und später auch in Aspentor auf Schildern vor den Häusern ausmachen können. Bücher wie diese drei hier hatte er aber noch nie in den Händen gehalten. Sie waren in ebenmäßiger Schrift geschrieben und manchmal zierten Bilder die Seiten. Auf einer Seite entdeckte er den Kreis der Magie. Es gab noch andere Diagramme, doch mit ihnen konnte Eryn nichts anfangen. Das zweite Buch bestand ausschließlich aus Schriftzeichen und so legte er es gleich wieder beiseite. In dem letzten Buch gab es Zeichnungen von Burgen und Menschen. Es schien eine Geschichte zu erzählen. Da gab es Kämpfe und ergreifende Szenen; Monster und Landschaften, durch die ein einzelner Kämpfer zog. Gerne hätte Eryn die Geschichte dazu gekannt. Seine neugierigen Betrachtungen wurden unterbrochen, als Schritte von draußen zu hören waren und diesmal kam der Prinz zur Tür herein. Eryn stand auf und senkte den Kopf. Es kratzte an seinem Stolz und kostete ihn nach wie vor Überwindung. Das ist der Preis für Aileens Freiheit. Ich habe ein Wort gebrochen, um einen neuen Schwur zu leisten. Was ist mein Wort überhaupt wert, wenn ich mich nicht daran gebunden fühle?, fragte sich Eryn bitter und fühlte sich erbärmlich.
Der Prinz hingegen war äußerst gut gelaunt.
„Das ist schön, dass du dich gleich mit der Lektüre beschäftigst. Ich nehme an, du hast schon ein paar Seiten gelesen.“
„Herr…“, unterbrach Eryn den Prinzen, doch der deutete das fälschlicherweise als Zustimmung und redete einfach weiter: „Gut. Was also weißt du über die Magie?“
Dank Meister Agland wusste Eryn zumindest etwas: „Es gibt die zwölf Kreise der Magie. Gold, Silber, Schwarz, Weiß, Rot, Blau, Grün, Braun.“ Eryn überlegte.
„Und?“, bohrte Prinz Raiden nach.
„...Gelb... Grün.“
Eryn kannte die Mimik des Schwarzen Prinzens inzwischen gut genug, um erkennen zu können, dass sein Vortrag dem Herrn von Naganor missfiel.
„Herr, ich weiß gar nichts über die Magie!“, versuchte sich Eryn nun zu rechtfertigen.
Schon nicht mehr ganz so guter Stimmung stellte Prinz Raiden fest: „Nicht einmal die zwölf Kreise kannst du ganz zitieren. Hier, in den elementarsten Grundlagen steht es geschrieben.“ Dabei nahm Prinz Raiden eines der Bücher vom Tisch und reichte es Eryn.
„Lerne es auswendig. Magie ohne Wissen darüber, was man tut, ist gefährlich.“
Wieder versuchte Eryn es dem Prinzen zu erklären:
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