Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)

würde ich für sie tun .
    Erst als es ganz dunkel geworden war, legte er den Stift beiseite und aß etwas. Müde ging er zu Bett und am nächsten Tag erwachte er, als die Magd das Frühstück brachte. Nach ein paar hastigen Bissen schrieb er wie besessen weiter, bis Meister Lionas kam. Der Magier staunte nicht schlecht.
    „Acht Seiten, Eryn, das ist wirklich gut und kaum ein Fehler. Du warst sehr fleißig.“
    Seit er zu den Magiern gekommen war, war es das erste Mal, dass er ein Lob hörte und es tat wirklich gut. Ich bin kein Dummkopf, kein – wie nennen sie es alle – Nurin. Ich werde es ihnen beweisen und vor allem meiner holden Dame.
    „Nun, Eryn, und wie steht es mit der Magie. Hast du den Lichtzauber gemeistert?“
    Das habe ich ganz vergessen. Die Prinzessin hat sich ja zuallererst gewünscht, dass ich lesen und schreiben lerne.
    „Meister Lionas, leider noch nicht. Ich war so vertieft darin, erst das Lesen und Schreiben zu meistern, darüber habe ich die Zauberei ganz vergessen.“
    Meister Lionas setzte sich an den Tisch.
    „Vielleicht ist das gar nicht so schlecht. Erst eines nach dem anderen. Fangen wir an.“
    Und sie übten, wie sie es den Tag zuvor schon getan hatten. Meister Lionas war von Eryns neuem Eifer sehr angetan und sparte auch nicht mit Lob.
    Als der Magier schon gehen wollte, da fragte Eryn: „Meister Lionas, bin ich immer noch ein Gefangener?“
    „So würde ich es nicht bezeichnen. Der Prinz möchte lediglich, dass du nicht unvernünftig wirst. Beizeiten wird man dir auch erlauben, nach draußen zu gehen. Aber du weißt noch so wenig über unser Leben und auch über dich selbst. Es ist nur zu deinem Besten. Hab etwas Geduld und wenn du weiterhin solche Fortschritte machst, dann bin ich mir sicher, dass der Prinz dir recht bald weitere Vergünstigungen gewähren wird.“
    Trotzdem war Eryn enttäuscht. Aber ich muss die Prinzessin wiedersehen. Mein Herz verzehrt sich nach ihr.
    Plötzlich merkte Eryn eine Präsenz in seinen Gedanken. „Ihr seid in meinen Gedanken, Meister Lionas!“, entrüstete sich Eryn, doch der Magier fragte stattdessen seinerseits: „Hattest du Besuch?“
    Es erschien Eryn nicht falsch zu sein, über seinen Besuch zu reden: „Die Prinzessin kam zu mir. Das lieblichste Geschöpf auf Erden. Und sie hat mich zu ihrem Streiter erkoren. Aber sie möchte auch, dass ihr Recke gebildet ist, darum bemühe ich mich auch so sehr Lesen und Schreiben zu lernen.“
    Verständnisvoll nickte Meister Lionas. „So, so, eine Prinzessin. Hat dieses liebreizende Geschöpf einen Namen?“
    „Einen Name, so klangvoll wie Musik. So klar wie das Wasser eines Gebirgsbaches. Wie trist und grau alles andere erscheint beim Klang ihres Namens...“
    „Sehr poetisch und kannst du ihn mir nun nennen?“, unterbrach Meister Lionas den Redefluss.
    „Rhyenna. Rhyenna. Rhyenna!“, sang Eryn förmlich.
    „Und, will diese Rhyenna wiederkommen?“
    „Ich hoffe es von ganzem Herzen. Versprochen hat sie es und noch heute werden wir uns wiedersehen.“
    Meister Lionas zwinkerte mit den Augen: „Na dann will ich nicht länger stören. Wir sehen uns morgen wieder.“
     
    Kaum war Meister Lionas aus dem Raum, da hängte er ein Zauberauge an die Decke.
    „Zzt, zzt. Eine Prinzessin. In Naganor gibt es keine Prinzessin.“
    In Gedanken ging Meister Lionas alle schönen und dann die nicht mehr ganz so schönen Frauen in Naganor durch, doch keine hieß Rhyenna und bei keiner konnte er sich vorstellen, dass sie die Barriere der Tür überwinden konnte um darüber hinaus den armen jungen Mann mit einem Liebeszauber zu verhexen. Allerdings, allzu viel scheint die Dame auch nicht zu wissen. Sonst hätte sie noch ein paar andere Zauber gewoben . Gedankenverschleiern und Schweigezauber wären sinnvoll gewesen . Es sei denn, sie will, dass jedermann, oder besser gesagt, jeder Magier von dem Zauber Kenntnis bekommt .
    Meister Lionas verließ die Zitadelle erst einmal. Schließlich wird sich die Person nicht hervorwagen, bevor ich nicht verschwunden bin . Er ging ein Stück die Straße entlang und suchte Kräuter am Wegesrand. Sei Hauptaugenmerk jedoch galt dem Auge auf dem Gang. Ein Diener war mit einem Bündel entlanggekommen, ging aber weiter, ohne dem besagten Raum Beachtung zu schenken.
    Die alte Telfa kam mit einem leeren Eimer für die Notdurft und betrat kurz das Zimmer, um dann mit dem Eimer vom Vortag wieder herauszukommen. Kann Telfa diejenige welche sein? Wenn jemand einen Liebeszauber wirken