Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)

Lernen nicht ausgereicht hat“, verteidigte Eryn seinen Freund.
    Aber Prinzenpapi war ungemein gelassen: „Nichts. Ich werde nichts tun. Nur seine Erinnerung an dieses Gespräch löschen, so, als ob es nie stattgefunden hätte. Denn wenn das herauskommt, dann sieht das allgemein schlecht aus und es langt mir, wenn ich weiß, was wirklich passiert ist.“
    Schnell fragte Eryn: „Könnt Ihr mein Gedächtnis auch löschen? Dieses Wissen ist… ungesund.“
    „Ach, Blödsinn! Du wirst die Klappe halten, weil ich es dir befehle! Dieser Seelenbann hat auch seine guten Seiten. Absolutes Schweigen über das Gerede von Betrug und Prinzenpapi!“
    Die Gedanken zu löschen wäre viel angenehmer gewesen, als dieses Geheimnis bewahren zu müssen. Aber der Prinz hatte ja gerade all sein Mitgefühl an den armen Ravenor verschwendet, der nun auch wieder aufwachte und etwas verdutzt in die Gegend schaute.
     
    Am nächsten Tag brauchten sie noch ein paar Stunden, um den eigentlichen Torstein aus dem riesigen Block herauszulösen und zu bergen. Dann rückten sie ab und brachten alles zurück nach Naganor. Dort gab es eine unerwartete Überraschung für Sir Ravenor. Prinz Raiden gestand ihm einen weiteren Tag dienstfrei zu und gab ihm fünfzig Goldstücke als Ersatz für das kaputte Hemd. Das war weit mehr, als das Hemd gekostet hatte und Ravenor war wirklich erfreut. Bevor er entlassen wurde, bemerkte der Schwarze Prinz wie beiläufig: „Ihr könntet ja mal Eure Frau Mutter an dem freien Tag besuchen.“
    Das kam dem jungen Offizier seltsam vor, aber er hatte tatsächlich ein schlechtes Gewissen, weil er schon so lange nicht mehr daheim gewesen war.
     
    Ein paar Wochen später gab es einen Wettbewerb im Schwertkampf. Und als sich Lord Boron und Prinz Raiden darüber unterhielten, kam das Thema wie zufällig darauf, zu wetten, wer gewinnen würde.
    „Mein Prinz, da braucht man nicht zu wetten. Sir Ravenor ist so überragend gut, das wäre schon ein Wunder, wenn er nicht gewinnt“, bezog Lord Boron seinen Standpunkt.
    Aber Meister Raiden war davon nicht überzeugt: „Ich finde, er hat abgebaut. Diesmal gewinnt Sir Orten. Ich wette um hundert Goldstücke.“
    Das war schon ein Sümmchen. Kurz zögerte Lord Boron, doch dann lenkte er ein: „Wenn Ihr gerne Geld verlieren wollt, gut, ich wette dagegen.“ Und sie schlugen ein.
    An dem Wettkampftag war Sir Ravenor wirklich nicht in Form. So ganz und gar nicht, um genau zu sein. Und nach längerem Geplänkel mit dem Schwert bescherte eine Unachtsamkeit Sir Askir Orten den Sieg, worauf hundert Goldstücke in die Schatzkammer des Prinzen wanderten.
     
     
    8. Rhyenna geht
     
    Früher waren die Kompanieführer und Lord Boron diejenigen gewesen, die am häufigsten zur Zitadelle kamen, doch in den letzten Monaten hatte sich das komplett gewandelt.
    Als sie begannen den Torstein zu erforschen, holte sich Meister Raiden zunächst Meister Calwas und Meister Lionas hinzu. Der Plan war es, den Stein nachzubauen und noch ein paar Modifikationen anzufügen. Gleichzeitig wurde das Projekt, das Unhaer unbeschadet betreten zu können, vorangetrieben. Was dazu führte, dass kurze Zeit später Meister Eriwen und Meister Harkon ebenfalls eingebunden wurden und als Folge davon die ganze IV. Kompanie. Die Kompanie der Magier übte nun kaum mehr Kampfzauber, sondern führte endlose Versuchsreihen für Meister Raidens Forschungen durch.
    Eryn musste sich fast zerreißen. Hauptsächlich arbeitete er an dem permanenten magischen Feld im Unhaer. Dazu musste er immer wieder zu seinem Versuchsfleckchen aufbrechen. Das war mit dem recht einfallslosen Namen ‚Versuchsfeld 1‘ bezeichnet worden. Dort gab es inzwischen eine größere Hütte und stets Leute vor Ort, die das Experiment im Auge behielten, wenn Eryn nach Naganor zurückkehren musste, denn auch dort wurde für den Torzauber seine Ader Gold benötigt.
    Der erste große Durchbruch kam, als sie eine Kopie des Torzaubers erstellt hatten. Er funktionierte aber nicht uneingeschränkt, sondern nur zu einem identischen Zwillingsstein. Sie hatten also zunächst kein Tor erschaffen, sondern eine Tunnelverbindung. Wenigstens verkürzte das die Reise von Naganor zum Versuchsfeld 1 erheblich.
    Inzwischen war Eryn auch in der Lage, allein durch die Tore zu reisen. Zumindest durch die, die er kannte. Man musste das gewünschte Ziel exakt ansprechen, um dort hinzugelangen. Die Ziele hatten Muster, die man sich einprägen musste. Wodurch Eryns Reisetätigkeiten