Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
Gebäude schon früher einmal gesehen zu haben.
Überhaupt hatte sich vieles verändert. Unzählige neue Häuser waren errichtet worden und darunter waren sogar recht stattliche. Wohnsitze von reichen Kaufleuten, mutmaßte Eryn. Er hoffte darauf, dass sie später Ausgang hatten. Dann kann ich mich in der Stadt umsehen. All diese Veränderungen – ob ich überhaupt noch etwas wiedererkenne?
Auch Ravenor freute sich darauf, denn noch hatte er ein paar Münzen in der Tasche, die er für seine Unterhaltung opfern wollte.
Tatsächlich gestattete Sir Haerkin dann auch großzügig Ausgang für die Offiziere – für die anderen Offiziere wohlgemerkt. Eryn und Ravenor hingegen bekamen die undankbare Aufgabe, die Ausgaben der Kompanie für die letzten Wochen aufzustellen und alles mit der Kasse abzugleichen. Sie saßen vor einem Stapel von Belegen, die Ravenor nach Datum sortierte und Eryn erstellte eine Auflistung nach den einzelnen Positionen, wie Verpflegung, Unterkünfte, Material und Sonstiges.
„Es war so sonnenklar, dass der alte Sack uns keinen Ausgang gibt und das nur, weil du ihm damals auf die Stiefel gekotzt hast“, bemerkte Ravenor.
Akkurat schrieb Eryn die Zahlen in die Liste. „Und du warst dabei nicht ganz unbeteiligt. Versuch dich mal daran zu erinnern“, dann beschwichtigte er: „Es könnte schlimmer sein. Zumindest müssen wir keine Latrinen mehr reinigen.“
Ravenor spottete ihn nach: „Es könnte schlimmer sein... ha! Strafarbeit ist Strafarbeit. Auch wenn diese hier für Offiziere ist. Warum sind die Listen nicht schon längst von einem der Lordlinge geschrieben worden? Die hatten die letzten Tage doch auch nichts Wichtiges zu tun.“
Der nächste Beleg war unvollständig. „Hier, 50 Laibe Brot von Bäcker Hagnot, da fehlt das Datum.“ „Dann schreib halt eines drauf, interessiert später sowieso keinen mehr. Die Summen müssen stimmen, das ist der Punkt. Scheiße, jetzt hab ich mich verschrieben.“ Es war halb so wild, denn der Kopierzauber übernahm den Hauptteil der Liste auf ein neues Blatt und die letzte Zeile fügte Eryn nun richtig an. „Schau dir das mal an, Eryn. Ausspeisung für die Offiziere im Roten Mond . Was es da wohl für besonderes Essen gab? Und ganz billig war das Vergnügen auch nicht. Das sollte man mal genauer prüfen.“
„Genau, verpetzen wir Sir Haerkin und die anderen von der III. Kompanie und ich sage dir eines, es fällt alles auf uns zurück. Sir Haerkin hasst uns schon so genügend. Vielleicht sollten wir uns nochmals bei ihm entschuldigen und ihn bitten, die alte Geschichte nun endlich zu vergessen.“
Da war Ravenor ganz anderer Meinung: „Hat dir der Prinz zu oft eine auf den Kopf gehauen, dass du jetzt Sir Haerkin in den Arsch kriechen willst? Tu was du nicht lassen kannst.“
Eryn war darüber erhaben: „Wenn es dazu führt, dass ich nicht mehr jedes Mal Haltung annehmen muss, wenn Sir Haerkin auch nur am Horizont auftaucht...“
Die Tür ging auf und der Luftzug fegte den Stapel sortierter Papiere auf den Boden.
„Scheiße, Mann! ...“, rief Ravenor, brach dann aber im Satz abrupt ab, als er sah, wer da zur Tür hereinkam. Er und Eryn sprangen auf, wobei der Rest der Papiere nun auch noch auf dem Boden landete. „Entschuldigung, Sir Haerkin.“
Der Kommandant der III. trat in den Raum. „Lasst Euch nicht bei der Arbeit stören. Ich wollte nur sehen, wie Ihr vorankommt.“
Er will uns kontrollieren und leider hat er keinen Anlass für neue Gemeinheiten, dachte Eryn zynisch und dabei setzte er sich wieder, während Ravenor die Zettel vom Boden aufhob. Zufällig lag der Rechnungswisch vom Bäcker wieder obenauf. „Sir Haerkin, auf diesem Beleg fehlt das Datum, könntet Ihr mir bitte sagen, wann das gewesen ist?“
Was soll das jetzt? Schleimen für Anfänger. Ach ich wär doch auch so gern ein kleiner Lordling.
„Vor drei oder vier Tagen. Schreibt halt ein Datum drauf.“
Sag ich doch. Geschäftig schrieb Eryn seine Liste weiter und senkte den Kopf dabei, damit den anderen sein Grinsen nicht auffiel.
Was nun kam stand in starkem Kontrast zu Ravenors Worten von vorhin:
„Sir Haerkin, ich befürchte, dass Ihr uns immer noch diese alte Geschichte nachtragt. Ich wollte mich deshalb nochmals in aller Form für unser Verhalten damals entschuldigen. Wir waren jung und dumm. Ihr aber seid ein Mann von Größe und deshalb frage ich Euch: Könntet Ihr es nicht in Erwägung ziehen, uns die damals verhängte Strafe zu erlassen? Ich meine,
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