Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
dieser unglückliche Vorfall – liegt nun schon Jahre zurück.“
Eryn dachte, ihm würden die Ohren abfallen. Was war das denn!? Hab ich da vorhin was falsch verstanden?
Aber die heuchlerischen Worte blieben erfolglos: „Nein, mit Sicherheit nicht, Sir Ravenor. Solange diese Geschichte erzählt wird, sollen auch alle anderen sehen, was mit solch unwürdigen Querulanten passiert. Und glaubt mir, die Geschichte wird noch erzählt. Jung und dumm seid Ihr in meinen Augen immer noch, daran hat sich ebenfalls nichts geändert. Und ich will Euch noch etwas verraten. Ihr, Sir Ravenor, habt keine Freunde beim Kommandostab der Schwarzen Garde.“
Ravenor, da hast du dich wohl gerade umsonst geopfert.
Es wäre gut gewesen, wenn Ravenor jetzt die Klappe gehalten hätte, das tat er aber wieder einmal nicht: „Ich brauche doch keine Freunde, Sir Haerkin, solange der Prinz seine schützende Hand über mich hält.“ Der Tonfall war spöttisch.
Super Ravenor, provozier ihn jetzt auch noch. Sir Haerkin wird so eine Äußerung sicher nicht ohne entsprechende Reaktion schlucken. Dummerweise ist er derjenige, der am längeren Hebel sitzt.
Und wie zu erwarten verschwand der letzte Rest aufgesetzter Freundlichkeit aus Sir Haerkins Stimme: „Habe ich das gerade richtig verstanden? Ihr meldet Euch freiwillig für die Kontrolle des Wachdienstes heute Nacht!“
Ravenor wühlte in seinen Zetteln und murmelte vor sich hin: „Wer ist denn der Glückliche, dem ich die Arbeit wegnehme?“
Sir Haerkin wurde laut: „Wie bitte? Ihr Tonfall gefällt mir nicht. “
Da wenigstens riss sich Ravenor zusammen: „Jawohl, Sir Haerkin, melde mich heute freiwillig zum Dienst als wachhabender Offizier.“
„...Und morgen und übermorgen ebenfalls.“
„Jawohl, Sir Haerkin.“ Nachdem Ravenor nun seinen Anteil abbekommen hatte, wandte sich Sir Haerkin Eryn zu. Schließlich war der es ja gewesen, der ihm nach dem Besuch im Weinkeller auf die Stiefel gekotzt hatte. Und das wog sogar noch schlimmer als das unverschämte Gerede, das sich Ravenor damals geleistet hatte. Diese Kunst des dummen Daherredens beherrschte er bis heute immer noch meisterlich, wie er gerade wieder einmal erfolgreich unter Beweis gestellt hatte.
„Sie, Eryn, melden sich als Ordonnanz bei mir, wenn Sie hier fertig sind.“
Auch Eryn wagte den Versuch sich herauszureden: „Sir Haerkin, Prinz Raiden hat mich beauftragt, den Torstein einzurichten. Dazu müsste ich noch Vorbereitungen treffen.“
Das war gelogen und Sir Haerkin durchschaute Eryns Versuch, sich zu drücken.
„Das können Sie später vor Ort auch noch machen und Prinz Raiden hat sicherlich nichts dagegen, wenn ich mir seinen Adjutanten ausleihe. Oder möchten Sie, dass ich beim Prinzen extra nachfrage?“
Es ist sonnenklar, dass Prinz Raiden keinem seiner Kommandanten in den Rücken fallen wird. Das Spiel ist verloren.
„Das wird nicht nötig sein, Sir Haerkin.“
„Gut, dann sehe ich Sie in einer halben Stunde und bringen Sie gleich die ganze Abrechnung mit. Meine Herren.“ Sir Haerkin legte die Hand auf den Türgriff und Ravenor und Eryn standen auf, um ihn gebührend zu verabschieden. Dabei legte Ravenor schnell die Hand auf die Zettel, bevor die Tür aufschwang. Ein drittes Mal wollte er den Haufen nicht sortieren müssen.
Kaum fiel die Tür wieder ins Schloss, wandte sich Eryn Ravenor zu:
„Danke dafür, dass du wieder einmal unpassende Bemerkungen machen musstest. Wohlgemerkt, nachdem du Sir Haerkin vergebens in den Arsch gekrochen bist. Kannst du nicht ein einziges Mal einfach nur die Klappe halten? Das hätte unsere Situation nicht verbessert, aber auch nicht drastisch verschlechtert.“
Ravenor winkte ab: „Ach hör schon auf. Ich wollte dir nur zeigen, wie sinnlos es ist, Sir Haerkins Vergebung zu erflehen. Jetzt sind die Fronten klar.“
Der Rechtfertigungsversuch ist doch ziemlich lahm . „Die Fronten waren schon vorher klar. Und versuch jetzt nicht das Ganze schönzureden. Arschkriechen ist arschkriechen.“
Ravenor grummelte in sich hinein und sie beschäftigten sich wieder mit der Aufstellung.
Als Eryn sich dann bei Sir Haerkin meldete, war die erste Aufgabe ‚Reinigen der Rüstung‘, was Eryn nicht sonderlich dramatisch fand, seit ihm Prinz Raiden gezeigt hatte, wie ein Magier so eine Aufgabe erledigt. Damit kriegst du mich nicht mehr, dachte er bei sich und nach zehn Minuten strahlte alles blitzblank, wobei Eryn keinen Finger krumm machen musste. Außer vielleicht um
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