Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
angehört.
Im selben Augenblick sagte Ravenor etwas, doch Eryn hörte gar nicht zu und bemerkte nun betont laut:
„Wir sollten ein Archiv aufsuchen. Sicherlich gibt es hier ein Stadtarchiv, in dem wir Fakten finden.“
Entgeistert sah ihn Ravenor an: „Wie kommst du jetzt auf einmal darauf?“
Die Frage beantwortete Eryn mit einem ganz unmagischen Tritt unter dem Tisch, der Ravenor zum schnelleren Begreifen anregen sollte.
„Wir hatten doch schon davon gesprochen. Da wir hier in Kraag fremd sind, habe ich keine Ahnung, wo sich das Stadtarchiv befindet. Ich werde mal die Leute dort fragen, vielleicht können sie uns helfen.“ Dabei deutete er ziemlich auffällig zum Nebentisch und ging dann auch gleich hinüber.
Was für ein Zufall aber auch! Die Gäste am Nebentisch konnten tatsächlich helfen, nachdem ihnen Eryn eine Geschichte aufgetischt hatte.
Er gab sich als Dichter aus, der versuche, das Leben des Piraten Rotbart schriftstellerisch zu verarbeiten, und bereitwillig glaubten die anderen Gäste diese Darstellung. Warum auch nicht? War ja eigentlich ihre eigene Idee gewesen. So erfuhr Eryn, dass das Archiv in Kraag beim letzten großen Stadtbrand vernichtet worden war und sich jetzt nur neuere Schriften dort befanden. In Seehorn aber sollte es ein ganz ausgezeichnetes Archiv geben, sozusagen das Staatsarchiv von Goren. Dort wurde alles zusammengetragen, was jemals an der Küste passiert war.
Also zurück nach Seehorn .
Das einzig Gute war, dass es in Kraag ein Tor gab und Eryn benutzte es kurze Zeit später, um nach Seehorn zu kommen. Ravenor konnte er nicht mitnehmen, denn Eryn war noch nicht in der Lage, andere Personen durch die Tore zu bringen. So sollte Ravenor derweil allein in Kraag bleiben.
„Und was soll ich so lange tun?“, fragte Ravenor erstaunlich arbeitseifrig, wobei Eryn um einen Vorschlag nicht verlegen war:
„Du kannst es ja mit Ausnüchtern versuchen, denn spätestens morgen kehren wir nach Naganor zurück.“ Und es sah sogar so aus, als ob Ravenor den gut gemeinten Ratschlag beherzigen wollte.
Im Stadtarchiv von Seehorn konnte jedermann, für klingende Münze versteht sich, Einsicht nehmen. Nicht in alle Aufzeichnungen, die dort lagerten, denn es gab auch geheime, doch die Akten über Rotbart waren keine Geheimsache. So hielt Eryn wenig später die historisch belegten Fakten über das Leben des Piratenkönigs Rotbart in Händen.
Abstammung: unbekannt. So fing es an. Ebenso der richtige Name des Mannes. Das Geburtsjahr – eine Schätzung. Erstmalige direkte Zuordnung zu einem Verbrechen. Und schließlich folgte dann eine lange Auflistung weiterer Vergehen, wobei die Verwendung von Magie immer wieder hervorgehoben wurde. Auf seinem blutigen Weg hatte der verwegene Pirat auch ein paar Magier auf dem Gewissen. Was zur Folge hatte, dass die geringeren Magier nicht mehr wagten, Rotbart herauszufordern. Die hohen Magier, und hier waren Meister Elderon und Meister Savyen namentlich genannt, lehnten es ab, sich einzumischen, was das Herrscherhaus in Goren ausgesprochen verstimmte, sie aber letztendlich akzeptieren mussten.
Sein Ableben wurde wieder nur ungefähr datiert. Es stand da als das Jahr seines Verschwindens. Man vermutete, dass zuletzt doch ein hoher Magier – in Klammern war Meister Savyen vermerkt – den Piratenkönig zur Strecke gebracht haben sollte.
Unter ‚unbewiesene Legenden‘ stand weiterhin, dass Rotbarts Leiche nach Traken gebracht worden war, dem ebenfalls bisher noch nicht entdeckten Versteck der Piraten. Dort würden Piraten bei den Knochen Rotbarts, der Krone Kahls und dem Grab in der See einen heiligen Schwur ablegen, der sie daran hinderte den Ort zu verraten.
Von allen relevanten Aufzeichnungen zog sich Eryn Kopien und ging gleich nach Naganor. In den letzten Wochen hatte er kein einziges Mal mit Meister Raiden telepathiert.
Wahrscheinlich war der Meister des Schwarzen Turmes zu sehr in seine Experimente vertieft gewesen um auch nur an Eryn zu denken.
Es ist schon komisch . Sonst geht es mir mächtig auf die Nerven andauernd überwacht und beobachtet zu werden. Aber nun, da sich Meister Raiden so gar nicht um mich kümmert, fühle ich mich schon fast ...vernachlässigt.
Eryn fand Prinz Raiden im Arbeitszimmer und der begrüßte seinen Schüler überraschend freundlich und fragte gleich nach den Erfolgen. Über die kümmerlichen Informationen, die sie in der langen Zeit der Abwesenheit herausbekommen hatten, war Eryn selbst nicht sonderlich
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