Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)

Wo liegt die Insel? Rück endlich raus mit der Sprache. „Zeigt mir die Lage der Insel und ich fahre selbst dorthin. Ich habe keine Angst vor ein bisschen Wind.“
    Der Herr des Blauen Turmes sah dem anderen direkt in die Augen: „Ihr kennt die See nicht. Denkt daran, wenn Ihr dann das bisschen Wind in Euren Ohren heulen hört. Aber bevor Ihr Euch auf den Weg macht, erzählt mir bitte von Eurer Kammer im Unhaer. Nur für den Fall, dass Ihr nicht wiederkommt, sollte dieses Wissen nicht verloren gehen. Dafür verrate ich Euch, wo Ihr Traken finden könnt.“
    Es sprach nichts dagegen den Herrn von Draegnok seine – und Eryns – Forschungsarbeit zu präsentieren. Ohne den Nurin konnte Meister Savyen ohnehin nichts erreichen. Abgesehen davon konnte niemand zurzeit eine Kammer in der Größe erschaffen, die nötig wäre, um Draegnok einen sicheren Schutz vor dem fortschreitenden Unhaer zu bieten.
    Die Ausführungen wurden nun sehr magisch und Meister Savyen stand zu seinem Wort und gab Meister Raiden im Gegenzug einen Kristall mit einer Illusionskarte der genauen Lage von Traken.
     

     
    Zurück in Naganor prahlte Prinz Raiden mit seinen Erfolgen.
    „Hier, Nurin. Eine Karte mit der Lage der Insel Traken... und ich habe keine halbe Stunde dafür gebraucht, sie zu bekommen. Wie lange sucht ihr zwei nun schon vergebens vor euch hin?“
    Ja, Meister Raiden. Ihr seid ja so genial. „Lasst Ihr mich mal sehen, Meister Raiden?“
    „Natürlich. Wie solltest du auch sonst dorthin finden? Schließlich gewähre ich euch für diese lächerliche Suche keine hundert Jahre Zeit.“
    Die Karte erschien als Illusion und ein Zauberleuchten wanderte den Weg entlang, den der Herr von Naganor seinem Schüler beschrieb.
    „Von Kraag aus könnt ihr starten. Fahrt dann rüber auf die Schoren. Das war früher einmal ein bedeutender Handelshafen – vor dem Nimrod –, danach ging alles nur mehr durch die Tore und der Seeweg ist so höllisch gefährlich geworden, dass kaum einer mehr auch nur in Erwägung zieht, ein Schiff dafür zu nutzen. Aber zu den Schoren segeln noch Schiffe. Und von dort müsst ihr selber sehen wie ihr weiterkommt. Gold oder Magie werden schon einen Weg eröffnen. Meister Savyen hat das Horrorbild vom Schrecken der Meere heraufbeschworen. Stürme und wolkiges Unhaer. Meiner Meinung nach die Ängste eines alten Mannes, der nicht mehr genügend Mumm in den spröden Knochen hat. Stürme sind nichts weiter als ein bisschen Wind. Das dürfte für einen Magier kein Problem darstellen und wolkiges Unhaer halte ich für Blödsinn. Trotzdem sollten wir zur Vorsicht Maßnahmen treffen. Hast du zufällig einen Schutzring bei der Hand?“
    Ein Griff in die Tasche und Eryn händigte das Gewünschte aus. Seit er entdeckt hatte, wie man die Ringe erschuf, trug er ständig sogar mehrere Ringe dieser Art bei sich. Nun rollte Meister Raiden den kleinen Ring zwischen seinen Fingern hin und her.
    „Wir sollten dir den Ring unter die Haut implantieren, damit du absolut sicher bist. Ein Ring, den du lose bei dir trägst, kann verloren gehen oder dir abgenommen werden. Das aber wäre im Gebiet des Unhaer tragisch und tödlich. Zieh das Hemd hoch, wir nehmen die Fettrollen auf den Rippen. Dort fällt es am wenigsten auf.“
    Das sind keine Fettrollen, sondern Muskeln, protestierte Eryn, bevor er den Stoff nach oben zog. Meister Raiden kam näher und griff mit seinen Fingern nach der Haut auf den Rippen, um sie zu einer Wulst zusammenzudrücken. Mit der anderen Hand schob er unter Zuhilfenahme der Magie den Ring in den Wulst. Ein stechender Schmerz durchfuhr Eryn.
    „Aua.“
    Er wollte schon seine Magie benutzen, doch Meister Raiden hinderte ihn mit einem Bann daran, erklärte aber sein Tun freundlicherweise unmittelbar danach:
    „Keine Betäubungsmagie, das kann den Ring entzaubern. Und jetzt hab dich nicht so, das kleine Wehwehchen ist schon bald wieder gut.“
    Eine Vorwarnung wäre auch nicht schlecht gewesen.
    Eryn, du verweichlichst zusehends.
    Mit den Fingern befühlte der Magieranwärter die Stelle, an der sich der Ring nun befand. Eine Beule hatte sich gebildet und schmerzte immer noch leicht.
    „Wo ist Sir Ravenor?“, fragte der Prinz plötzlich.
    „Immer noch in Kraag, Meister Raiden. Ich kann ja nur alleine durch die Tore reisen.“
    „Dann kannst du gleich wieder aufbrechen und eine Passage zu den Schoren buchen.“
    Da gibt es nur ein kleines Problem. „Meister Raiden, eine Sache noch. Unser Budget langt