Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
starken Schlag und das Krachen von berstendem Holz war zu hören.
Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, bis Eryn realisierte, dass das Schiff aufgelaufen war und nun drohte zu sinken.
Raus hier! Wir gehen unter, schickte er Ravenor in Gedanken. Dann kämpfte er sich seinen Weg nach oben.
Sie mussten runter von dem Kahn, sonst würden sie mit in die Tiefe gerissen. Das Beiboot konnte Eryn nicht mehr ausmachen. Ein Mast war gebrochen und lag quer über dem Schiff, das sich bereits zu neigen begann. Mit der nackten Angst im Nacken und dem Regen im Gesicht zerlegte Eryn den Mast in Windeseile mit einem Feuerstrahl in annähernd gleichlange Stücke und wickelte ein Tau um die Holzstämme. Diese Leistung hätte selbst Meister Raiden Respekt abgenötigt.
Ravenor begriff sofort, worum es ging und half das Floß ins Wasser zu werfen. Dann sprangen sie hinterher. Eiskalt. Waren Regen und Sturm schon beißend gewesen, so durchfuhr es Eryn wie ein Schock, als er im Wasser untertauchte. Reiner Instinkt ließ ihn einen magischen Schild erschaffen, der die Kälte abhielt und er tauchte wieder an die Oberfläche. Ravenor mühte sich bereits ab, auf das Floß zu kommen, das inzwischen einige Meter abgetrieben war. Mit Magie zog Eryn das Floß in seine Richtung. Das war verdammt schwierig und hätte Ravenor ihm nicht rasch ein Tau zugeworfen, dann hätte er das Floß vielleicht gar nicht mehr erreichen können.
Der Sturm tobte immer noch mit immenser Kraft und sie banden sich mit den Tauen an die Holzstämme. Eryn wirkte einen Festigkeitszauber, damit ihr provisorisches Boot nicht auseinanderfiel und einen Wärmezauber, damit sie nicht erfroren. Mehr konnte er im Augenblick nicht tun, doch selbst das Wenige verlangte ihm viel von seiner Kraft ab.
Es war Nacht geworden und erst nach Stunden flaute der Sturm ab. Durch die Zauberei war Eryn am Ende seiner Kräfte. Aber wenn er den Wärmezauber fallen ließ, dann würden sie schon bald erfrieren, denn die Baumstämme hielten die Wellen nicht ab und jede zweite spülte über sie hinweg. Schließlich verwandelte sich die Wellenbewegung in ein sanftes Auf und Ab und erlaubte es ihnen, sich hinzusetzen.
„Hast du verzauberte Ringe, Ravenor?“, fragte Eryn, denn seine waren mit dem Schiff gesunken, da er sie unten in der Kajüte aufbewahrt hatte.
Das nasse schwarze Haar klebte Ravenor quer über der Stirn. „Klar, den Erfrischungsring und das ganze Gold. So was schenke ich doch nicht dem Meer.“
„Dann hol den Ring raus und erfrische mich, sonst kann ich nicht mehr lange durchhalten!“
Es gab noch eine Einweisung für Ravenor, wie man den Zauber auf andere richtete und dann bedachte der Eryn mit Hilfe des Ringes alle paar Minuten mit dem Erfrischungszauber, während dieser den Wärmezauber aufrechterhielt.
Endlich erhellten die ersten Strahlen der Sonne den Himmel. Da stellten sie fest, dass sie mutterseelenallein inmitten des großen Meeres dahintrieben. Nichts außer Wasser und Himmel waren weit und breit zu sehen. Die See hatte sich endlich beruhigt und sanfte, kleine Wellen ließen nicht mehr erahnen, welche Naturgewalten am Tage zuvor getobt hatten. Sie gestalteten ihr Floß etwas um, wobei Ravenor sein Zimmermannswissen zum Besten gab und Eryn anwies, Bretter zu schneiden, Löcher einzubrennen und Verbinder herzustellen. Die Pfropfen schlug der junge Offizier dann mit einem Stück Holz in die Löcher, um die Bretter zu verbinden.
„Ein Hammer wäre besser“, bemerkte er dabei mehr als einmal. Das Ergebnis bescherte ihnen zumindest den Erfolg, dass nicht mehr jede Welle ihr ganzes Floß überspülte und sie nun einigermaßen im Trockenen saßen.
Sie hatten beide nicht viel Ahnung von Booten und einen weiteren Sturm würde das Gefährt wohl kaum überstehen. So viel war gewiss.
Der augenblickliche Zustand verschaffte Eryn die Gelegenheit, seine Magie nicht permanent aufrechterhalten zu müssen und so konnte er sich ausruhen, was er dringend nötig hatte. Zwar hatten sie vorerst überlebt, doch von der sicheren Rettung waren sie immer noch weit entfernt.
Einer der ersten Gedanken Eryns war es gewesen, Meister Raiden zu rufen. Doch den konnte er nicht erreichen, womit diese vielversprechendste aller Lösungen ihres gegenwärtigen Problems wegfiel. Wasser und Fische konnte Eryn beschaffen. Magisches Herausziehen von Wasser beherrschte er ja schon lange, aber die Fische ließen sich nicht so einfach pflücken wie die Beeren. Schließlich gelang es Eryn, die guten
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