Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
schöner Plan. Zumindest hörte er sich so aus dem Munde des Prinzen an.
Der fuhr nun fort: „Einen Namen brauchst du noch. Einen, der zu einem einfachen Tunichtgut passt. Nurin.“ Prinz Raiden lachte über seinen Witz, wobei Eryn das nicht besonders komisch fand. „Nein, nennen wir dich Ned.“
„Mein Prinz, wie Ihr wünscht.“ Eryn verbarg seine Gedanken hinter den Schutzzaubern, die er gelernt hatte. Ein Scheißname und ein Scheißjob. Die Poxe und die grüne Pest soll... doch wieder einmal wurden seine Gedanken jäh unterbrochen.
Ich sehe, du hast dazugelernt. Doch bei mir kannst du dir diesen Kinderkram sparen. Ned.
„Mein Prinz, wie geht es jetzt weiter?“ Lenke ab und richte deine Konzentration sofort auf ein unverfängliches Thema, wenn du annehmen musst, belauscht zu werden. Das war eine Lektion der letzten Wochen gewesen. Und es schien zu funktionieren.
Der Schwarze Prinz bewegte die Schellen magisch in die Mitte des Tisches. „Am besten beginnst du gleich damit, deine Rolle zu üben. Du bist Ned, der Bauer. Alle anderen Leute sind für dich ‚Herr‘. Und nun, wenn ich um die goldene Ader bitten dürfte...“ Eryn öffnete den Strang. Manchmal komme ich mir als Depp für das Bezaubern von Gegenständen vor, mein Pr... Herr. Interessiert versuchte Eryn, dem Muster zu folgen, das der Herr von Naganor wob. Doch die Zauber waren zu komplex. Es waren lediglich einzelne Elemente, die er wiedererkannte.
Der Herr des Schwarzen Turmes war Meister über Magie, von der Eryn noch nicht einmal den Schimmer einer Vorstellung hatte. Der Zauber war gewirkt und mit einem weiteren Zauber schlossen sich die Schellen um Eryns Hand- und Fußgelenke.
„Jetzt schon, Mein Prinz? Hat das nicht Zeit, bis wir die Mine erreichen?“
„Es soll echt wirken. Ein paar aufgeriebene Stellen von den Ketten, verdreckte Kleidung, gebeugte Haltung. Außerdem kommen deine Wachen gleich. Und vergiss nicht, keine Zauber in der Nähe der Magier!“
„Ja, Herr.“
Die Tür flog auf und Sir Ravenor und Regulärer Deren kamen herein. Sie trugen Rüstungen der Wachen von Griscont. Ravenor knallte die Hacken zusammen und salutierte zackig. Deren hingegen gab sich halb so viel Mühe. Der Prinz klatschte einen langsamen Applaus mit den Händen.
„Endlich einer, der verstanden hat, worum es hier geht. Ihr seid gelangweilte Provinzwachen mit einem jämmerlichen Gefangenen. Sir Ravenor, jeder Tölpel könnte erkennen, dass Ihr Offizier der Garde seid. Schaut Euren Kameraden an, der mimt den einfachen Soldaten hervorragend.“
Einen kurzen Moment zog Ravenor ein langes Gesicht, während Deren die Rolle weiterspielte: „Mein Prinz, wir sind hier, um den Gefangenen abzuholen. Der Wagen steht unten bereit.“
„Nur zu! Hier sind auch die nötigen Papiere.“
Ravenor nahm das Bündel entgegen, während Deren auf Eryn zuging.
„Runter auf den Boden, Gesicht nach unten.“
„Was soll der Scheiß?!“, entgegnete Eryn entrüstet.
Alle redeten durcheinander.
„Schauspielern, meine Herren, alle machen mit“, kam es aus der Ecke des Prinzen.
Deren erklärte sich: „Wenn man die Ketten anlegt, dann sorgt man dafür, dass sich die Gefangenen hinlegen. Versuche es, wenn sie stehen und du wirst dir einen Tritt in die Fresse einfangen.“
Wie immer überzog Ravenor seine Rolle und trat Eryn, der sich inzwischen auf den Boden gelegt hatte, in die Rippen.
„Halt die Klappe! Ich frage dich, wenn ich was wissen will.“
„Hey, übertreiben brauchst du es auch nicht! Schauspielen heißt, so zu tun als ob!“, beschwerte sich Eryn erneut, während er aufstand.
Selbst der Prinz beschwichtigte: „Meine Herren, etwas Mäßigung zu Anfang, das Ganze wird noch Herausforderung genug für unseren Ned hier.“
Danke für die Erinnerung an das Bevorstehende.
„Sie haben ja noch mehrere Tage Zeit, um Ihre Rollen zu üben. Halten Sie sich an Soldat Deren, der kann Ihnen nützliche Tipps geben. Ich habe vollstes Vertrauen in Ihre Fähigkeiten und erwarte den Erfolg dieser Mission. Machen Sie sich jetzt auf den Weg!“
Deren hatte eine lange Kette durch die Ösen der Schellen geführt und hielt das Ende nun in der Hand. So wurde Eryn nach draußen geführt. Der Diener, dem sie begegneten, schaute ihnen irritiert nach.
Im Hof stand ein Wagen bereit und Eryn bestieg die Ladefläche, die mit einer Plane überspannt war. Die zwei Wachen nahmen auf dem Kutschbock Platz und das Gefährt setzte sich rumpelnd in Bewegung. Es holperte über das
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