Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
durchzogen und sehr selten. Manchmal brachte der Magier einen Teil des Felsens zum Einsturz, um die Edelsteinvorkommen freizulegen.
Vor seinem sich selbst gewährten Ausgang hatte Eryn die Kette durchtrennt, Erde angehäuft und daraus mit Magie seinen Körper nachgeformt. Dann war er unsichtbar zur Palisade gelaufen und über eine Treppe aus ‚Luft‘ einfach darübergestiegen. Natürlich war dies keine Lufttreppe im eigentlichen Sinne, doch bei den Magiern bezeichnete man diese Form der Zauberei aus dem Kreis Weiß einfachheitshalber als solche.
Und nun saß er mit Ravenor unter einer vor allem Möglichen abgeschotteten, magischen Kuppel in Form einer Gebüscherweiterung und ein sanftes Licht strahlte von der ‚Decke‘.
„Du siehst schlecht aus, bist du krank?“, fragte Ravenor, während er ein Bündel aus der Tasche holte.
„Ich hab die Poxe.“
„So schnell hast du dich angesteckt? Hier, was zu essen!“
Schön, Ravenor hat mitgedacht. Gierig griff er nach dem Essenspaket. „Ich hab mich nicht angesteckt, sondern mich anstecken müssen, damit diese Wichser von Aufseher mir nicht den Arsch pudern.“
„Tja, ich hab schon immer geahnt, dass du auf Männer anziehender wirkst, als auf Frauen.“
„Ravenor, lass es einfach. Ich ertrag das im Augenblick nicht! Morgen schicken sie mich wieder zum Steineklopfen, da sich die Poxe ja schon so gebessert hat, dank des Heilmagiers.“
„Ist der gut?“ Die Frage von Ravenor war schon etwas naiv.
„Natürlich nicht, der ist ein kompletter Nurin. Ich würde die Poxe selbst ohne Probleme in zwei Tagen heilen können, aber dann habe ich diesen Karak und das fette Schwein Tureg wieder am Arsch kleben und bevor das passiert, lasse ich die Tarnung lieber auffliegen.“
„Was wohl Prinz Raiden dazu sagen würde?“, bemerkte Ravenor mit der weichen Schmeichelstimme, die der seines Vaters so ähnlich war.
Eryn brauste auf: „Ganz ehrlich, das ist mir dann auch egal! Übrigens werd’ ich den Schwarzen Prinzen fragen, ob es nicht eine extra Belohnung hierfür gibt. Für das, was ich hier erdulden muss, wäre es nur zu angemessen.“
„Sicher hat der Prinz von Ardeen ein offenes Ohr dafür.“ Der frotzelnde Unterton war wieder da.
Ravenor hatte Fleisch und Brot mitgebracht, das Eryn während des Gespräches hungrig verschlang.
„Nicht jeder steht freiwillig auf harte körperliche Arbeit, bei schlechtem Essen und garniert mit täglicher Misshandlung. Das ist mehr was für einfache Gemüter wie dich. Muskeln und kein Hirn. Ich bin ein Denker!“
„Aber auch erst, seit wir dich mit Beeren aus dem Wald gelockt haben“, zog ihn Ravenor auf und fragte dann ernst: „Hast du was rausgefunden?“
Der Punkt wurmte Eryn selbst: „Nein, noch nicht wirklich.“
„Sir Orten glaubt, dass Blutdiamanten unterschlagen und dann aus dem Lager geschmuggelt werden. Die Bücher zeigen einen drastischen Produktionsrückgang, aber die Preise am Markt ziehen nicht an. Die Händler sagen, sie beziehen die Steine jetzt aus Goren und anderen Ländern, doch der Lord glaubt, dass es seine eigenen Steine sind, die hier im Kreis wandern.“
Eryn pickte die letzten Krümel zusammen. Er war so verdammt hungrig.
„Bring mir nächstes Mal mehr mit. Das mit den Blutdiamanten werde ich beobachten. Bis jetzt habe ich nur Informationen über die Abläufe im Lager herausbekommen. Wir sollten die Treffen alle zwei Tage machen, alleine schon wegen des Essens. Ich nehme an, ihr seid gut untergebracht?“, fügte Eryn sarkastisch an, da Ravenor sehr entspannt wirkte.
„Ach, ich kann mich nicht beklagen. Sir Orten ist recht großzügig. Ich beginne gerade meine Meinung über ihn zu revidieren. Keine Arbeiten, ein schönes Zimmer und offiziell warten wir auf die Fertigstellung eines Geschenkes für den Prinzen, das natürlich erst dann fertig wird, wenn du was herausbekommen hast.“
Na dann lass es dir gut gehen, dachte Eryn neidvoll: „Keine Sorge. Ich werde mich bis aufs Äußerste bemühen.“ Schon allein in meinem eigenen Interesse.
Zur Optimierung ihrer Treffen gab Eryn Ravenor noch ein paar Anweisungen, damit sie den Zauberern von der Mine nicht doch noch auffielen. Dann trennten sie sich und Eryn ging schweren Herzens wieder zurück in die Hölle des Lagers.
Die nächsten Tage vergingen, ohne dass Eryn einen Durchbruch bei seinen Untersuchungen erzielte. Bei jedem Soldaten im Lager hatte er schon mehrfach Gedanken gelesen. Ja, selbst bei den Magiern hatte er es sich
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