Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
nicht in der Garnison zu benutzen und schon gar nicht im Beisein anderer Magier.
Rhyenna grinste: „Ehrensache, ich verrate dich schon nicht.“ Dann sah sie auf den Uhrstein und erschrak: „Ist es schon so spät? Ich muss los.“ Und schon rannte sie in Richtung Haupttor davon.
Als Eryn Ravenor das nächste Mal traf, hatte dieser den Liefertermin nachgesehen und der war in zwei Wochen. Keine allzu lange Zeit, dachte Eryn und malte sich schon aus, wie er den Küchenmeister samt Komplizen überführen würde.
Eine Woche verstrich und Ravenor wurde abbeordert, um Sir Draken in den Norden zu begleiten.
Der ist erst einmal geschlagene drei Wochen weg. Mit Sir Ravenor als Rückendeckung wäre es leichter für mich, die Untersuchung durchzuführen, aber dann muss es halt so gehen. Und Eryn legte sich schon einen Plan zurecht, wie er es denn anstellen konnte, zur richtigen Zeit am rechten Ort zu sein. Jetzt hieß es nur mehr abwarten –doch dann kam Prinz Raiden zurück und Eryns Welt veränderte sich schlagartig. Zunächst wurde er unverzüglich in die Zitadelle berufen. Kaum tauchte er dort auf und streckte seine Nase zur Tür hinein, bekam er auch schon eine magische Backpfeife.
„Was soll das hier?“, fuhr ihn der Prinz an und Eryn wusste zunächst gar nicht, worum es ging.
„Entschuldigt, Meister Raiden, aber was meint Ihr?“ Mir brennt die Wange und ich entschuldige mich... gerne, fügte er dann noch schnell an, denn Gedankenbelauschen war nicht auszuschließen und Meister Raiden schien sehr gereizt.
„Was meine ich wohl, Nurin. Sieh dich um. Nichts ist an seinem Platz. Und komm mal mit.“
Eryn trottete Meister Raiden hinterher und sie kamen in dessen Privatgemächer. Meister Raiden blieb in der Mitte des Zimmers stehen und zeigte mit ausladender Geste durch den Raum. „Ist das hier etwa aufgeräumt? Da komme ich heim und mir schlägt dieses Chaos entgegen. Nicht einmal das verfaulte Obst ist weggeräumt. Ekelhaft.“
„Meister Raiden, Ihr selbst habt mich rüber in die Garnison geschickt, bevor Ihr gegangen seid. Ich konnte hier nicht aufräumen.“
„Jetzt mal keine lahmen Ausreden. Du bist liederlich und faul deinen Pflichten nicht nachgekommen. So sieht es aus.“
Das hängt vom Blickwinkel des Betrachters ab. Aber jetzt Widerworte zu geben, ist in höchstem Maße ungesund.
Da magst du richtig liegen. „Und nun räum hier auf. Über eine angemessene Bestrafung denke ich später nach.“ Noch im Hinausgehen schimpfte der Prinz vor sich her: „Den jungen Leuten von heute fehlt der Sinn für Ordnung. Schlampig und unaufmerksam – allesamt.“
Als sich Eryn alleine wähnte, ließ er seinem Ärger freien Lauf: Ist doch seine Schlamperei hier, aber uns fehlt der Sinn für Ordnung! Er begann die wahllos verteilten Kleidungsstücke des Prinzen aufzusammeln. Warum lässt er das keinen Diener tun? Am Geld kann das nicht scheitern. Aber nein – dafür braucht er mich. Ich bin Magieranwärter und keine Putzfrau. Persönlicher Schüler des Herrn von Naganor, dem Prinzen von Ardeen. Wie toll sich das anhört und dann… die Realität. Ich werde beschimpft, geschlagen, darf hinter Seiner Ordentlichkeit herräumen und muss mich auch noch andauernd entschuldigen – für seine Fehler. Was für eine verdrehte Welt.
Die angekündigte Bestrafung bestand dann im Sortieren von Meister Raidens gesamter Bibliothek, und das hatte es in sich. Die Bücher waren im ganzen Turm verteilt und Eryn durfte dieser Aufgabe erst nachgehen, wenn sein Meister seine Dienste nicht mehr benötigte, was meist erst nach Sonnenuntergang der Fall war. Zwar hatte Meister Raiden nicht direkt eine Ausgangssperre verhängt, doch er hatte deutlich zu verstehen gegeben, dass er jetzt die Zügel anziehen würde und Eryn sich auch nicht hinüber in die Garnison verkrümeln bräuchte, um dort dann Müßiggang zu betreiben.
Dummerweise rückte der Termin der Lieferung immer näher und Eryn überlegte, wie er doch noch zu seinem Ziel kommen könnte.
Prinz Raiden hatte sich die Tage wieder etwas beruhigt und war besser gelaunt, also beschloss Eryn den Prinzen über seinen Verdacht zu informieren . Wenn er erfährt, dass ihn seine Untertanen betrügen, dann lässt er mich sicherlich nachsehen, oder tut es vielleicht sogar selbst.
Sie befanden sich in einem der Versuchslabors im Keller und Eryn reinigte gerade einen Satz Metallbesteck. Daran klebten reichlich Ruß und manchmal undefinierbare Substanzen, bei denen Eryn ganz froh
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