Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
gesungen?“
Eine der Mägde gab bereitwillig Auskunft: „Nein, der kluge Sir Askir ist dahintergekommen. Er sieht so gut aus, der junge Sir Orten.“
Mit Sicherheit – ein so toller Mann. Doch diese Lorbeeren hat er sich nicht ehrlich verdient. Ich bin derjenige, der dahintergekommen ist.
Obwohl Eryn gerne die ganze Wahrheit erfahren hätte, beschloss er, zuerst seinen leeren Magen zu füllen. Eine kleine Genugtuung bereitete es ihm, dass Prinz Raiden nun einsehen musste, wie ungerecht er ihn behandelt hatte. Ob er sich entschuldigt? Also eigentlich müsste er das tun. Ich hatte von Anfang an recht.
Gesättigt suchte Eryn die große Halle auf. Als Schüler muss ich mich zur Verfügung meines Meisters halten, entschied Eryn und da die Tür offen stand, ging er unauffällig hinein und hielt sich im Hintergrund. Ich darf ganz legal anwesend sein... solange ich nicht hinausgeworfen werde.
Aber keiner beachtete ihn, als er nun an der Wand lehnte.
Sieh an, die ganze Garnisonsprominenz ist anwesend: Lord Boron, Meister Calwas und Meister Eriwen, alle fünf Kompanieführer und einige Stabsoffiziere... und ich.
Sie hatten sich alle um Prinz Raiden geschart und erörterten die Vergehen der an der Hinterziehung beteiligten Personen. Die Fakten, die die magischen Verhöre ans Licht gebracht hatten, waren erdrückend. Schon seit Jahren ließ Halford durch Luren Waren aus der Garnison bringen und die wurden dann in der nächstgrößeren Stadt verkauft. Den Gewinn teilten die Herren anschließend unter sich auf. Vorzugsweise Wein und Fleisch hatte Halford geschickt aus den Beständen verschwinden lassen, denn diese Güter brachten den meisten Profit. Angesichts dieser Unverfrorenheit tobte Prinz Raiden und verurteilte die überführten Männer zum Tode durch den Strang. Halford allerdings, der das Vertrauen des Prinzen derart missbraucht hatte, sollte zur Abschreckung am Halse hochgezogen werden, damit sein Genick nicht brach und am Galgen baumelnd mit magischem Feuer verbrannt werden.
Eine harte Strafe für Halford und doch tut er mir nicht sonderlich leid. Uns hat er das Leben stets mit Freuden zur Hölle gemacht. Nun steigt er für sein Verbrechen selbst zu den Dämonen hinab und das erheblich früher, als er sicherlich selbst erwartet hat.
Gerade hatte Prinz Raiden die Besprechung beendet und die Versammlung löste sich auf. Die Männer strömten aus der Halle. Auch Meister Raiden verließ den Raum, vorgeblich ohne Eryn zu bemerken, wo dem Herrn von Naganor doch sonst gar nichts entging.
Oh, jetzt ist es ihm peinlich, wie er mit dem armen Eryn umgesprungen ist. Aber ich sollte trotzdem nicht darauf herumreiten. Besser ist es, meinen Sieg im Geheimen zu genießen.
So ging Eryn an seine Arbeit und als Meister Raiden später auftauchte, da redete er über alles Mögliche, nur nicht über das Thema Nummer eins. Und das, obwohl Eryns Gedanken sich sehr intensiv damit beschäftigten. Allzu gerne hätte er alle Einzelheiten darüber in Erfahrung gebracht. Vor allem, wie Sir Askir da ins Spiel passte. Denn das Auftauchen des strahlenden Helden Sir Orten ergab keinerlei Sinn.
Wie er heute großzügig darauf verzichtet, auf meine Gedanken zu antworten, wunderte sich Eryn gerade, da sagte Prinz Raiden ganz beiläufig: „Es wäre kleinlich, mir wegen so einer Lappalie Vorhaltungen zu machen... und obendrein unangemessen.“
Wer will schon kleinlich sein. „Ich habe nichts gesagt, Meister Raiden... und wüsste auch nicht worüber.“ Eryn setzte eine Unschuldsmiene auf, doch so ganz konnte er ein spöttisches Verziehen der Mundwinkel nicht verhindern, doch das entging Meister Raiden.
„Gut. Sind wir uns mal wieder einig“, stimmte der Herr von Naganor mehr sich selbst als Eryn zu. „Ich habe nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass du nicht nur hier in der Zitadelle herumsitzen solltest. Schließlich kann ich dich nicht immer gebrauchen und dann störst du mehr, als dass es etwas nutzt. Also wirst du drüben in der Garnison wieder am regulären Dienstalltag teilnehmen.“
Was ist das jetzt? Eine Bestrafung oder ein Belohnung? Seine Hoheit findet mal wieder die allerpassendsten Worte.
Meister Raiden sprach weiter: „Natürlich sollst du nicht deine gesamte Zeit mit der Soldatenausbildung verplempern. Nur ein paar Einheiten pro Woche, damit du körperlich in Form bleibst und die Disziplin nicht vergisst. Das ist wichtig für euch jungen Leute. Ein bisschen Zucht und Ordnung. Ist inzwischen sowieso kein
Weitere Kostenlose Bücher