Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
war, dass er nicht wusste, woher diese Rückstände stammten. Angeblich ging das Reinigen dieser Gegenstände mit der Hand besser als mit Magie. So zumindest behauptete Meister Raiden und es war nicht an Eryn, das infrage zu stellen. Derart mit stupider Arbeit beschäftigt, wagte sich Eryn vorsichtig vor: „Meister Raiden, dürfte ich eine Frage stellen?“
Der Prinz versuchte sich gerade im Aufräumen seiner wertvollen Spezialtiegel. Eine Tätigkeit, bei der er sich nur allzu gerne stören ließ: „Frag ruhig, vielleicht überrascht du mich ja mit einer intelligenten Äußerung.“
„Ich will jetzt niemandem etwas unterstellen, aber ich habe die Vermutung, dass drüben in der Garnisonsküche nicht alle Vorräte für das Essen der Soldaten verwendet werden.“
Meister Raiden lachte erheitert: „Wie konnte ich bloß annehmen, du hättest eine Frage zur Magie. Weißt wohl schon alles, was?“
Er hat nicht kapiert, worum es geht.
„Hat er sehr wohl, einfältiger Schüler. Die Erklärung ist simpel: Manche Nahrungsmittel verderben und die werden dann weggeworfen. Oder bist du der Meinung, man sollte diese trotzdem den Soldaten vorsetzten, um Geld zu sparen?“
„Das habe ich nicht gemeint.“ Meister Raidens Augenbraue wanderte nach oben. Scheiße, ich hab ihn aus Versehen belehrt. Schnell redete Eryn weiter, damit Meister Raiden keine Zeit hatte, darauf einzugehen. „Bei der letzten Vorratslieferung wurden nicht nur die leeren Fässer wieder auf den Wagen geladen, sondern auch ein paar volle und ich vermute, dass, mit Wissen von Meister Halford, Eigentum Eurer Hoheit veruntreut wird. Morgen kommt eine neue Lieferung und dann könnte man den Sachverhalt nachprüfen, mit Eurer Erlaubnis natürlich.“ Eryn hatte schnell gesprochen, damit ihn der Prinz nicht zwischendurch unterbrach und nun sah er seinen Meister erwartungsvoll an.
Der rollte mit den Augen: „Ha, das ist doch lächerlich. Keiner meiner Untertanen würde es wagen, mich zu betrügen und das direkt vor meiner Nase. So dumm ist keiner. Aber ich habe dich schon durchschaut. Du versuchst dir mit dieser albernen Geschichte einen gemütlichen Nachmittag drüben in der Garnison zu erschleichen.“ Dann schüttelte er den Kopf: „Auf was für absurde Ideen du manchmal kommst.“ Und ein Zauber traf Eryn unsanft auf den Hinterkopf. „Unnötig zu erwähnen, dass du hierbleibst und schön weiter deiner Arbeit nachgehst. Außerdem möchte ich, dass du das Buch, welches ich dir gegeben habe, nochmals durcharbeitest. Wenn ich dir nämlich eine Lehrstunde gebe, dann möchte ich dir nicht alles aus der Nase ziehen müssen... so wie das letzte Mal. Und dieses Hirngespinst vergisst du am besten gleich wieder. Das Thema ist erledigt.“
Damit war die Sache für Prinz Raiden abgehakt. Eryns Ziel aber rückte in noch weitere Ferne. Dann muss ich halt die übernächste Fuhre abwarten. Die Lieferung morgen kann ich vergessen.
Aber man sollte nicht so schnell aufgeben, denn manchmal bietet sich unverhofft eine Chance. Und die zeigte sich am Nachmittag in Gestalt von Sir Egen, einem Zugführer von der II. Kompanie. Auf der Krankenstation hatte Eryn Sir Egen vor nicht allzu langer Zeit geholfen und seither begegnete ihm Sir Egen sehr wohlwollend. Also nutzte Eryn die Gelegenheit, um den Offizier um einen Gefallen zu bitten. Schnell war die Geschichte erklärt und Sir Egen erklärte sich gerne bereit dazu. Er war sogar ziemlich begeistert von der Vorstellung, Halford und Konsorten ans Messer zu liefern, denn Halfords Küche mochten die wenigsten.
Eryn lachte sich ins Fäustchen. Ha, doch noch erfolgreich! Auch wenn nun Sir Egen die Lorbeeren dafür ernten wird.
Die Lieferanten kamen für gewöhnlich im Laufe des Vormittages, und so wartete Eryn gespannt ab Mittag auf Nachricht aus der Garnison. Bei jedem Geräusch sah er sofort durchs Fenster hinaus auf den Hof. Die Nachricht kommt sicherlich unverzüglich auch hier herüber in die Zitadelle. Die Wagen ent- und wieder beladen, müsste schon längst passiert sein. Jeden Augenblick könnte Sir Egen Luren auf frischer Tat ertappen.
Eryn wartete und wartete, doch Mittag war schon längst verstrichen und niemand kam mit der ersehnten Nachricht.
Um die Zeit, da der reguläre Dienst vorüber war, ging Eryn hinunter in den Hof. Der Hof ist schließlich nicht die Garnison. Dagegen kann Meister Raiden nichts haben. Schließlich bin ich ja kein Gefangener mehr – offiziell zumindest. Eryn hatte vor, die Wachen zu
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