Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
den Zaubern, die er nach Ansicht des Prinzen schon alle können müsste. Bei Fehlern und Patzern reichten die Kommentare Prinz Raidens dann von:
„Wenn ich schon meine kostbare Zeit opfere, erwarte ich, dass du dich wenigstens bemühst!“ über „Nurin“ bis zu den verschiedensten schmerzhaften Zaubern, die Eryn zielsicher trafen, wenn sein Meister die Leistung als gänzlich ungenügend einstufte. Diese Strafzauber bezeichnete Meister Raiden als zusätzliche Lernlektionen und Eryn dürfe sich gerne darin versuchen, sie zu blocken. Nur dummerweise war das dem Magierschüler bisher noch nie geglückt. Manchmal dachte Eryn wehmütig an den gutmütigen Meister Lionas zurück, und wie nachsichtig der gewesen war. Andererseits konnte er nicht verleugnen, dass er als Schüler des Prinzen erhebliche Fortschritte gemacht hatte.
Die Torzauber interessierten Eryn sehr und darum war er intensiv bei der Sache und hatte sich noch besser vorbereitet als sonst. Da ließ sich Prinz Raiden sogar zu der Bemerkung hinreißen:
„Der heutige Tag gibt mir Anlass zur Hoffnung, dass du die Magie eines Tages doch noch meistern könntest.“ Und dann hörte Eryn am Ende der Stunde noch das unglaublich seltene Wort „Gut“ aus dem Munde des gestrengen Meisters. Aber es war so leise, dass Eryn nicht sicher war, ob er es sich nicht nur eingebildet hatte.
Trotzdem fühlte Eryn sich ermutigt, sein Anliegen vorzutragen: „Mein Prinz, dürfte ich eine fachliche Frage stellen?“
„Nur zu, vorausgesetzt, es geht nicht um den Lichtzauber.“
Nein, es geht nicht um den banalsten aller Zauber. „Ich habe mir ein paar Gedanken zu dem Zauber gemacht, der es ermöglicht, das Unhaer zu betreten. Damals, über Aspenweg – ich möchte Euch natürlich nicht wieder an die Umstände erinnern – hat es nur unzureichend funktioniert. Mir ist buchstäblich die Luft in der Goldkugel ausgegangen und jetzt habe ich dazu mehrere Überlegungen angestellt: Die eine ist, ob man im Schutz der Kugel im Unhaer zaubern kann. Eine weitere Überlegung ist es, die Zauber zu schachteln, bevor man das Unhaer betritt und zwar in der Art, dass der goldene Schild luftdurchlässig wird. Nun bin ich an dem Punkt angelangt, wo ich diese Theorie gerne ausprobieren würde, nur müsste ich dazu zu einem unhaeren Land reisen.“ So, jetzt ist es heraus .
Eryn wartete gespannt, doch der Schwarze Prinz schwieg zunächst und dachte nach. Allerdings sah er nicht so aus, als ob er gleich explodieren würde. Nein, vielmehr als beschäftigten ihn Eryns Überlegungen gedanklich.
„Du erstaunst mich heute wahrlich. Eine sehr interessante Idee. Der Ring hat leider all seine Macht verloren und ein weiteres Artefakt dieser Art besitze ich nicht, sonst hätte man daraus wertvolle Informationen gewinnen können. Wenn es dir tatsächlich gelingen sollte, den entsprechenden Zauber zu erforschen, dann könnte man problemlos Gegenstände mit der Eigenschaft bezaubern. Ja, eine durchaus interessante Idee, die man weiter verfolgen sollte. Du erinnerst dich an die Stelle in den Bergen auf dem Weg nach Aleroth?“
Eryn bejahte. Dort hatte er zuallererst erfahren müssen, was das Unhaer Magiern antun konnte.
Meister Raiden fuhr fort: „Gut. Die Stelle ist für Versuche ideal. Es ist nur ein kleines Feld, aus dem du auch so schnell wieder herauskommst. Aber es ist besser, du nimmst Sir Ravenor mit. Er kann dich in jedem Fall unbeschadet herausbringen. Es gibt kaum einen, der unmagischer ist als der gute Sir Ravenor und außerdem weiß ich ihn gerne beschäftigt. Bereite dich vor, dann kannst du morgen aufbrechen.“
Freudig salutierte Eryn: „Mein Prinz!“ und eilte nach draußen. Ein Wunder. Er hat nichts dagegen, er hält es für eine gute Idee und er lobt mich!
Am nächsten Tag in aller Frühe ritten sie in scharfem Tempo gen Süden. Eryn konnte es kaum erwarten, seine Forschungen zu beginnen. Während des Ritts sprachen sie wenig und nur beim Lagern wechselten sie ein paar Worte. Wobei Eryn euphorisch versuchte, Ravenor zu erklären, worum es da eigentlich ging. Letzterer aber teilte die Euphorie in keinster Weise und hielt die magischen Dinge für sehr langweilig. Einen Moment spielte Ravenor sogar mit dem Gedanken, in der Zeit nach Goldfähr zu reiten und Eryn könne ja alleine auf seinem Berg hocken und Bücher lesen. Der Magierschüler unterband diese Absicht, indem er Ravenor erzählte, der Prinz würde sie beobachten. Das stimmte zwar nicht, erzielte aber die gewünschte
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