Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
Wirkung.
Tja, wenn man nicht beurteilen kann, was wirklich magisch passiert... Pech.
Sie fanden den Platz auf Anhieb wieder. An den verwesten Skeletten der Räuber vorbei ging es hinauf in die Berge. Oben angekommen, errichteten sie erst einmal ein Lager.
„Wie lange willst du hier bleiben?“, fragte Ravenor zum wiederholten Male.
„Ein paar Tage. Bis ich erfolgreich bin. Ich muss ein paar Experimente durchführen.“
Sie gingen zum Rand des Unhaer und Eryn zog eine Linie über den Boden.
„Also, wenn ich über diese Linie trete und – nehmen wir an – das Bewusstsein verlieren sollte, dann musst du mich sofort herausbringen!“
„Hm, das da hinter der Linie ist Unhaer? Sieht aber alles gleich aus.“
Eryn begann seine Notizen herauszukramen und vertiefte sich in die Materie, während Ravenor recht sinnlosen Beschäftigungen nachging. Zuerst warf er kleine Steine und schaute, wie weit er werfen konnte. Dann begann er einen Schritt über die Linie zu machen und wieder zurück.
„Da ist kein Unterschied.“ Zwei Schritte vor, zwei zurück. „Hinein und wieder hinaus.“ Drei Schritte vor. „Bin ich jetzt im Unhaer?“
„Ravenor, hör auf damit. Ich versuche mich zu konzentrieren. Das ist nicht einfach!“
Der andere lenkte ein: „Schon gut.“
Der Prinzenbastard hob ein Stück Holz vom Boden auf, setzte sich auf einen Stein und begann daran herumzuschnitzen. Es dauerte nicht lange bis er anfing, dazu eine Melodie zu pfeifen. Was prompt zur Folge hatte, dass er Eryns Konzentration störte und dessen Zauber in sich zusammenfiel.
„Ravenor, du nervst. Geh ins Lager, jage ein paar Tiere, renn durch den Wald, mach was du willst, aber lass mich hie r b i t t e in Ruhe arbeiten.“
Der Prinzenbastard erhob sich.
„Bei den Göttern, bist du schlecht gelaunt. Kommt das daher, dass du jetzt Schüler des Meisters der Launenhaftigkeit bist? Zuerst soll ich bleiben, dann soll ich gehen. Was war doch gleich meine wichtige Aufgabe hier?“ Theatralisch griff sich Ravenor an den Kopf: „Ach jetzt weiß ich es wieder: Dich von einem Stück Felsen über diese Linie auf ein anderes Stück Felsen zu ziehen? Ob ich mit dieser Aufgabe nicht ein bisschen überfordert bin?“
Eryn schlug sich die Hände vor das Gesicht: „ Ravenor ! Geh bitte! Ich bin erst in der Vorbereitungsphase. Wenn es wirklich gefährlich wird, dann hole ich dich. Solange tu, was du willst, aber stör mich jetzt nicht mehr!“
Endlich trollte sich Ravenor, wobei er vor sich hin murmelte: „Sir Ravenor, es heißt immer noch Sir Ravenor. Muss ich jetzt Befehle von einem Magierschüler entgegennehmen? Das ist fast schon wie degradiert zu werden...“
Endlich fand Eryn die Ruhe, die er brauchte.
Inzwischen griff sich Ravenor einen Bogen und ging in den Wald. Ein guter Braten zum Abendessen war sicherlich nicht verkehrt. Nach einer Weile stieß er auf einen Bergbach und folgte dem kleinen Rinnsal. Wo Wasser ist, da sind auch Tiere und über kurz oder lang würde er Beute finden. Es war die falsche Tageszeit zum Jagen, aber vielleicht hatte er ja trotzdem Glück.
Als der Berghang flacher wurde, kam Ravenor an eine Stelle, an der sich das Wasser zu einem kleinen Teich aufstaute. Ein Baumriese lag halb verrottet am Boden und hatte beim Umfallen eine Lichtung in den Wald geschlagen. Der Ort war malerisch schön und die Sonnenstrahlen tauchten Teich und Lichtung in helles Licht. Es gab zahlreiche Spuren am Rande des Teiches und ein Wildpfad führte in den Wald. Ravenor beschloss, hier zu bleiben und zu warten. Er liebte den Kampf, aber die Geduld des Jägers fehlte ihm gänzlich.
Können die wilden Tiere nicht einfach aus dem Wald herausspringen und sich mir im Kampf stellen? Offensichtlich hatten die wilden Tiere keine Lust auf einen fairen Zweikampf. Schließlich entschied Ravenor, dass er lange genug auf der Lauer gelegen hätte und beschloss, das Jagen erst einmal zu verschieben, um ein Bad im Teich zu nehmen.
Die Kleider flogen unordentlich auf einen Haufen und er stieg nackt ins Wasser. Es war frisch, aber noch nicht zu kalt. Am tiefsten Punkt konnte er immer noch stehen und den Kopf über Wasser halten. Er planschte herum, dann tauchte er unter und kam prustend wieder hoch. Als er die Augen öffnete, da fiel sein Blick auf eine nackte, junge Frau, die auf dem umgefallenen Baumriesen kauerte. Ungläubig rieb Ravenor sich das Wasser aus den Augen und als er sie erneut öffnete, da war diese wunderschöne Frau immer noch da.
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