Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
zu gönnen.
Später wollte er austesten, wie lange der Zauber tatsächlich anhalten konnte. Aber bei dem Versuch wollte er dann doch lieber Ravenor dabeihaben.
Eryn ging zurück zum Lager und stellte erstaunt fest, dass Ravenor immer noch nicht da war.
Das ist komisch. Ich werde ihn suchen gehen.
Nach ein paar Bissen für den knurrenden Magen schnappte sich Eryn seinen Bogen und folgte der nicht zu übersehenden Spur Ravenors in den Wald.
Der trampelt hier durch wie ein wild gewordener Wyvern, der durch das Unterholz bricht. Macht es einfacher für mich ihm zu folgen.
Die Spur wäre selbst für einen Laien leicht zu finden gewesen und Eryn war ein ausgezeichneter Fährtenleser. Er stieß auf den Bergbach und folgte dem Lauf abwärts. An besagtem Teich, den Ravenor gestern erwähnt hatte, sah er den anderen stehen und aufs Wasser starren.
„Hey, Ravenor!“ Keine Reaktion.
Was soll das? Einer seiner Witze?
Als Eryn heran war, packte er den Freund an der Schulter: „Hallo? Was tust du hier?“
Wie aus dem Schlaf gerissen kam Ravenor zu sich: „Eryn.“
Der Magierschüler wiederholte seine Frage und Ravenor zuckte die Schultern.
„Ich weiß auch nicht. Der Ort hier ist so schön.“
Eryn wusste, dass Ravenor einen Hang zur Romantik hatte, bevorzugterweise aber, wenn schöne Frauen anwesend waren. Andererseits, der Ort war wirklich schön.
„Komm, lass uns gehen, ich brauche jetzt deine Hilfe.“
Sie gingen zurück und Eryn erklärte voller Eifer, was er vorhatte, wohingegen Ravenor ziemlich teilnahmslos dreinblickte.
Er versteht einfach nichts von Magie. Hau mit dem Schwert drauf, bis sich nichts mehr bewegt, das ist seine Welt.
Ganz so stimmte das auch nicht, aber Eryn war verärgert, dass sein Begleiter seine geniale Entdeckung nicht zu würdigen wusste. Ja, nicht einmal einfaches Interesse dafür aufbrachte. Aber eigentlich war es egal, solange Ravenor nur aufpasste und ihn im Notfall herauszog.
Eryn baute den Zauber auf und ging zwei Schritte ins Unhaer. Dort setzte er sich dann auf einen Stein. Ravenor saß ihm gegenüber.
„Ich möchte herausfinden, wie lange die Magie wirkt. Sie kann also plötzlich zusammenbrechen und darauf musst du aufpassen und mich notfalls sofort rausziehen. Für mich ist das Unhaer sehr schnell sehr tödlich.“
Ein überaus teilnahmsloses „Mhmm“ kam als Antwort.
„Wir können uns die Zeit mit Würfeln vertreiben“, schlug Eryn vor und das taten sie dann auch. Aber Ravenor war überhaupt nicht bei der Sache und – was für ihn äußerst untypisch war – obwohl er gerade verlor, regte er sich nicht im Geringsten darüber auf.
Bis Eryn schließlich misstrauisch fragte: „Was ist los mit dir?“
„Hmm, nichts“, sagte Ravenor wie abwesend.
„Seit gestern verhältst du dich so komisch. Und hör endlich auf, dauernd an deinem Hals rumzukratzen. Wie so ein Köter, der Flöhe hat. Was hast du da überhaupt?“
Der wahre Ravenor hätte spätestens jetzt eine Antwort parat gehabt, doch der seltsame Ravenor meinte nur lahm: „Ein Insekt hat mich gebissen und es juckt.“
Eryn kam näher. Selbst aus der Entfernung sah der Fleck ziemlich groß aus.
„Lass mich mal sehen.“
Aus der Nähe betrachtet war die Beule ziemlich dick und aufgekratzt. Es sah so aus, als ob dort noch etwas drinsteckte. Um wieder Zaubern zu können, musste Eryn aus dem Unhaer heraustreten. Und da sie bereits über eine Stunde im Unhaer verbracht hatten, schien es Eryn vorerst genug.
Mit Ravenor stimmte etwas nicht und er beschloss, der Sache sofort auf den Grund zu gehen. Sie gingen zum Lager und Eryn begutachtete erneut die Beule.
„Es ist nicht giftig, soweit ich es beurteilen kann, aber da scheint ein Stachel drinzustecken.“ Mit dem Messer holte er den Dorn heraus und heilte die oberflächliche Wunde. „Das sollte bald ganz abheilen.“
„Hmmm.“
„Danke, Eryn, würde auch reichen.“
Ravenor legte sich bald schlafen, während Eryn am warmen Feuer unter einem magischen Licht seine Erkenntnisse dokumentierte.
Als er nach einem tiefen Schlaf die Augen aufschlug, war Ravenors Lager schon wieder leer und das, bevor die Sonne aufgegangen war.
Scheiße!
Eryn hatte so eine Ahnung und lief diesmal gleich zu dem Teich, wo er dann auch prompt Ravenor fand. Der stand dort, wie tags zuvor und starrte auf das Wasser.
Etwas ist oberfaul.
Auf Eryns Rufen hin kam keine Reaktion. Erst, als er Ravenor berührte, drehte der sich um und sah ihn aus glasigen Augen an. Noch weitere
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