Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
Aber warum regnete es dann in dem Zelt? Na klar.
„Eryn, lass den Scheiß. Ich glaube, ich bin krank.“ Dabei drehte Ravenor den Kopf und sah eine Silhouette im Gegenlicht des Zelteinganges stehen.
Und während er wieder aktiv zu denken begann, verging die Erinnerung an seinen schönen Traum. Der Schatten passte nicht zu Eryns Statur. Gerade rätselte er noch wie das alles zusammenpasste, als ihn ein Schwall Wasser direkt ins Gesicht traf und eine wohlbekannte Stimme ertönte: „Du warst krank. Und jetzt raus aus dem Bett!“
Wieso ist der Prinz hier? Ravenor sprang auf die Füße und nahm Haltung an.
Sein Kreislauf war mit der schnellen Bewegung nicht einverstanden und kurz flackerten ihm Sterne vor den Augen.
„Mein Prinz.“
Inzwischen war Prinz Raiden in das Zelt getreten.
„Und, schön geträumt?“
Was war hier eigentlich los, und wo bin ich überhaupt? Das hier ist nicht unser Lager in den Bergen. „Mein Prinz?“
Der Herr von Naganor seufzte. „Also nochmals erklärt. Ihr wurdet von einer Fee gebissen – nachdem Ihr mit ihr geschlafen habt und ich musste Eryn opfern, damit Ihr von den Folgen des Bisses wieder geheilt wurdet.“
Erschrocken riss Ravenor die Augen auf. „Eryn ist tot, mein Prinz?“
„Nein, ich musste ihn nur für ein halbes Jahr an einen anderen Magier abgeben, damit der sich dazu bereit erklärte, Euch zu heilen. Eryn büßt jetzt sozusagen für Eure Dummheit, Sir Ravenor.“
Immer noch stand Ravenor mit großen Augen da und versuchte einen Sinn in den Worten von Prinz Raiden zu finden.
Feen, Zauberer, der Prinz – und ich soll krank gewesen sein. Ich habe doch nur etwas geschlafen.
Prinz Raiden riss ihn aus seinen Gedanken: „Ihr packt hier jetzt alles zusammen und brecht sofort nach Naganor auf. Östlich von hier trefft Ihr auf die Straße zwischen Goldfähr und Naganor, nur damit Ihr den richtigen Weg ohne Trödelei findet. In spätestens zwei Tagen erwarte ich Euch in der Zitadelle. Bis dahin habe ich mir auch überlegt, wie Ihr den angerichteten Schaden wiedergutmachen könnt.“
„Jawohl, mein Prinz“, stimmte Ravenor erst einmal zu, wunderte sich aber immer noch: Was zur Hölle habe ich falsch gemacht?
Dann huschte ein wissendes Lächeln über Prinz Raidens Gesicht.
„Und, wie war es denn mit der Fee? Ich meine, war es gut?“
Ganz dunkel kam Ravenor die Erinnerung an seinen Traum. Da war auch eine Frau gewesen und ein Teich, oder täuschte ihn seine Erinnerung?
„Ich weiß nicht. Ich kann mich nicht erinnern.“
Bereits im Hinausgehen antwortete der Prinz: „Tja, das sagen sie alle.“
Dann verschwand er durch das magische Tor.
6. Gahaeris – Der Grüne Turm
Als Eryn durch das Tor trat, war das Erste, das ihm auffiel, ein modriger Geruch.
Es roch nach Erde. War Naganor von Stein und klaren Formen geprägt, so konnte Gahaeris nicht gegensätzlicher sein. Anstelle von Bildern oder Gegenständen zur Dekoration wuchsen Pflanzen an den Wänden. Flechten und Moose, aber auch bunte Blumenarrangements und dicke Wurzeln, die aus dem Boden kamen, einen Teil desselbigen bedeckten und dann an einer anderen Wand wieder emporwuchsen, um durch die Decke zu verschwinden. Eryn fragte sich, ob diese Pflanzen die Statik des Turmes nicht durch ihre Wurzeln zerstörten. Andererseits eröffnete Magie viele Möglichkeiten, so auch die unwahrscheinlichsten. Meister Tellenor ging voraus und Eryn folgte ihm. Was sollte er auch anderes tun? Er war hier wieder einmal neu und fremd. Der alte Meister würde ihm schon sagen, was nun geschehen würde. Immer noch sonnte sich Eryn in dem Gedanken, dass Meister Raiden ihn so ungern hatte gehen lassen. Dem Herrn von Naganor hatte er einige sehr schlechte Erfahrungen zu verdanken, aber Eryn musste sich eingestehen, dass er ebenfalls eine große Menge gelernt hatte.
Da gab es Zeiten, in denen er dem Prinzen wiederum zu Dank verpflichtet war. Fakt blieb, dass er den Magier des Schwarzen Turmes inzwischen mit allen seinen Launen recht genau kannte, Meister Tellenor hingegen aber noch in keinster Weise einschätzen konnte.
Es ging große Macht von ihm aus, auch wenn er alt und zerbrechlich wirkte. Dazu war er einen Kopf kleiner als Eryn, während Meister Raiden ihn überragt hatte und magisch wie auch körperlich Stärke ausstrahlte. Sie stiegen den Turm immer weiter empor, bis sie endlich in Tellenors Arbeitsraum gelangten. Im Gegensatz zu Meister Raidens Zimmer im zweiten Stock des Turmes, mussten sie hier schon sehr
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