Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
weit nach oben gestiegen sein. Eryn konnte es nicht lassen, alles mit Naganor zu vergleichen. Meister Tellenor setzte sich und bedeutete Eryn, ebenfalls Platz zu nehmen. Sitzend wirkte der Meister noch kleiner als stehend. Er musterte Eryn mit zusammengekniffenen Augen.
„Wie heißt du noch mal?“
„Eryn, Meister Tellenor.“
Und dann begann ihn der Herr von Gahaeris auszufragen.
„Und, welche Zauber beherrschst du inzwischen?“
Gehorsam begann der Magierschüler aufzuzählen, wobei ihn Meister Tellenor immer wieder unterbrach und seine Kommentare dazu abgab. Lichtzauber, Scannen und Heilzauber der ersten zwei Bände des Oraniums tat er als banalste Grundlagen ab. Heilzauber aus den Bänden drei und vier wollte er genauer wissen und als Eryn ins Straucheln kam, da bescheinigte ihm der Meister gleich, dass er die Zauber noch ungenügend beherrsche. Alle Spionagezauber wurden als unnützer Tand gebrandmarkt und die Kampfzauber waren schlichtweg verwerflich. Dabei gab es einen verbalen Seitenhieb nach dem anderen auf den Herrn des Schwarzen Turmes. Schließlich könne man von Meister Raiden auch nichts anderes erwarten. Was könne schon jemand lehren, der sich Vernichtung und Niedertracht auf die Fahnen geschrieben habe.
Abwehrmagie wurde gnädigerweise als brauchbar eingestuft. Als Eryn von Schachtelungszaubern und Tormagie berichtete, da schüttelte Meister Tellenor nur den Kopf.
„Zu früh, viel zu früh. Will er dich umbringen? Meister Raiden ist ein hirnloser Idiot. Die Grundlagen sind es, die entscheidend sind, Alryn.“
Er hat sich meinen Namen nicht gemerkt . „Eryn, Meister Tellenor.“
„Ach ja, Eryn. Hat er dir die Lebensverlängerung beigebracht?“
„Nein“, musste Eryn eingestehen.
„Und die Kenntnis der Pflanzen?“
Wieder „Nein.“
„Und die Kenntnis der Tiere?“
„Nein“ und dies und das und, und, und …nein, nein, nein. Wobei Eryn die angeblich so banalen Grundlagen doch sehr speziell in die Richtung des grünen Kreises zu gehen schienen. Und zuletzt die Frage nach dem Thema, das Eryn bewusst vermieden hatte.
„Wie steht es mit Bezauberungen?“
Immer geht es darum, nur weil ich der Einzige mit dem Kreis Gold bin. Manchmal drohte Meister Raiden ihm, dass er sein Leben fortan damit fristen müsse, Sachen zu bezaubern, wenn er sich nicht mehr bemühte. Aber die Drohung war nicht so aus der Luft gegriffen.
„Ich öffne nur die Ader Gold zum Bezaubern der Gegenstände.“
„Heißt das etwa, dass du selbst noch nichts bezaubert hast, Ewin?“
Tut er das absichtlich oder kann sich Meister Tellenor meinen Namen wirklich nicht merken? „Eryn, ich heiße Eryn. Und ja, ich habe selbst noch nichts bezaubert. Die höheren Magier tun das, weil mir die Kenntnisse für starke Zauber noch fehlen.“
„Typisch für den berechnenden Meister Raiden. Es geht nur um den Erfolg. Lässt dich nichts selbst erfahren. Nun gut, das wird sich jetzt ändern. Ich denke, damit fangen wir an, Elron.“
Eryn war es langsam leid, den alten Meister zu korrigieren.
„Wie Ihr meint, Meister Tellenor.“
Der Herr vom Grünen Turm war aufgestanden und Eryn erhob sich ebenfalls.
„Belos wird gleich hier sein. Er wird dich herumführen und dir alles erklären. Und du brauchst entsprechende Kleidung. Für einen Magierschüler ist diese Rüstung unangemessen und die Waffen, die du da trägst, sind hier in Gahaeris... unerwünscht. Wie gesagt, Belos wird dir alles erklären.“
Das waren ja ganz neue Töne. Eryn kam es so vor, als wäre er von einem Extrem ins andere gestoßen worden.
„Jawohl, Meister Tellenor.“
„Und hör mit dieser soldatischen Art auf. Ich nehme an, das hat Meister Raiden dir in den letzten Jahren eingebläut.“
„Ähm…“ Mehr fiel Eryn dazu nicht ein.
„Nun, hier reden wir ganz normal miteinander. Höflich und freundlich. Ah, da kommt Belos. Sei gegrüßt.“
Belos verneigte sich respektvoll.
Nachdem er ein paar Worte mit Meister Tellenor gewechselt hatte, nahm er Eryn mit und führte ihn herum. Zuerst stiegen sie ganz auf den Turm hinauf. Von dort konnte man über das ganze Land sehen. Gahaeris lag in einem riesigen Waldgebiet und nur in einem Umkreis um den Turm herum gab es ein paar Felder, auf denen sie ihre Nahrung anbauten, wie Belos erklärte. Dann stiegen sie den Turm wieder hinunter und Belos zeigte Eryn die wichtigsten Räume. Im Turm selbst lebten neben Belos und Tellenor noch zwei Männer, Palas und Ruge und zwei Frauen, Kiris und Lyra. Allesamt
Weitere Kostenlose Bücher