Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)

hingehörte. Laut Karte zumindest sollten wir keinen Fluss überqueren. Vielleicht ist die Karte falsch. Ravenor blieb irritiert stehen, was auch seine Begleiter dazu veranlasste anzuhalten.
    „Was gibt’s?“, fragte der Herr von Naganor und Ravenor antwortete, während er wiederholt auf die Karte starrte: „Ich glaube, wir sind vom Weg abgekommen, mein Prinz.“
    „Falsch“, korrigierte Meister Raiden die Feststellung umgehend. „Ihr seid in die Irre gelaufen und wir sind Euch gefolgt.“ Dann nahm er Ravenor die Karte aus der Hand und bemerkte: „So einen leuchtend strahlenden magischen Punkt müsste man doch kilometerweit sehen können.“
    Eryn hielt sich unauffällig abseits, weil es ihm gerade ausgesprochen schwerfiel keine boshaften Gedanken über die Fertigkeit von Vater und Sohn in Bezug auf ‚Wege finden‘ und ‚Karten lesen‘ aufkommen zu lassen. Ob sie zu zweit den Weg finden oder wird sich die Orientierung nun doppelt verschlechtern? Das war ausgesprochen amüsant und Eryn grinste hämisch in sich hinein, während Meister Raiden auf Ravenor herumhackte. „Ich höre es noch deutlich: Mit dem Handschuh kann ich auch scannen – und trotzdem seid Ihr an dem Ort vorbeigelaufen. Das ist wahrlich eine Kunst. Wir müssten uns nun hier befinden. Meilen vom eigentlichen Ziel entfernt!“
    Scannen? Scheiße! Das hätte ich eigentlich machen können...
    „Wie? Ihr habt nicht gescannt?!“, fragte der Prinz ungläubig nach.
    „Mein Prinz“, begann Ravenor sich zu rechtfertigen: „Ich dachte, Ihr würdet das sowieso tun und da Ihr das viel besser könnt als ich…“ Aber taktisches Schmeicheln half nun auch nichts mehr.
    „Ich habe nicht nach dem Weg gesucht, weil ich Euch diese Aufgabe übertragen habe!“, brauste Meister Raiden auf. „Darauf habt Ihr Euch ja schließlich auch eingehend vorbereitet, oder habt Ihr in Naganor die ganze Zeit faul auf Eurem Zimmer herumgelegen und geschlafen?“
    Nun wurde Ravenor recht kleinlaut: „Nein, mein Prinz. Entschuldigung.“
    Als unbeteiligter Beobachter sah Eryn mit seinem Scan den Luftzauber deutlich kommen, der diesmal nicht für ihn bestimmt war.
    „Nurin!“ Das galt ebenfalls Ravenor. „Eryn, komm her und führe mich zum Ort der Macht. Wenn der Drache nicht so paranoid wäre, dann hätte ich Meister Eriwen mitnehmen können und nicht diesen Unfähigen hier“, kam abschließend ein vernichtendes Urteil für Ravenor, während Eryn nun als der Retter in der Not nach vorne kam: „Jawohl, mein Prinz.“ Ja, gestern noch die Zielscheibe von Hohn und Spott und nun ist man die letzte Hoffnung der Verirrten.
    Eryn, Klappe halten!
    Ein Blick auf die Karte zeigte Eryn, dass sie nicht nur zu weit gegangen waren, sondern auch einen leichten Bogen gemacht hatten. „Mein Prinz, wir müssen in diese Richtung zurück. Ungefähr eine Stunde schätze ich. Um sicher zu gehen, werde ich gleich ein Auge zurückschicken.“
    „Wir tun das auf dem Weg“, beschloss der Prinz mürrisch und ordnete dann zu Eryns heimlicher Freude an: „Gib Sir Ravenor dein Gepäck, Eryn, damit du bei der Suche nicht behindert wirst. Ich würde gerne direkt an besagtem Ort ankommen wollen, wohlgemerkt ohne weitere Umwege in Kauf nehmen zu müssen. Es liegt mir nämlich nicht besonders, das Reisen ohne Ross und Tor.“ Die Stimmung war nun allgemein gedämpft und sie gingen schweigend hintereinander her.
    Nach zehn Minuten hatte Eryn Gewissheit: „Wir laufen genau darauf zu. Mein Auge hat den Ort ausgemacht. Er strahlt stark mit grüner und gelber Magie. Kaum zu übersehen.“
    „Gut“, knurrte Meister Raiden vor sich hin und sie zogen schweigend weiter. Als sie dem Ort schon sehr nahe gekommen waren, brach Meister Raiden das Schweigen, um seinen Untergebenen eine Anweisung zu erteilen: „Wenn wir dort ankommen, dann haltet euch zurück. Ich will den Ort erst genau untersuchen. Ador spricht davon, dass die Magie im Zenit sehr flüchtig sei. Ich vermute, dass sie sich dann ziemlich leicht abschöpfen lässt. Oder für Laien formuliert: sich sehr schnell entlädt, sollten in der Nähe Zauber gewirkt werden und das schließt Zauber durch Artefakte mit ein. Dann müssten wir weitere Monate warten, bis ein neuer Ort reift. Habt ihr das verstanden?“
    „Jawohl, Meister Raiden“, tönte es im Chor und Eryn fragte vorsichtshalber gleich nach: „Sollen wir vielleicht am besten gleich ein Stück zurückbleiben?“ Wo ich nicht bin, kann mich keine Schuld treffen.
    „Das wird nicht