Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
auftauchte. Auch so war es schon ein komisches Gefühl, wenn das Gepäck beim Eintritt in das Unhaer plötzlich wieder die normale Schwere annahm. Trotzdem genoss Eryn die klare Bergluft und die Wanderung, ganz im Gegensatz zu den zwei verwöhnten Tiefländern.
„Überall Unhaer, uns bleibt auch nichts erspart. Da wird man andauernd auf eine Stufe mit den Unmagischen gestellt und wir kommen unserem Ziel nicht einmal näher. Über diese tiefe Schlucht hier hätte man eine Brücke bauen müssen. Warum hat das nicht schon längst ein Grauer getan? Die gab es ja schon vor dem Nimrodzauber. Verdammte Berge. Nichts als Geröllhalden, Schluchten, unübersichtliche Täler und Gipfel, auf die keiner möchte.“ Wenn Meister Raiden solche Monologe des Missfallens von sich gab, dann war Vorsicht geboten. Seine Übellaunigkeit führte dann sehr schnell zu Ungerechtigkeiten.
Aber auch Ravenor konnte dem Ambiente nichts abgewinnen. Scheiß Felsen. Weiß nicht was schlimmer ist. Felsen oder Wald? Nimmt sich beides nichts. Kann man nicht drum herumreiten und dann den kürzesten Weg zu diesem Machtort nehmen?
Obwohl nur gedacht, wurde dieser Wunsch vom Prinzen registriert: „Meint Ihr nicht, dass ich alle Möglichkeiten bereits durchdacht habe und mich dann anschließend bereits für den kürzesten Weg entschieden habe?“
Wie immer – der kürzeste Weg, dachte Eryn mit einem Schmunzeln. Hingegen Ravenor stimmte in Gedanken Prinz Raiden zu, allerdings mit einer kleinen Wertung versehen. Jawohl, mein Prinz, natürlich wisst Ihr immer alles besser .
Der Herr von Naganor belauschte beide Kommentare und da ihm bewusst war, wie seine Untergebenen das genau meinten, überlegte er nun in seinem Unmut, wem er zuerst einen Zauber auf den Pelz brennen sollte. Die Rettung der Nörgler war ein unerwartet auftauchendes Feld Unhaer, welches sie gerade betraten und Meister Raidens Sanktionspläne wurden somit zunichte gemacht. Dem blieb nun nur der verbale Krieg: „Genörgel bringt uns keinen Schritt weiter. Eryn, hol die Karte raus und bestimme unsere Position.“
Diesmal musste selbst Eryn zugeben, dass er nicht genau sagen konnte, wo sie waren. Mal sehen. Das hier scheint nicht den tatsächlichen Gegebenheiten zu entsprechen. Es kann auch gut sein, dass die Karte hier in diesem Bereich falsch ist. Zumindest ist sie sehr ungenau – würde ich sagen. „Ich bin mir nicht sicher, mein Prinz.“
Der spottete seinen Schüler nach: „Nicht sicher, nicht sicher. Das bringt uns überhaupt nicht weiter.“
Aber Eryn wies wertungsfrei darauf hin: „Es bringt uns auch nicht weiter, wenn ich etwas behaupte, was nicht der Wirklichkeit entspricht, mein Prinz. Fakt ist, ich kann mich im Augenblick nicht orientieren.“ Und da sie im Unhaer standen, konnten sie nicht einmal ein Auge hinaufschicken. Also machte Eryn einen Lösungsvorschlag: „Von einem höher gelegenen Standort aus wäre eine Orientierung sicherlich möglich.“ „Also gut“, lenkte Prinz Raiden ein. „Dann steigen wir den Berg hier hinauf. Macht mir schließlich auch solche Freude, durch die Berge zu wandern.“
Vor allem mit Gepäck, was Seine Hoheit nicht wirklich belastet. Der belastet sich ja nur mit den Entscheidungen..., dachte Ravenor sarkastisch in der Sicherheit des Unhaer.
Sie verbrachten ein paar Stunden mit dem Aufstieg über felsigen Grund. Von einem Weg war schon lange keine Spur mehr zu sehen und das Unhaer hielt sich beständig. Einmal mussten sie sich sogar mit Seilen sichern, um eine kleine Felswand hinunterzusteigen.
Die Stimmung hatte bereits einen Tiefpunkt erreicht, als sie endlich auf dem Berggipfel angekommen waren. Die Aussicht ist atemberaubend. Diese majestätischen Gipfel, überzogen mit den weißen Schneefeldern. Das erinnert mich an meine Heimat. Damals als Kind, da fand ich...
„Wohin jetzt, Eryn? Der Ausblick auf die Vielzahl hässlicher Berge mag zur Orientierung sicherlich ausreichen.“
Was für eine destruktive Sichtweise und meine Erkenntnis wird Seine Giftigkeit auch nicht erfreuen:
„Wir sind auf dem falschen Berg, Meister Raiden. Der dort drüben ist der Richtige.“ Mit ausgestrecktem Arm deutete Eryn in die besagte Richtung.
„Eryn, wärst du mir nicht über die Jahre hinweg lieb und teuer geworden, dann würde ich dich jetzt als Überbringer schlechter Nachrichten in die Tiefe stoßen“, bemerkte Meister Raiden in grimmigem Spaß.
Der Wind pfiff kalt und schneidend und es war etliche Grad kühler, als es die
Weitere Kostenlose Bücher