Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
Tiefländer gewohnt waren.
Meister Raiden hatte sich in seinen Mantel eingewickelt und starrte immer noch in die von Eryn angedeutete Richtung. Wohingegen Ravenor einfach die Initiative ergriff und losstapfte. Das Ziel ist nun klar vorgegeben. Der Weg dorthin noch weit. Diese Umgebung hier kotzt mich an. Kalt, windig...
„Wohin geht Ihr?“, drang mit dem schneidenden Wind die ungehaltene Stimme des Prinzen an Ravenors Ohr. Der blieb stehen und drehte sich um. „Wieder hinunter, mein Prinz... mit Verlaub.“
„Und Ihr seid Euch über den Weg vollständig im Klaren?“ Eryn, der das Wortgefecht als Außenstehender betrachtete, seufzte resigniert. Zwei von der Sorte im Zustand ‚äußerst schlecht gelaunt‘, das verheißt nichts Gutes.
Gerade kam eine pampige Antwort vom Prinzenbastard zurück: „Es führt nur ein Weg wieder hinunter, da bleiben nicht viele Wahlmöglichkeiten, mein Prinz.“ Natürlich hatte Ravenor recht, doch Prinz Raiden hasste kaum etwas mehr, als belehrt zu werden. Und wieder einmal verhinderte das Unhaer die angedachte gerechte Strafe. Der Lump weiß genau, dass ich ihm hier nichts anhaben kann. Aber das merke ich mir, Freundchen. Im Augenblick blieben nur tadelnde Worte: „Euer eigenmächtiges Handeln und Eure Worte gefallen mir nicht.“
„Dann befehlt, mein Prinz, ich gehorche.“ Der Tonfall sagte etwas ganz anderes und Eryn griff ein, bevor es zu eskalieren drohte: „Wir sollten aufbrechen, Meister Raiden, sonst überrascht uns noch die Nacht hier oben und das kann in den Bergen wirklich ungemütlich werden. Ohnedies wäre es gut, wenn wir uns den nächsten sicheren Platz zum Lagern aussuchen, denn bei Dunkelheit möchte ich nicht durch diese Mischung aus Gestein und Unhaer laufen.“
„Dann führ uns hier herunter“, forderte der Schwarze Prinz mit einem gereizten Gesichtsausdruck. Eryn setzte sich in Bewegung und nahm denselben Weg, den auch Ravenor zuvor eingeschlagen hatte.
Was für ein Zufall aber auch.
Der steile Bergpfad, den sie hinuntersteigen mussten, bot einen großen Vorteil. Sie mussten hintereinander gehen und der kalte Wind zerriss die Worte, wenn sie redeten. Was bedeutete, dass die Zankerei notgedrungen ein Ende hatte. Zumal sich magische Orte und Unhaer ständig abwechselten.
Eryn genoss die Ruhe und die Umgebung und er schwelgte in Kindheitserinnerungen . Es war eine glückliche Zeit damals mit meinen Eltern. Oder sollte ich besser sagen, mit Bron und meiner Mutter. So zu denken ist komisch. Bron war mir immer ein Vater, ob er mich nun gezeugt hat oder nicht. Wenn man sich da Meister Raiden und Ravenor ansieht, die tatsächlich miteinander verwandt sind ...
Und was ist dann?
Äußerliche Ähnlichkeiten, mein Prinz. Mehr nicht.
Hmmm.
Der nächste Schritt brachte Eryn in einen sicheren Streifen Unhaer. Ich muss vorsichtig sein mit meinen Gedanken. Meister Raiden ist so gereizt, der sucht nur nach Gründen. Und alles wieder einmal nur, weil es nicht nach seinen prinzlichen Vorstellungen läuft. In den Bergen kann man nun einmal nicht den geraden Weg zwischen zwei Punkten nehmen.
Nachdem sie ein gutes Stück wieder heruntergestiegen waren, fanden sie einen Platz, der als Nachtlager ideal war. Dort verbreiterte sich der Weg und zweigte in ein längliches Plateau ab. Der Bergpfad selbst lag im Unhaer, aber das Plateau war magierfreundliches Land. Zumindest im vorderen Teil, auf dem auch einige Büsche und Bäume wuchsen, die jedoch keine essbaren Früchte hatten.
Den Zugang zum Weg konnte man sehr leicht kontrollieren und auf der anderen Seite fiel die Felswand steil in die Tiefe. Von dort würde kaum ein Lebewesen den Ort jemals erreichen können.
Eryn und Ravenor legten ihr Gepäck ab und Meister Raiden befahl ihnen zu warten, solange er den Weg noch ein Stück weit bergab kontrollierte. Das zumindest war der offizielle Grund. Der inoffizielle war ein simples menschliches Bedürfnis der großen Art.
Gerade war Meister Raiden außer Sicht, da erkundete Eryn das Plateau. Er ging ein Stück weiter und blieb dann stehen. „Hier hinten beginnt wieder Unhaer“, erklärte er und Ravenor kam herbei und stellte sich neben ihn. „Wo genau?“
Eryn deutete auf ein paar Steine auf dem Boden. „Ungefähr hier.“
Mit einem Seufzer der Erleichterung machte Ravenor einen Schritt in das Unhaer. „Ah, das ist ungemein befreiend. Hier sind meine Gedanken sicher vor dem Lauscher. Meine Gedanken – nur für mich.“
„Man braucht Sichtkontakt zum
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