Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
und er taumelte mit dem Rücken gegen die Wand.
„Wie lange schon?“, drohend hingen die Worte Meister Elderons in der Luft und dann ergänzte er: „Wie lange schon kannst du das Nimrod betreten?“
Schweiß trat Meister Raiden auf die Stirn. Die Worte verwoben mit dem Bann dröhnten in seinem Kopf.
Er wand sich, um dem zu entkommen: „Erst seit Kurzem. Ich wollte zunächst sichere Erkenntnisse gewinnen...“, versuchte er erneut sich herauszureden. Der Bann traf ihn nun heftiger und er fand sich auf den Knien wieder.
„In genauen Zeitangaben bitte, Raiden“, befahl ihm Meister Elderon.
„Bitte, Herr, quält mich nicht. Ich werde Euch alles erklären“, flehte Meister Raiden und hasste sich gleichzeitig dafür. Doch er tat es um zu retten, was noch zu retten war.
Aber Meister Elderon ließ nicht locker und bohrte nach, um die Wahrheit herauszufinden:
„Tage, Monate...?“
Meister Raiden krümmte sich inzwischen vor Schmerz, dann gab er schließlich auf:
„Ein Jahr, über ein Jahr, Meister Elderon.“ Die Schmerzen verschwanden so schnell wie sie gekommen waren, nur der kalte Schweiß, das Zittern der Hände und die Angst blieben zurück. Langsam kam Meister Raiden wieder auf die Beine. Er mied den Augenkontakt mit dem obersten Magier.
In der Ecke saß Meister Eriwen, dem das ganze Schauspiel äußerst unangenehm war, auch wenn er nur als Zuschauer am Rande fungierte. Es schmerzte ihn, Meister Raiden so hilflos zu sehen.
Die Stimme Elderons wurde wieder sanft und gütig. „Dann sollten wir jetzt über alles reden. Setz dich, Raiden, und erzähl mir von deinen Erkenntnissen. Ich bin überaus gespannt, was du alles entdeckt hast. Und warum du der Bruderschaft das alles verschwiegen hast.“
Die Füße des Stuhls kratzten über den Boden und Meister Raiden setzte sich gehorsam, während er eine Zustimmung murmelte. Dann wurde ihm wieder bewusst, dass Meister Eriwen noch im Raum war.
Und wieso ist Meister Elderon überhaupt in diesem – meinem Arbeitszimmer?
Die Umstände nährten den Keim des Misstrauens. Meister Eriwen hat mich verraten. Und ich habe ihm stets mein vollstes Vertrauen geschenkt. Die Enttäuschung ist bitter. Man kann niemandem trauen außer sich selbst.
„Du wolltest anfangen zu erzählen, Raiden“, forderte ihn Elderon unmissverständlich auf. „Und Meister Eriwen kann nun gehen. Danke für Eure Freundlichkeit mich hereinzulassen, Meister Eriwen.“
„Oberster Magier“, verabschiedete sich der Feuermagier und verbeugte sich leicht, bevor er dann geschwind das Weite suchte. Als er zur Tür eilte vermied er es tunlichst Meister Raiden anzusehen.
Sein Verhalten überführt ihn seines Verrates. Die friedlichen und sorglosen Jahre haben mich blind gemacht. Den Feind von außen muss man weniger fürchten, als die Feinde unter den Freunden. Das ist wie ein Stich ins Herz. Wie konnte er nur und warum? Weil ich ihn nicht für den Roten Turm vorgeschlagen habe? Ist es das...
„Raiden, wie lange soll ich noch warten? Ich bin gespannt auf deine Geschichte.“
Die Worte des obersten Magiers lenkten Meister Raiden schlagartig von Meister Eriwen ab und er begann äußerst knapp Informationen preiszugeben: „Ich habe einen Zugang zum Nimrod entdeckt – mit Eryns Hilfe. Nur mit der Ader Gold kommt man hindurch.“ Dann verfiel er ins Schweigen.
„Und? Du bist nicht sehr gesprächig heute. Wahrscheinlich hat dich mein unerwarteter Besuch etwas überrascht. Ein Besuch, der schon lange überfällig war um unsere alte Freundschaft zu pflegen.“
Bitte verschone mich mit der Heuchelei.
„Heuchelei, ja daran habe ich auch gerade gedacht, wenn ich mich an deinen letzten Besuch in Aleroth erinnere. Und nun beginne mir alles bitte von Anfang an zu erzählen.“
Prinz Raiden starrte auf den Tisch, auf dem die Zettel wirr durcheinanderlagen. „Eine lange Geschichte...“, wich er aus.
„Ich habe Zeit und bin ganz Ohr.“
Dieses Schiff war am sinken, keine Frage. Strittig war nur, ob etwas gerettet werden konnte, oder ob er sang- und klanglos mit untergehen würde. Also begann Meister Raiden mit seiner Theorie über die Tunnelpunkte und wie er mit Eryn dann hindurchgekommen war. Immer wieder bohrte der Herr des Weißen Turmes nach und Meister Raiden erzählte vom Drachen und seinen Marotten. Von der Suche nach dem Schlüssel, der das Nimrod zerstören könnte und ihren bisherigen Misserfolgen.
„Ich hatte gehofft den Schlüssel zu finden, bevor ich der Bruderschaft meine Entdeckung
Weitere Kostenlose Bücher