Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
Schwertes erledigte er den Feind. Noch hatte er nicht mitbekommen, was der feindliche Feuerstoß angerichtet hatte. Ravenor jedoch sah direkt in Essyias Augen, die ihn nun erschrocken ansahen. Auch er hatte den Angriff gespürt, als der Feuerstoß durch Essyia hindurch auf seine Rüstung prallte. Da lief Blut warm über seine Hände und Essyia wäre gefallen, hätte er sie nicht festgehalten.
„Essyia“, brachte er nur aufs Äußerste besorgt über die Lippen, als er sie vorsichtig auf den Boden legte. Dann sah er die riesige Wunde in ihrem so perfekten Körper.
„Essyia, Eryn kann das heilen“, sagte Ravenor, weil er es selbst glauben wollte. Nun war auch Eryn herbeigeeilt und kniete sich neben die Eishexe. Er sah die Wunde und schluckte. Weder meine noch ihre Magie können da noch etwas retten. Eryn gab von seiner Heilmagie, was er konnte, doch das Unausweichliche würde er nicht aufhalten können. Sein Blick traf sich mit dem von Essyia und sie sah ihn wissend an: „Lass mich mit Ravenor alleine. Mir bleibt nicht mehr viel Zeit“, bat sie schwach.
Ravenor wollte es immer noch nicht wahrhaben: „Scht, meine kleine Fee, wir haben noch alle Zeit der Welt. Bis in alle Ewigkeit werden wir zusammen sein. Das wird wieder.“
Sie lächelte. Ich habe keine Schmerzen mehr. Meine Zeit ist gekommen... so unerwartet schnell. Wie gerne wäre ich mit Ravenor alt geworden. „Sag nichts, mein geliebter Unmagischer, bitte küss mich.“ Ein letztes Mal. Er tat es und sie fühlte seine Tränen auf ihrer Haut, als sich ihre Lippen sanft berührten.
Ravenor spürte plötzlich, wie die Magie in ihn floss. Er wusste nicht, was da geschah und große Angst erfüllte ihn, doch er konnte sich nicht von Essyias Lippen lösen. So lange, bis es vorüber war. Als er wieder frei war, schreckte er zurück. Und dann sah er die vertrocknete Hülle einer uralten Frau, die nun vor ihm lag. Alleine die Kleidung erinnerte an seine kleine Fee.
„Was...?“, stieß er heiser hervor.
Doch Eryn hatte erkannt, welches wertvolle Geschenk die Eishexe Ravenor mit ihrem letzten Atemzug gemacht hatte.
„Sie hat dich wirklich geliebt, Ravenor“, sagte er tief berührt und erklärte Ravenor es dann: „Sie hat den letzten Rest Leben, der in ihr war, dir geschenkt. Sie wusste, dass es vorbei war.“
Ravenor fühlte sich, als wäre ihm das Herz herausgerissen worden. Da standen Tränen in seinen Augen und sein Gesicht war aschfahl. Wortlos stand er da und kämpfte um seine Fassung. Er wollte seine Essyia in die Arme nehmen und um sie trauern, doch was da lag war nicht die, die er gekannt hatte. Auch Eryn berührte der Tod der Eishexe und er stand schweigend neben seinem Freund.
Schließlich flüsterte Ravenor: „Lass uns diese tote Hülle verbrennen, ich will sie nicht so im Gedächtnis behalten.“
Stumm nickte Eryn, denn er fand nicht die rechten Worte, um seinem Freund Trost zu spenden.
Der schwarze Mantel eines Koog flatterte magisch herbei und legte sich als Leichentuch über die Überreste der Eishexe.
Da sank Ravenor auf die Knie und brüllte seinen Schmerz und seine Wut in einem markerschütternden Schrei hinaus. Dann strich er mit den Händen über die verhüllte Leiche und weinte stumm.
Eryn spürte, dass Ravenor in diesem Moment alleine sein wollte und zog sich etwas zurück. Er machte sich daran, magisch ein paar Äste abzuschlagen und zu einem Scheiterhaufen aufzuschichten. Als er fertig war, hob Ravenor Essyias Leiche auf und legte sie auf das Holz.
„Sie ist so leicht, weil ihre Seele von ihr gegangen ist“, sagte Ravenor, dann hauchte er: „Ich liebe dich, kleine Fee.“ Dann trat er vom Scheiterhaufen zurück und Eryn setzte ihn in Brand. Schweigend standen sie nebeneinander und nahmen Abschied.
Essyia wird in unseren Gedanken weiterleben. Sie war eine treue Gefährtin und für Ravenor... die Welt.
Ravenor starrte in die Flammen, bis das Feuer ganz heruntergebrannt war. Sein Gesicht glich einer starren Maske der Trauer. Er hatte keine Tränen mehr. Nie wieder höre ich ihre Stimme. Teile keine glücklichen Momente mehr mit ihr. Sie war die Liebe meines Lebens. Es wird nie mehr so sein wie früher, jetzt, da sie für immer gegangen ist.
In seinem Inneren blieb nur eine unendlich tiefe Leere zurück. Genauso wie von dem heruntergebrannten Feuer nur die glimmende Asche zurückblieb, die der Wind bald verwehen würde.
Ravenor merkte nicht einmal wie Eryn ging und das Nötigste aus ihrem Lager holte. Erst als der junge
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