Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
meinen Schüler nicht zum Spaß. Nur im äußersten Notfall benutze ich die Verbindung des Bannes. Er ist ein guter Junge und mit der vierten Stufe bereits in den Kreis der Magier aufgestiegen. Eryn hat sich wirklich gut entwickelt, das muss man schon sagen. Nicht zuletzt durch meinen Einfluss.“
Er spricht von dem Jungen fast wie ein Vater von seinem Sohn. Der Junge hat ihn tatsächlich etwas verändert, aber leider nicht genug. „Es wird nicht nötig sein, Eryn so sinnlos zu bestrafen. Wir werden abwarten bis er zurückkommt. Wenn deine Überlegungen stimmen, wird dies ja schon bald sein. Ich werde erst einmal nach Aleroth zurückkehren und komme dann morgen wieder, natürlich mit deiner Erlaubnis.“ Das war eine reine Höflichkeitsfloskel und Meister Raiden entgegnete ebenso höflich: „Meister Elderon, mein Haus ist Euer Haus. Kommt und geht wie es Euch beliebt.“ Wie auch hätte er den obersten Magier aussperren können. Meister Elderon sicherte sich jedoch noch zusätzlich ab: „Ach ja und sorge dafür, dass ich das Tor hier unbeschadet benutzen kann. Du weißt schon, die Schutzzauber und dergleichen, damit ich nicht ständig vorneweg anfragen muss, wenn ich hierherkommen möchte. Am besten begleitest du mich zum Tor und kümmerst dich gleich darum. Anschließend wartest du in deinem Schlafzimmer auf meine Rückkehr morgen früh. Ich möchte mir die gesamten Unterlagen zum Nimrodzauber genauestens ansehen.“ Das waren keine höflichen Bitten, sondern alles Befehle, die mit dem Seelenbann gesprochen worden waren. Die schönen Floskeln änderten nichts an dem Inhalt. Hausarrest für Meister Raiden und uneingeschränkter Zugang nach Naganor für den Herren von Aleroth.
Als Prinz Raiden schließlich alleine in seinem Schlafgemach war, da fiel seine Maske der Selbstbeherrschung und er ließ seinen Gefühlen freien Lauf.
„Verdammte Scheiße. Die Poxe am Arsch der Dämonen. Gefangen in meinem eigenen Haus und nun kann ich vor Meister Elderon zu Kreuze kriechen. Das kotzt mich dermaßen an.“ Sein kleiner Wutausbruch konnte auch nichts an den Tatsachen ändern und er wurde wieder nachdenklich. Wenn er nun Augen und Ohren hier versteckt hat. Besser ich schweige mich aus. Meine Gedanken kann er so wenigstens nicht lesen. Ich hab’s dem Drachen gesagt, dass das passieren könnte. Aber Seiner Erhabenheit ist das ja egal. Für den Flattermann ist das alles nur ein unterhaltsames Spiel um seine triste Langeweile zu vertreiben – für mich geht es dabei um alles. Ich hatte wirklich Hoffnungen den verdammten Bann brechen zu können. Der Drache hat es mir versprochen, im Austausch gegen den Schlüssel. Das konnte ich wenigstens vor Elderon verbergen. Solange er nicht die richtigen Fragen stellt, wird er davon auch nichts erfahren.
Noch ist nicht alles verloren, nur meine Chancen stehen nun erheblich schlechter. Neue Pläne müssen her. Ob Meister Elderon selbst den Kristall benutzen wird? Ich denke, er wird zunächst abwarten. Das tut er immer. Warten, bis Eryn zurückkommt. Das wäre fatal. Der Junge ist zu gutgläubig und verrät sich zu schnell durch seine Gedanken. Außerdem ahnt er nicht, was hier gerade passiert ist. In ein, zwei Tagen kehrt er sicherlich zurück und dann sind all meine Hoffnungen zerstört.
Doch Eryn kam nicht wie erwartet. Weder am nächsten noch am übernächsten Tag kehrte er zurück. Weil Eryn ja mit seiner verkümmerten Ader Gold im Nimrod festsaß.
Währenddessen hatte Meister Raiden täglich das zweifelhafte Vergnügen mit Meister Elderon, der ihn dann auch noch zwang seine Untertanen auf Distanz zu halten. Offiziell sollte ihn keiner stören und dazu sicherte er einen von Meister Elderon vorgegebenen Bereich im Turm mit Magie. Nur eine unmagische Person durfte ihm das Essen in einen Raum bringen, wobei er selbst nicht anwesend sein durfte. Telepathieren verboten. Der Torraum gesperrt. Kontakt nach außen vereitelt. Einzige Ansprache: Der ach so gütige Meister Elderon. Der einzige Lichtblick: Sie kamen wirklich vorwärts, was den Nimrodzauber betraf und die Wirkungsweise begann sich ihnen zu offenbaren.
Immer wieder fragte Meister Elderon nach Eryn, doch dazu konnte Meister Raiden beim besten Willen nichts sagen. Denn auch er wusste nichts über den Verbleib seines Schülers. War Meister Raiden zunächst recht froh über diesen Umstand gewesen, so machte er sich nun doch langsam Sorgen. Eryn hätte sich schon längst melden müssen. Was hält ihn im Nimrod? Ich hätte
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